Mit ihrer Luxusjacht steuerte Gianna Angelopoulos-Daskalaki die malerischsten Buchten und schönsten Inseln Griechenlands an. Die 55-jährige Ex-Politikerin räkelte sich in der Sonne, unternahm mit ihrem zwölf Jahre älteren Mann Theodoros Ausflüge aufs Festland und lud immer wieder prominente Besucher zu sich an Bord ein. Das Traumpaar der griechischen High Society empfing auf ihrem Herbsturlaub Ende September etwa den amerikanischen Starregisseur Steven Spielberg zum Diner auf einem 82-Meter-Nobelschiff.

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An kaum einer Figur scheiden sich die Griechen so sehr wie an der schwerreichen 55-jährigen Ex-Politikerin. Gianna Angelopoulos-Daskalakis Aufstieg in die griechische Elite – auch dank ihrer Heirat in die Reeder- und Stahlmagnatenfamilie – ist beispiellos. Keiner ihrer Schritte bleibt in Griechenland unbeobachtet. Sei es nun ein Galadiner am englischen Königshof oder der Segeltörn im Mittelmeer – die Klatschpresse ist dabei.

Panische Anrufe

Während sich die Angelopoulos an der ägäischen Sonne ausruhen, hat die Krise ihre Heimat voll im Griff. Das Land ächzt weiter unter der 150 Milliarden Euro schweren Schuldenlast. Nach wie vor droht dem Land der Ausschluss aus der Währungsunion. Und wer den Staat aus dem Schuldensumpf führen soll, ist noch immer offen. In dieser Krisenstimmung planen immer mehr Griechen ihre Zukunft ausserhalb des Landes. Kein Wunder: Wenn die Drachme tatsächlich wieder eingeführt werden sollte, würden sie einen Teil ihres Vermögens durch die Währungsreform verlieren.

Immobilienmakler in London berichten von reichen Hellenen, die seit kurzem panisch nach einer Luxusimmobilie in der Stadt suchen, um ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Doch nicht nur an der Themse schauen sich die Multimillionäre aus Griechenland um. Auch Luxus-Immobilienhändler in der Schweiz erhalten so viele Anfragen von reichen griechischen Bürgern wie nie zuvor.

Auch die schwerreiche Familie Angelopoulos zieht es in die Schweiz. Am 29. September gründeten sie in Genf still und leise die Angelopoulos Foundation. Im Handelsregister sind Gianna Angelopoulos-Daskalaki und ihr Mann Theodoros als Zeichnungsberechtigte eingetragen. Drei weitere Familienmitglieder sitzen im Stiftungsrat. Der Zweck der Angelopoulos Foundation ist überaus weit gefasst. Ziel der Stiftung ist es offiziell, Geld zu sammeln, um damit Stipendien und Projekte in den Bereichen Führung, Bildung, Gesundheit, Religion und Gemeindeentwicklung zu finanzieren.

Die Gründungsurkunde wurde indes mit dem Zusatz versehen, dass der Zweck, falls notwendig, zugunsten der Stifter angepasst werden kann. Dieser Zusatz ist nicht ungewöhnlich. Er erlaubt es, den Stiftungszweck zu ändern, falls er sich einmal überholt haben sollte und sich deshalb keine Begünstigten mehr finden lassen. Die Stiftung hat ihren Sitz bei der renommierten Anwaltskanzlei Lenz & Staehelin in Genf. Der zuständige Anwalt wollte zur Stiftung seiner prominenten Klienten keine Auskunft geben.

Die Neugründung ist nicht der einzige Hinweis darauf, dass die Angelopoulos ihren Lebensmittelpunkt zumindest juristisch immer mehr in die Schweiz verlagern. Aus der Gründungsurkunde, die der «Handelszeitung» vorliegt, geht hervor, dass die beiden Gründer und zwei weitere Familienmitglieder ihren Wohnsitz im mondänen Gstaad haben, das zur Berner Gemeinde Saanen gehört. Es ist ein Fakt, der in Griechenland bis anhin völlig unbekannt war – trotz des Fokus der Regenbogenpresse auf dem prominenten Milliardärspaar.

