Die Strompreise steigen auch im kommenden Jahr kräftig. Rund 18 Prozent mehr zahlen dürfte ein mittlerer Haushalt in der Schweiz 2024 im Vergleich zum laufenden Jahr, wie die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) berechnet hat. Das macht gut 200 Franken aus.

Ein typischer Haushalt bezahlt im nächsten Jahr 32,14 Rappen pro Kilowattstunde für die Grundversorgung. Dies entspricht einer Zunahme um 4,94 Rappen pro Kilowattstunde oder 222 Franken übers ganze Jahr, wie die Elcom am Dienstag in Bern vor den Medien bekanntgab.

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Für die kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Netzkosten und die Energiepreise steigen auch hier weiter. Verglichen mit dem Jahr 2022 stiegen die Preise für Privathaushalte und Unternehmen im Mittel um 52 Prozent.

Grosse Unterschiede

In beiden Kategorien dürfte es auch im kommenden Jahr beträchtliche lokale Preisunterschiede geben. Im Kanton Wallis beispielsweise schwanken die Preise für einen mittleren Haushalt je nach Gemeinde von 10,22 Rappen pro Kilowattstunde (Zwischbergen) bis 42,26 Rappen pro Kilowattstunde (Steg-Hohtenn). Schweizweit am tiefsten in die Tasche greifen für den Strom müssen Bewohnende aus Braunau im Kanton Thurgau. Ein mittlerer Haushalt zahlt dort für die Grundversorgung 50,62 Rappen pro Kilowattstunde.

Kantonal betrachtet, werden die Konsumierenden in Neuenburg am stärksten durch die Strompreise belastet (37,41 Rappen pro Kilowattstunde), in Nidwalden am geringsten (21,98 Rappen pro Kilowattstunde). Ab sofort sind die Tarife 2024 der einzelnen Gemeinden und Verteilnetzbetreiber auf der Strompreis-Webseite der Elcom abruf- und vergleichbar.

Verschiedene Gründe

Grundlage für die Berechnung sind die Elektrizitätstarife der rund 600 Schweizer Netzbetreiber für das nächste Jahr. Die Tarife setzen sich zusammen aus den Netznutzungstarifen, den Energietarifen, den Abgaben an die Gemeinwesen sowie dem Netzzuschlag.

Dass die Tarife 2024 an vielen Orten noch einmal ansteigen, hat laut Elcom mehrere Gründe: Erstens war ein bedeutender Teil der Beschaffungen für 2023 noch vor dem Preisanstieg am Terminmarkt erfolgt. Zweitens werden die Kosten der Winterreserve über einen Zuschlag auf dem Netznutzungstarif an die Endverbraucher weitergereicht. Und drittens steigen die Netznutzungstarife aufgrund der vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) angehoben Kapitalverzinsung.

Die stark variierenden Stromtarife innerhalb der Schweiz seien vor allem auf grosse Unterschiede bei der Energiebeschaffung - also den Anteil Eigenproduktion sowie der Beschaffungsstrategie - zurückzuführen, schrieb die Elcom.

Gas beeinflusst die Preise

Wenn die sinkende Preisentwicklung auf den weltweiten Energiemärkten anhalte, könne man davon ausgehen, dass die Preise im Jahr 2025 wieder sinken würden, sagte Elcom-Präsident Werner Luginbühl. Wegen der grossen Schwankungen gebe es dafür aber keine Garantie.

Elcom-Vizepräsidentin Laurianne Altwegg hielt fest, dass die Elcom nur beschränkt Einfluss habe auf die Tarife. "Wenn die Strommarktbetreiber die Tarife korrekt an die Kosten angepasst haben, kann die Elcom nicht eingreifen."

Laut Urs Meister, Geschäftsführer des Fachsekretariats der Elcom, bestimmen insbesondere die Gaskraftwerke im Ausland den Strompreis in der Schweiz, obwohl nur ein Fünftel des Stroms in Europa mit Gas produziert werde. Gaskraftwerke deckten jedoch die Spitzen am Markt ab, weshalb sie so wichtig seien.

Kritik an hohen Gewinnen

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) bezeichnete die Ankündigung höherer Preise in einer Mitteilung als «vermeidbaren Strompreis-Hammer». Es dürfe nicht sein, dass die ausserordentlichen Massnahmen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit einseitig auf die Haushalte abgewälzt würden, während die Energiekonzerne Milliardengewinne erzielten.

Die Juso fordern einen Strompreisdeckel für die breite Bevölkerung und eine Steuer auf hohe Profite, um den Preisanstieg auszugleichen. Zudem solle die Strombranche ganzheitlich verstaatlicht werden. Diese Ideen dürften im bürgerlich dominierten Parlament jedoch keine Mehrheit finden.

(sda/dob)