Er tut es schon zum zweiten Mal. Im September, bei der Handelskammer in Zug, da redete UBS-Chef Sergio Ermotti der Bankenregulierung das Wort. Konkret: Die Schweiz könne sich ein Vorbild am Senior-Management-Regime im Ausland nehmen. Gestern Abend an der Universität Zürich doppelte er nach. Die Schweiz sollte sich überlegen, das Topkader stärker in die Pflicht zu nehmen. «Ähnlich wie in Grossbritannien.»

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Das überrascht. Und es widerspiegelt einen krassen Sinneswandel, denn in UBS-Ära «Ermotti I», da tönte es noch ganz anders. Da machte der Tessiner nie einen Hehl daraus, wie wenig er von noch mehr Bankregulierung hält, nämlich wenig bis nichts. 2017 drohte er gar mit dem Verschieben der UBS-Bankzentrale ins Ausland, falls weiterreguliert werde. «Ich bin Schweizer, ich will, dass die UBS in der Schweiz bleibt. Doch nichts ist zu 100 Prozent sicher», donnerte er. Und löste mit seiner Kritik an der Regulierungsbehörde Finma einen nationalen Sturm aus.

Was das Senior-Manager-Regime bringt

In der UBS-Ära «Ermotti II» tönt es nun ganz anders. Da kann er sich das Senior-Management-Regime, wie es in Grossbritannien gilt, durchaus vorstellen, um wild gewordene Banker in die Pflicht zu nehmen und abzustrafen. Und diese Regime, seit 2016 in Kraft, hat es in sich: Dem obersten Management einer Bank wird viel stärker auf die Finger geschaut, und es kriegt es mit dem Aufseher zu tun, wenn es sich nicht an die regulatorischen Vorgaben hält. Zudem bietet das Regime Rückgriffmöglichkeiten aufs Salär bis sieben Jahre.

Und es reguliert vieles mehr, etwa: Banker mit Senior-Management-Funktionen müssen sich jedes Jahr neu von der Aufsichtsbehörde Prudential Regulation Authority (PRA) oder Financial Conduct Authority (FCA) zertifizieren lassen. Weiter ist eine klar definierte Managergruppe, die unter dieses Zertifizierungsregime fällt, auch beim Lohn reguliert. Ihr flexibler Anteil bei der Kompensation darf maximal das Zweifache des fixen Lohnanteils betragen. So soll der Hunger auf ein übermässiges Risiko gedämpft werden.

Das alles findet offenbar Ermotti tauglich in der Schweizer Bankenregulierung. Der Niedergang der Credit Suisse, ausgelöst durch das Serienversagen des Topmanagements, muss ein Umdenken beim UBS-Chef ausgelöst haben. Ja, Banker, die über die Stränge hauen, sich nicht an Vorgaben halten und fahrlässig handeln, müssen von der Finanzpolizei – und der Firma – hart angepackt werden.

Über derlei Möglichkeiten denkt derzeit auch die Finma und die Bundespolitik nach. Wenn sogar die UBS-Spitze ein stärkeres Durchgreifen postuliert, steigt die Chance, dass die Finma am Schluss tatsächlich scharfe Zähne kriegt. Wünschenswert ist es.

Stefan Barmettler HZ
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