Immer mehr europäische Unternehmen ziehen eine Notierung in den USA in Betracht. Jüngstes Beispiel: Der Schweizer Zementriese Holcim hat vor, das Nordamerika-Geschäft abzuspalten.

Diese Entwicklung zeigt laut der Schweizer Börse, dass sie mehr tun muss, um die Beziehungen zu ihren Mitgliedern zu verbessern. «Wir nehmen unsere Emittenten oder unsere börsennotierten Unternehmen manchmal etwas zu sehr als selbstverständlich hin. Wir müssen geschäftsorientierter vorgehen», sagte Jos Dijsselhof, Chef der SIX Group, in einem Interview mit «Bloomberg».

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Holcim kündigte diese Woche an, dass das Nordamerikageschäft abgetrennt und in New York an die Börse gebracht werde, um eine höhere Bewertung für den Bereich zu erzielen. Die Verlagerung in die USA unterstreicht die Herausforderung, vor der nicht nur grosse Börsen wie die London Stock Exchange stehen, sondern auch kleinere Handelsplätze in Europa, wo sich die Liquidität verschlechtert hat.

CRH, ein weiteres Baustoffunternehmen, hat seine Börsennotierung im vergangenen Jahr von London nach New York verlegt. Zudem hat die Madrider Ferrovial den Prozess für eine Notierung ihrer Aktien in den USA eingeleitet. Ferrovial ist derzeit an der spanischen Börse notiert, die sich mehrheitlich im Besitz der Six befindet.

Hohe Steuerlast als Nachteil für Europas Börsen

«Ich sehe darin keinen grösseren Trend, aber ich denke, wir müssen kontinuierlich an der Wettbewerbsfähigkeit Europas arbeiten», sagte Dijsselhof. «Das ist also mein Hauptaugenmerk.» Er sehe angesichts der Grösse des Holcim-Geschäfts in den USA den Sinn der Abspaltung. Die Steuersituation in Europa sei nicht hilfreich. «Das liegt aber ausserhalb unseres Einflussbereichs.»

Wo die Börse mehr tun könne, sei beim Aufbau von Beziehungen. Die SIX habe bereits mehr Leute eingestellt und führe weitere Gespräche.

«Die Börsen in den USA sprechen ständig mit allen Aufsichtsratsvorsitzenden und den Boards. Sie sind viel näher an den Unternehmen dran als wir», sagte Dijsselhof. «Wir müssen etwas mehr in unsere Fähigkeiten investieren und näher an den Unternehmen sein, mehr mit ihnen reden und ihre Ziele verstehen.»

(bloomberg/mth)