Eine Umfrage des Forschungsinstituts Gfs.Bern bestätigte diese Woche eine lang gehegte Vermutung: Das Wehklagen betreffend des Wohnungsmangels ist ein zutiefst zürcherisches Thema. Den Rest der Schweiz beschäftigt es wenig bis gar nicht. Die Umfrage zeigte auf, dass der Anteil der Befragten, die stark befürchten, dass sie sich in naher Zukunft keine Wohnung mehr leisten können, in der Region Zürich mehr als viermal so hoch ist wie in anderen Ballungszentren. Rund 48 Prozent der Zürcher und Zürcherinnen gaben an, dass sie sich Gedanken zum Thema Wohnungsknappheit machen, in Basel sind es nur 16, in Bern 12 und in Genf schlappe 5 Prozent.

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Natürlich kann nicht wegdiskutiert werden, dass die Wohnsituation in den Grosszentren angespannt ist. Wohnen steht schon längst auf dem Sorgenbarometer der Schweizerinnen und Schweizer. Die Bilder von Hunderten von Menschen, die für eine Wohnungsbesichtigung anstehen, belegen die Misere. Aber sie demonstrieren eben auch die Macht der Bilder.

«Wohnungsknappheit ist ein medial aufgeheiztes Thema», sagt Gfs.Bern-Studienleiter Lukas Golder. Die grossen Medienhäuser sitzen in Zürich, sie berichten aus und über Zürich. Aber eben, Zürich ist nicht  –  auch wenn wir das oft meinen – der Nabel der Welt. Es gibt keine flächendeckende Wohnungsknappheit. Im Jura, in Solothurn oder St. Gallen etwa herrschen paradiesische Zustände für die Wohnungssuche. Dort gibt es nicht nur genügend freie Wohnungen, auch sind die Preise gesunken.

Die aufgeheizte Atmosphäre nehmen zahlreiche Rot-Grün-Politikerinnen und -Politiker zum Anlass, sich bei der geneigten Wählerschaft zu profilieren. Staatliche Überprüfungen der Renditen sollen es richten, der Ausbau des gemeinnützigen Wohnungsbaus und Vorkaufsrechte für die öffentliche Hand. Kaum ein halbes Jahr vergeht, in dem nicht wieder eine neue Sau, sprich ein neues Volksbegehren, durchs Niederdörfli gejagt wird.

Dabei sieht man an den Beispielen von Genf und Basel, was zu viel an Regulierung zur Folge hat: Genf hat heute die höchsten Mieten der Schweiz. Es wird nicht mehr gebaut und nicht mehr saniert. Dabei wäre genau das nötig, um die angespannte Situation zu entschärfen. Mit einem grösseren Angebot würde zudem ein weiteres Problem gelöst werden: die hohen Anfangsmieten. Lassen wir uns also nicht von der Panikmache der Politik anstecken.

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Carmen Schirm-GasserMehr erfahren