Die Koryphäen der Anti-Geldwäscherei-Institutionen waren gekommen, Experten aus den USA, Russland und Grossbritannien. Und August Hanning, Ex-Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), trat im Beisein von Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein als Star-Redner ans Pult. Zur Feier des zehnjährigen Bestehens der liechtensteinischen Financial Intelligence Unit (FIU) am 9. November war der Tenor klar: Liechtenstein gilt heute unter den Anti-Geldwäscherei-Behörden weltweit als Musterbeispiel für eine funktionierende, erfolgreiche Einheit. Der Ritterschlag: Ihr Leiter René Brülhart wurde zum Vize der Egmont Group ernannt, der Weltorganisation der Geldwäscherei-Behörden.

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Umso erstaunlicher war Hannings Eingeständnis: «Wir haben heute in Deutschland grosse Geldwäsche-Probleme. Im Immobiliensektor werden grosse Geldsummen krimineller Organisationen gewaschen.» Die Behörden seien machtlos, weil der Immobilienhandel keiner Geldwäschereikontrolle unterstellt sei. «Mafia-Organisationen aus Italien, Osteuropa und Vietnam nutzen Deutschland als Ruheraum», so Hanning. Die Gangs steckten ihre kriminellen Erlöse in Immo-Investments, und die Bürger bemerkten davon erst dann etwas, wenn sechs Menschen durch die Kugeln von Mafiakillern stürben, wie im August 2007 in Duisburg.

Ein spätes Eingeständnis: Die Deutschen wurden im Fürstentum bisher als Ankläger wahrgenommen. Hanning selbst versetzte Anfang 2000 Liechtenstein in den Ausnahmezustand. Mit einem Bericht, der nichts weiter als eine Ansammlung falscher Anschuldigungen eines betrügerischen Informanten war. Dennoch löste der Bericht im Kleinstaat eine Reform der Aufsicht aus.

Heute stehen die Deutschen bei den Geldwäschereibekämpfern am Pranger. Zuletzt wurden sie von der OECD dafür kritisiert, dass ihre Behörden nur schlecht oder mangelhaft funktionierten. Mehrfach haben sich die Deutschen auch in grossen Fällen blamiert. Im Siemens-Korruptionsfall war von den Behörden kein einziger Verdacht gemeldet worden, obwohl viele illegale Transaktionen über das deutsche Bankensystem liefen. Der entscheidende Ermittlerhinweis kam – aus Liechtenstein.