Die Europäische Union und die USA suchen verzweifelt nach Wachstum. Sinkende Wachstumsraten und stagnierende Einkommen mehren Zweifel am Fortschrittsglauben, der sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durchgesetzt hatte: Dass es unseren Kindern einmal besser gehen wird. In den Industrieländern grassiert der Wachstumspessimismus. Das Fehlen von bahnbrechenden Innovationen wird beklagt.

Der Wachstumspessimismus breitet sich aus, obwohl es noch keiner Generation vor uns je so gut ging wie der unsrigen. Die anhaltende Finanzkrise scheint den Blick auf das Wesentliche zu trüben. Die Armut geht weltweit schneller zurück denn je. Krankheiten verschwinden, die Lebenserwartung steigt. Das Wachstum der Weltbevölkerung nähert sich dem Wendepunkt. Gewalt und kriegerische Konflikte nehmen ab. Die Freiheit und der Zugang zu Bildung und Wissen nehmen zu.

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Es ist eine Ironie der Geschichte: Offenbar bezahlen wir für wachsende Möglichkeiten und steigende Lebensqualität mit einer steigenden Krisen- und Zukunftsangst.

Die Innovationskraft der modernen Gesellschaft ist am Ende viel stärker, als es momentan den Anschein macht. Wahrscheinlich sehen wir einfach das Licht am Ende des Tunnels noch nicht. Computer, Internet und Mobiltelefonie haben sich erst warmgelaufen. Zahlreiche Technologien stehen vor dem Durchbruch: Nanotechnologie, Neurowissenschaften, Genetik, künstliche Intelligenz, Solarenergie.

Vergangene Woche wurde das «Human Brain Project» der ETH Lausanne von der EU als prioritäres Forschungsprojekt ausgewählt. Mehr als 1 Milliarde Euro wird in den nächsten zehn Jahren in die Erforschung des menschlichen Hirns investiert. Niemand weiss, was dabei herauskommen mag. Aber es weckt Hoffnungen auf eine Innovationswelle.

In einem Werbespot des norwegischen Telekomanbieters Telenor liest ein 10-jähriges Mädchen in den 1950er-Jahren seinen «Aufsatz über die Zukunft» vor. Die Mitschüler lachen es aus, die Lehrerin schüttelt den Kopf, die Mutter rauft sich die Haare, der Psychiater macht sich Sorgen. Denn das Mädchen erzählt von einem Telefon, das so klein ist, dass man es in der Tasche tragen kann; mit dem man Nachrichten und Fussballspiele schaut, über Lautsprecher im Ohr Radio hört, Fotos macht, Spiele spielt und Mitteilungen verschickt.

Bedeutende Innovationen sind grundsätzlich nicht vorhersagbar. Das heisst nicht, dass es sie nicht mehr geben wird.