Das Erfreuliche vorweg: Wir werden immer älter. Mit der längeren Lebenserwartung steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, an einer chronischen Krankheit zu leiden. Bei den über 85-Jährigen ist heute eine von drei Personen pflegebedürftig, bei den über 90-Jährigen ist jede zweite Person auf fremde Hilfe angewiesen. In vielen Fällen sind es Demenz-Erkrankungen, die einige Jahre vor dem Ableben auftreten. Mit anderen Worten: Der demografische Wandel und neue Krankheitsbilder sorgen für höhere Kosten in der Langzeitpflege.

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Die stationäre und ambulante Pflege schlägt derzeit mit über 15 Milliarden Franken zu Buche. Dabei steigt die Ausgabenkurve steil nach oben. Das Gesundheitsobservatorium Obsan veranschlagt diese Aufwendungen für 2030 auf 20 Milliarden und 2050 gar auf 50 Milliarden Franken. Trotzdem bleibt das Problem der Pflegefinanzierung ungelöst. Sämtliche politischen Vorstösse für eine obligatorische Pflegeversicherung nach dem Umlage- oder Kapitaldeckungsverfahren wurden bisher blockiert.    

Interessantes Betätigungsfeld

Innovative Finanzierungsmodelle sind gefragt. Heute übernehmen Krankenversicherer die medizinischen Behandlungskosten für Pflegebedürftige. Die weiteren Kosten, speziell für Unterkunft und Verpflegung, werden jedoch von den einzelnen Patienten oder dem Staat via Ergänzungsleistungen getragen. Gemäss der McKinsey-Studie «Die Zukunft der Krankenzusatzversicherung in der Schweiz» wäre der zunehmende Pflegebedarf ein interessantes Betätigungsfeld für private Zusatzversicherungen. Davon würden aber die meisten Versicherer Abstand nehmen – aus Angst vor den künftig anfallenden Kosten. Weil die Branche im Bereich der Grundversicherung politisch vehement gegen eine zusätzliche Übernahme von Pflegekosten kämpfe, könnte eine andere Haltung in der Zusatzversicherung unglaubwürdig erscheinen, diagnostizieren die Studienautoren.   


Private Pflegeversicherung fristet Nischendasein

Die Langzeitpflege ist teuer. Bereits jede zweite Person in einem Pflegeheim bezieht Ergänzungsleistungen. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung in einem Heim belaufen sich zwischen 6000 und 8000 Franken pro Monat, bei luxuriöseren Häusern sind es auch  mehr als 10'000 Franken. Ergänzungsleistungen können nur beansprucht werden,  wenn diese Aufwendungen  über dem Renteneinkommen liegen und nicht genügend Vermögen vorhanden ist.

Wer als Einzelperson 100 000 Franken angespart hat oder als Paar 200 000 Franken, erhält keine Ergänzungsleistungen. Private Pflegeversicherungen sind in der Schweiz noch kaum verbreitet. Der Anteil am inländischen Gesundheitsmarkt wird auf etwa 0,4 Prozent geschätzt. Auch in vielen OECD-Ländern fristet die private Pflegeversicherung ein Nischendasein, einzig in den USA, Japan oder Frankreich hat sich diese Absicherung im Alter mit einer Quote von bis zu 15 Prozent besser etabliert


Kaum Vergleichsmöglichkeiten 

Die private Zusatzversicherung für die Pflege hat allerdings ihren Preis. Die monatlichen Prämien für solche Produkte bewegen sich zwischen 50 bis 350 Franken, je nach Deckungsgrad. Experten bemängeln zudem, dass es für Interessenten bei dem unterschiedlichen Leistungsangebot kaum Vergleichsmöglichkeiten gibt. Die von der Assekuranz offerierten Produkte sind nur punktuell eine Lösung.

Interessant ist eine solche Police für Gutverdienende und Leute, die ein grosses Vermögen im Alter schützen wollen. Eine Langzeitpflege lässt sich mit der aktuellen Auswahl auf dem Versicherungsmarkt aber nicht vernünftig absichern. Dabei würden sich in einem zunehmend digitalen Markt neue Möglichkeiten für private Pflegeversicherungen eröffnen, vor allem für die rasch wachsende Altersgruppe der Über-65-Jährigen. Insgesamt sind derzeit zu wenige Konzepte der Versicherer im Angebot, und ein Zuschnitt auf die individuelle Lebenssituation des Kunden fehlt.       

Die Innovationen geschehen bei der privaten Pflegeversicherung vorderhand in kleinen Schritten. Gewisse Krankenkassen und Lebensversicherer bieten Zusatzpolicen für die Langzeitpflege und weitere Dienstleistungen. Abhängig von der Prämienhöhe werden ungedeckte Kosten für die Hotellerie im Pflegeheim übernommen. Möglich sind auch periodische Geldleistungen, abhängig von der nachgewiesenen Pflegebedürftigkeit. Offensiv beworben werden solche Produkte aber nicht. Demografische Verschiebungen sorgen bei den Versicherern wegen möglicher hoher Kosten in der Zukunft für Zurückhaltung.