Ein beeindruckender Werdegang, Wurzeln im Wallis, dazu eine starke Affinität zu Wirtschaft und Menschlichkeit: Was auf die Groupe Mutuel zutrifft, charakterisiert auch Karin Perraudin als Führungsperson. Der Wunsch, eine strategische Rolle in einem nationalen Unternehmen mit Ursprung im Wallis zu übernehmen und die Groupe Mutuel zukunftsfähig aufzustellen, hat sie motiviert, 2014 den Vorsitz des Verwaltungsrats der Unternehmensgruppe zu übernehmen. 
«Die Groupe Mutuel hat sich aus kleinen Anfängen mit einer erstaunlichen Erfolgsgeschichte  hin zum drittgrössten Versicherer im Land entwickelt. Das hat mich inspiriert und fasziniert», erinnert sie sich. Die ersten Jahre im Unternehmen waren dann allerdings nicht einfach. Konsolidierung, Stärkung der Governance und Überarbeitung der Prozesse standen an – eine Herausforderung für die Ökonomin und diplomierte Wirtschaftsprüferin. Ihre berufliche Expertise im Bankbereich und zwölf Jahre Tätigkeit im Verwaltungsrat der Walliser Kantonalbank inklusive Erfahrung als VR-Vorsitzende waren hilfreich, um das Unternehmen in dieser Phase voranzubringen.

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Netzwerk als Karriere-Booster

Zu- und anpacken, dabei Teil von etwas Sinnvollem sein: Das war Karin Perraudin schon in jungen Jahren wichtig. Die Tochter einer Unternehmerfamilie engagierte sich intensiv in politischen und sozialen Gremien im Kanton Wallis. «Das so aufgebaute Netzwerk an Kontakten war letztlich auch ein Türöffner für mein erstes VR-Mandat bei der Walliser Kantonalbank im Alter von 28 Jahren», ist sie überzeugt. Der VR-Vorsitz bei der Bank sowie weitere VR-Mandate bei der Genossenschaft Fenaco und dem Flughafen Genf eröffneten dann neue Möglichkeiten für eine Karriere im strategischen Management. 
«Mir geht es darum, aktiv und kreativ etwas Neues zu erschaffen und nicht nur wachsam Entwicklungen zu beobachten und darauf zu reagieren», beschreibt sie ihr Anliegen. Als Führungsperson sieht sich Karin Perraudin als jemand, der «anspruchsvoll, gleichzeitig menschlich und teamorientiert ist und auf Partizipation setzt». Ihre Karriere habe sie jedoch nie konkret geplant, sondern erlebte sie als eine Mischung aus «richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit», Glück und persönlichen Fähigkeiten. Das wirkt nachhaltig: «Nach 20 Jahren bin ich immer noch da; ein ethisches und faires Verhalten ist sicherlich der Grund dafür.»

Einfach machen

Was bedeutet Erfolg? «Anders sein, Dinge agil umsetzen und letztlich einen wirtschaftlichen Wert für das Unternehmen schaffen», lautet ihre Definition. Ihre Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: Seit 2014 wurden bei der Groupe Mutuel wichtige strategische Entscheide getroffen – zum Beispiel 2015 die Übernahme von Supra-1846, ein Krankenversicherer aus Lausanne. Oder 2018 der Wechsel der Rechtsform von einer Association d’assureurs zu einer Holdinggesellschaft mit dem Ziel, eine neue vereinfachte Struktur und mehr Transparenz zu schaffen. Schliesslich 2019 die Fusion der Vorsorgestiftungen Groupe Mutuel Vorsorge und der Walliser Vorsorge (MVP). Diese katapultierte das Unternehmen mit 2700 angeschlossenen Unternehmen und mehr als 2 Milliarden Franken verwaltetem Vermögen in eine neue Dimension. Heute zählt die Groupe Mutuel mit mehr als 1,3 Millionen Versicherten zu den grössten Krankenversicherungen in der Schweiz und ist ein relevanter Player im Bereich der beruflichen Vorsorge und der Lebensversicherung.

Macht? Einfluss!

Karin Perraudin zählt mittlerweile nach Einschätzung bestimmter Medien zu den mächtigsten Frauen des Kantons Wallis. «Mächtig» ist allerdings ein Wort, mit dem sie wenig anfangen kann. «Das passt nicht zu mir. Macht ist oft kurzlebig», sagt sie und wählt lieber «verantwortungsbewusst» als wichtige Eigenschaft. Als VR-Präsidentin gehe es ihr vor allem darum, gemeinsam mit den leitenden Gremien geeignete Visionen und Strategien zu finden, um die Groupe Mutuel erfolgreich in die Zukunft zu führen. «Dazu nutze ich mein Know-how, moderiere Diskussionen, fordere die Organisations heraus und mache auch meinen Einfluss geltend – damit wir letztlich einen zielführenden Weg einschlagen und die finanziellen Mittel dafür bereitgestellt werden.»