Domizil im Oberland

Im Saanenland sind die prominenten Nachbarn allerdings bislang völlig unbekannt. Ihre Wohnadresse befindet sich in einem Chalet mit Swimmingpool nur wenige Meter neben dem berühmten Fünfsternehotel Gstaad Palace. Laut der Gemeindeverwaltung ging die Immobilie bereits vor mehr als zehn Jahren durch Schenkung in den Besitz der Familie Angelopoulos über. Gerüchtehalber soll es zuvor im Besitz der Palace-Gründerfamilie Scherz gewesen sein.

Wie lange die Mitglieder der Familie Angelopoulos schon in Gstaad als Einwohner gemeldet sind, ist nicht zu erfahren. Der Lebensstil von Angelopoulos-Daskalaki und ihrem Mann dürfte es jedoch nicht einfach machen, ihren Lebensmittelpunkt tatsächlich im Saanenland zu haben. Rauschende Partys gibt es in der 7600-Seelen-Gemeinde ebenso wenig wie Ankerplätze für Luxusjachten.

Volkszorn gegen Reiche

Die dortigen Behörden nehmen es in Sachen Wohnsitz aber allgemein nicht immer ganz genau. Das zeigt der Fall des französischen Rocksängers Johnny Hallyday. Obwohl der Franzose einen Grossteil seiner Zeit ausser Landes verbringt, gilt das Berner Oberland als sein «Lebensmittelpunkt». Der Sänger machte politische Gründe für seinen Wegzug aus Frankreich verantwortlich, tatsächlich sollen aber steuerliche Gründe ausschlaggebend gewesen sein, wie die französische Presse seinerzeit berichtete. Der Fall Hallyday zog weite Kreise und beschäftigte nicht nur die Politik in Paris. In Frankreich ärgerten sich viele Bürger über den Schritt ihres Nationalidols.

Auch in Griechenland richtet sich der Volkszorn angesichts der tiefen Staatskrise inzwischen gegen die vermögende Diaspora. Vor allem die Parteien an den politischen Rändern versuchten Stimmung gegen die Superreichen zu machen, die sich ins Ausland abgesetzt haben. Und auch die Presse geht nicht zimperlich mit den ausserhalb der Heimat wohnhaften Milliardären um. So wurde etwa Peter Livanos, Erben der gleichnamigen Reeder-Dynastie, vorgeworfen, sich als Steuerflüchtling in der Schweiz zu verstecken. Dass Livanos seit Jahren hierzulande wohnt, spielt gegenwärtig keine Rolle. Er reiht sich in einen illustren Kreis schwerreicher Griechen in der Schweiz ein, zu denen die bekanntesten Namen des südeuropäischen Landes gehören: Onassis, Niarchos und Latsis (siehe Kasten).

Im Zentrum der Macht

Zumindest rechtlich gehört nun auch der Angelopoulos-Clan dazu. Patron Theodoros kennt die Schweiz bestens. Bevor er mit seiner Metrostar Management im Geschäft mit Öltankern ein Milliardenvermögen machte, studierte er an der Universität Zürich Betriebswirtschaft. In der Schweiz machten in der Vergangenheit auch immer wieder Gerüchte die Runde, dass er über einen Vermögensverwalter ein bedeutendes Aktienpaket an der UBS hält. Erhärten liess sich dies jedoch nie.

Trotz seiner unternehmerischen Erfolge steht seine Frau wesentlich stärker im Rampenlicht und hält die griechische Boulevard-Presse auf Trab. Mit Bewunderung und auch einer Portion Neid wurde in den vergangenen Jahrzehnten der stete Aufstieg der schillernden Juristin verfolgt. In den 80er-Jahren sorgte sie in der Athener Politik ein erstes Mal für Aufsehen. 1989 wurde sie für die Konservative Nea Demokratia ins Parlament gewählt – ein Parlament notabene, dem noch heute weniger als ein Fünftel Frauen angehören. 1990 heiratete sie ihren heutigen Mann und trat als Abgeordnete zurück. Ihrem Aufstieg tat das keinen Abbruch.

Den Durchbruch zur Vorzeigefrau Griechenlands brachte Gianna Angelopoulos-Daskalaki das Präsidium des Organisationskomitees der Olympischen Spiele in Athen 2004. Ihr wurde damals zugestanden, dass die Spiele am Ende doch noch zum Erfolg wurden – nachdem es zuvor riesige Verzögerungen gegeben hatte. «Das war Gianna, 100 Prozent», kommentierte damals Ex-IOK-Präsident Juan Antonio Samaranch.

