Es war lange sehnsüchtig erwartet worden und am 17. November war es dann auch so weit: Mit dem Start des Shanghai-Hongkong-Stock-Connect-Programms vor rund acht Monaten konnten ausländische Anleger Aktien direkt an der Börse Shanghai handeln. Der Rest ist bekannt: Bereits sechs Wochen nach Freigabe der Börse bis Ende 2014 kletterten die Kurse am chinesischen Börsenplatz um knapp 30 Prozent von rund 2600 auf über 3300 Punkte.

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Und in den folgenden Monaten bis Mitte Juni ging es in Shanghai weiter nach oben. 5410 Punkte – ein Kursplus von bis zu rund 65 Prozent seit dem Jahresstart war drin. Seit der Liberalisierung des Marktes hatte sich der Index damit verdoppelt.

Zwar hat die Börse Shanghai von diesen Hochs inzwischen rund 25 Prozent abgegeben – eine willkommene Abkühlung der vorausgegangenen Übertreibung –, doch das interessiert eigentlich an dieser Stelle nicht.

Vietnam – da könnte ein Schub bevorstehen

Denn: Möglicherweise geht es mit der Börse Vietnam ab September ähnlich nach oben wie ein Jahr zuvor beim grossen Nachbarn im Nordosten. Bisher ist es im kleinen asiatischen Schwellenland so gewesen, dass ausländische Investoren dort maximal 49 Prozent an einer heimischen Firma halten durften. Auch beim Kauf von Aktien gibt es oft Extra-Gebühren von 15 Prozent auf den Aktienkurs.

Vor wenigen Wochen hat dann aber das Wirtschaftsministerium in Hanoi die internationalen Investoren überrascht. Schon ab 1. September sollen die bisherigen Beteiligungsobergrenzen entfallen. Lediglich Unternehmen aus Sektoren mit besonderer nationaler Bedeutung, beispielsweise aus dem Bankensegment, bleiben reguliert. Bei Banken gelten 30 Prozent als Obergrenze für ausländische Investoren.

Börse Vietnam: Bisher kaum gestiegen, aber internationales Interesse nimmt zu

Bisher sind die Kurse am Aktienmarkt mit dem Vietnam Hanoi Stock Exchange Index noch nicht gestiegen. Nach Bekanntgabe der Liberalisierungspläne Anfang Juli machte der Index zwar einen kleinen Sprung von rund 85 auf 89 Punkte, er hat inzwischen aber sein Ausgangsniveau wieder erreicht. Immerhin zeigen sich ausländische Investoren in diesem Jahr generell interessierter an vietnamesischen Aktien. So kauften internationale Anleger in den ersten sechs Monaten bereits für rund 233 Millionen Dollar Aktien des Landes. Das ist in etwa doppelt so viel wie im Gesamtjahr 2014.

Derzeit ist der Aktienmarkt tatsächlich noch fest in heimischer Hand. 90 Prozent der Aktien sind bisher von Vietnamesen oder von Unternehmen mit Sitz im Land gehandelt worden. Da der Markt vergleichsweise eng ist, könnte der Zustrom ausländischer Gelder ab September an den beiden Börsenplätzen in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt aber einen Boom auslösen. So liegt die Marktkapitalisierung der Börse in der Hauptstadt Hanoi lediglich bei rund sieben Milliarden Dollar, die Börse in Ho Chi Minh – der grössten Stadt im Land – ist mit etwa 60 Milliarden Dollar immerhin rund achtmal so hoch. Aber zum Vergleich: Allein Nestlé, aus dem SMI, kostet an der Börse rund 240 Milliarden Dollar – also etwa viermal so viel wie der gesamte Marktwert aller in Ho-Chi-Minh-Stadt gelisteten rund 300 Unternehmen.  

Vietnam – hohes Wachstum: Jetzt …

Angesichts dieses Umfelds könnte es durchaus Sinn machen, auf schnelle Kursgewinne in Vietnam zu setzen. Möglich ist das beispielsweise mit einem Vietnam-ETF (ISIN: LU0322252924), der sich auf die in Ho Chi Minh gelisteten Titel konzentriert oder mit einem Index-Tracker auf den Vietnam Total Return Index (ISIN: CH0030263922).

Aber unabhängig von einem möglicherweise schnellen oder sehr hellen Strohfeuer wie an der Börse Shanghai nach der Marktöffnung für Ausländer – Vietnam ist für mittel- bis langfristig orientierte Anleger auf dem aktuellen Kursniveau auf jeden Fall immer einen Blick wert. Die Wirtschaft wächst rasant. Seit dem Jahr 2000 legte die Wirtschaft im Land jährlich mit Raten zwischen 5,2 und 7,5 Prozent zu. Das vietnamesische Wirtschaftswunder fing allerdings schon 1986 an, als sich das Land nach dem Krieg langsam öffnete und sich zu einer sozialistischen Marktwirtschaft entwickelte. Innerhalb der letzten fünf Jahre seit 2009 hat sich dort auch das Pro-Kopf-Einkommen auf rund 2100 Dollar pro Jahr im 2014 verdoppelt.

… und hohes Wachstum auch ganz langfristig

Dann ist das Land mit seinen rund 95 Millionen Einwohnern als Mitglied in allen wichtigen internationalen Wirtschafts- und Handelsorganisationen wie WTO, Weltbank und IWF, APEC und AFTA sowie WCO vertreten. Das dürfte langfristig einen guten Export sichern. Immerhin konnte Vietnam im vergangenen Jahr bei einem Gesamtexport von 150,2 Milliarden Dollar einen Exportüberschuss in der Höhe von 2,1 Milliarden Dollar erwirtschaften. Kein Wunder, dass das Beratungshaus PwC PricewaterhouseCoopers das Land bis 2050 global betrachtet als eine der Top-Wachstumsregionen mit jährlichen Konjunkturzuwächsen von 4,5 bis 5,0 Prozent identifiziert hat. Da könnte sich ein langfristiges Investment tatsächlich auszahlen.