Vergangene Woche referierte der Bundesrat Beat Jans an einer Konferenz zum Thema Regulierung von künstlicher Intelligenz in der Schweiz. Für ihn symbolisiert KI den Januskopf aus der römischen Mythologie, der für Dualität und Zwiespältigkeit steht.

Genau wie die KI: Sie kann helfen, Hürden zu meistern, sie kann aber auch zur Gefahr für die Freiheit und Rechte von Bürgerinnen und Bürgern werden. Dazu zitierte der Bundesrat den Philosophen Theodor W. Adorno: «Nicht die Technik ist das Problem, sondern ihre Verfilzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, von denen sie umklammert wird.»

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Und genau da liegt der Kern des Problems: Künstliche Intelligenz ist die Realität, sie ist im Alltag angekommen. Sie beherrscht Gespräche beim Feierabend, Enkel erklären der Oma, wie sie Chat GPT nutzen kann, KMU ersetzen ihre teuer gekauften Bilder durch eigene KI-Kreationen, und in der Folge hallt der Ruf nach Regulierung immer lauter.

Nur: Bei all der Faszination für die neuen technologischen Möglichkeiten und den Sorgen wegen ihrer Folgen bleibt oft unklar, wie die künstliche Intelligenz konkret eingesetzt werden soll und darf. Darf eine Angestellte eine Mail mit Chat GPT verfassen oder mit Deepl ihre Kundenantwort übersetzen?

Firmen haben keine Antworten

Auf diese und viele andere Fragen haben Firmen heute keine Antworten. Und sie erhalten sie auch nicht von regulatorischer Seite – weil die Anwendungsbeispiele fehlen.

Es ist eine Huhn-oder-Ei-Frage: Regulieren, obwohl das Potenzial erst jetzt richtig Fahrt aufnimmt? Oder abwarten, bis es vielleicht zu spät ist? Zwar wurde vorletzte Woche der europäische AI Act verabschiedet, doch bis dieser effektiv Anwendung findet, gehen bereits wieder zwei Jahre ins Land, gepaart mit rasanten technologischen Fortschritten im KI-Bereich.

Firmen sind deshalb gut beraten, selber aktiv zu werden. Es gibt Firmen, die mit gutem Beispiel vorrangigen. Darunter die Versichererin Mobiliar. Sie hat ein hauseigenes Mobi-Chat-GPT eingeführt, damit interne Daten nicht nach aussen gelangen. Das ist lobenswert und vorbildlich – steht aber nur Firmen offen, die auch das nötige Kleingeld besitzen.

Alle anderen schwimmen im Moment mit und versuchen, eigene Lösungen zu finden. Das rigorose Verbot von KI-Tools, wie es viele erlassen, ist keine Option, denn im Homeoffice besteht eine Schatten-IT-Welt. Mitarbeitende speisen Midjourney oder Chat GPT einfach auf dem privaten Computer mit Firmendaten. Ausserdem profitieren Firmen davon, wenn ihre Mitarbeitenden lernen, mit dieser Zukunftstechnologie umzugehen.

Es braucht greifbare Anweisungen von der Führungsetage, was erlaubt ist und was nicht. Im Falle von Verboten benötigen Mitarbeitende Alternativen. Eine interne Umfrage, welche Tools sich die Mitarbeitenden wünschen, ist ein erster Schritt. Darauf basiert dann alles Weitere. Denn zu regulieren, ohne die Bedürfnisse zu kennen, bringt nicht viel. Und verbaut denn auch mögliche Chancen, statt dass es potenzielle Probleme verhindert.

Tina Fischer
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