Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Devisen-Verkäufe verstärkt. Im dritten Quartal 2022 verkaufte die Notenbank Devisen im Wert von 739 Millionen Franken, wie aus am Freitag veröffentlichten SNB-Daten hervorging.
Ihre während Jahren üblichen Devisenkäufe zur Schwächung des Schweizer Frankens hatte die SNB davor im zweiten Quartal 2022 eingestellt. Im Zeitraum April bis Juni wurden erstmals Devisen verkauft – und zwar im Wert von noch fünf Millionen. Im ersten Quartal hatte die SNB noch für 5,7 Milliarden Devisen gekauft.
Im Jahr 2021 hatte die SNB gar Fremdwährungen in Höhe von 21,1 Milliarden Franken erworben, um eine unerwünschte Aufwertung des Frankens zu verhindern. Das war allerdings weit weniger als die massiven Interventionen im Coronajahr 2020 in Höhe von rund 110 Milliarden Franken.
Alles in allem sind seit 2015 rund 350 Milliarden Franken an Devisenkäufen zusammengekommen. Mitte 2022 türmten sich bei der SNB Devisenanlagen von 884 Milliarden.
Kehrtwende im Sommer
Während langer Jahre hielt die SNB den Schweizer Franken für «deutlich überbewertet» oder zu «hoch bewertet», weshalb sie am Devisenmarkt intervenierte. Mit dem Kauf von Fremdwährungen brachte sie daher Schweizer Franken in Umlauf. Der Plan: Durch das zusätzliche Angebot den Frankenkurs schwächen und die heimische Wirtschaft stützen.
In der Zwischenzeit hat die SNB eine Kehrtwende vollzogen: An der Lagebeurteilung von Mitte Juni erklärte sie erstmals, dass sie den Franken nicht mehr als überbewertet erachte. Denn der Franken habe sich handelsgewichtet abgewertet. Das ist geschehen, weil die Inflation bei den wichtigsten Handelspartnern im Vergleich zur Schweiz geradezu galoppiert.
Zwar bleibe die Nationalbank weiterhin am Devisenmarkt aktiv und wäre bei einer «übermässigen Aufwertung» bereit, Devisen zu kaufen, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan. Würde sich der Franken hingegen abschwächen, würde die SNB aber umgekehrt auch Devisenverkäufe erwägen. Das hat sie nun erneut umgesetzt.
Verbündeter gegen die Inflation
Denn die Frankenaufwertung ist ein «Verbündeter» der SNB. Sie hilft, die in die Schweiz importierte Inflation zu dämpfen. Die Notenbank kann die Aufwertung, falls nötig, durch Devisenverkäufe gar etwas beschleunigen.
In der Tat hat sich der Euro, die import- als auch exportseitig bedeutendste Rechnungswährung, in der Beobachtungsperiode Juli bis September von rund 1,00 auf knapp unter 0,97 Franken verbilligt. Auf der anderen Seite hat sich der US-Dollar um fast drei Rappen auf fast 0,99 Franken verteuert.
Gleichzeitig hat die SNB den Leitzins in diesem Jahr dreimal angehoben, auf 1,0 Prozent aktuell, nachdem sie ihren Leitzins mehr als sieben Jahre lang bei minus 0,75 Prozent gehalten hatte.
(sda/mth)