Fehlgeschlagene Investition

Im Nachgang zu den Spielen wurde Angelopoulos-Daskalaki vom amerikanischen Wirtschaftsmagazin «Forbes Magazine» zu einer der 50 mächtigsten Frauen der Welt gewählt. Ihr standen die Türen zu den höchsten politischen Ämtern offen, und sie wurde gar als Premierministerin oder Präsidentin gehandelt. Politische Ämter hat sie jedoch nach ihrem Ausflug ins Parlament stets abgelehnt.

Trotz aller Erfolge ist das Paar nicht vor Rückschlägen gefeit. Mit der Übernahme der Zeitung «Eleftheros Typos» im Jahre 2006 übernahmen sich Gianna Angelopoulos-Daskalaki und ihr Mann. Drei Jahre später schlossen sie das renommierte Blatt und sorgten damit für einen Aufruhr im Lande. Die anderen Medienerzeugnisse solidarisierten sich gar mit der entlassenen Redaktion und streikten für 24 Stunden. Inzwischen erscheint die Zeitung wieder – unter neuen Eigentümern.

Und auch wenn sich die Klatschpresse noch so gerne auf Angelopoulos-Daskalaki stürzt. In Griechenland hat sie nicht nur Freunde. Der exaltierten Frau wird immer wieder vorgeworfen, viel Show in eigener Sache und wenig für das Land zu tun. Zudem wird ihr von der Boulevardpresse vorgehalten, sie beziehe trotz Milliarden in Griechenland als Ex-Parlamentarierin noch immer eine staatliche Rente.

 

Reiche Griechen In der Schweiz: Banker, Reeder und Rohstoffhändler

Athina Hélène Onassis
Die Enkelin des legendären Reeders Aristoteles Onassis wuchs im Engadin auf. Das Vermögen der 26-Jährigen wird von der «Bilanz» auf 3,5 Milliarden Franken geschätzt. Wobei unklar ist, ob sie die gesamte Erbschaft beanspruchen kann. Die Pferdeliebhaberin soll sich lange nicht für ihre griechischen Wurzeln interessiert haben. Nun will sie es in die hellenische Springreiter-Equipe schaffen. Sie ist mit dem brasilianischen Springreiter Alfonso Alvaro de Miranda Neto verheiratet.

Spiro Latsis
Zum Imperium des in Genf ansässigen Spiro Latsis gehören Erdölraffinerien, Immobiliengesellschaften und die European Financial Group (EFG). Über diese hält er Beteiligungen am Schweizer Vermögensverwalter EFG International und an der griechischen Eurobank EFG. Das geschätzte Vermögen der Familie beträgt 4,5 Milliarden Franken.

Erben Niarchos
Die Erben des Reeders und Kunstsammlers Stavros Niarchos gelten als äusserst grosszügig. So haben Philippe und Spyros Niarchos zusammen mit ihrer Schwester Maria Niarchos- Gouazé in Griechenland bedeutende Museen finanziert. Zudem gelten die N iarchos als die Retter der St. Moritzer Hotellerie und des Tourismus. Das Vermögen der Familie wird auf 2,5 Milliarden Franken geschätzt.

Nana Mouskouri
Die auch im deutschen Sprachraum bekannte Sängerin («Weisse Rosen aus Athen») hat rund 1600 Lieder aufgenommen und über 250 Millionen Tonträger verkauft und damit ein Vermögen von rund 150 Millionen Franken verdient. Mouskouris Herz schlägt zwar für Athen, sie wohnt aber seit fast 50 Jahren in Genf. «Hier habe ich meine Kinder geboren, hier fühle ich mich zu Hause.» Das gilt offenbar auch für ihren Sohn, der in der Stadt einen Dokumentarfilm dreht.

Familie Livanos
Peter Livanos hat von seinem Vater eine bedeutende Handelsflotte geerbt. Das Gstaader Chalet des 52-jährigen Livanos soll 100 Millionen Franken wert sein. Das Gesamtvermögen beläuft sich laut «Bilanz» auf 950 Millionen Franken.

Aristoteles Mistakidis
Der Newcomer unter den reichen Griechen arbeitet in Baar. Mistakidis leitet das Kupfergeschäft bei Glencore. Für den Rohstoffhändler ist er seit 1993 tätig. Sein Aktienpaket hat einen Wert von mehr als 3,5 Milliarden Dollar. (jb)