Die italienische Regierung ist bereit, der angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia mit einem weiteren Überbrückungskredit unter die Arme zu greifen. Dies geht aus dem am Donnerstag bekannt geworden Entwurf der Finanzplanung für 2020 hervor. Darin ist von 350 Millionen Euro und sechs Monaten Laufzeit die Rede.
Alitalia ist seit Mai 2017 insolvent. Der damalige staatliche Überbrückungskredit von 900 Millionen Euro dürfte bald aufgebraucht sein. Vorgesehen war, dass die italienischen Staatsbahnen (FS) und der Infrastrukturkonzern Atlantia gemeinsam mit der US-Fluggesellschaft Delta Air Lines und dem italienischen Finanzministerium Alitalia übernehmen würden. Bis zum Dienstag dieser Woche sollte dazu ein verbindliches Angebot auf dem Tisch liegen.
Am Dienstagabend kamen aber bloss zwei in weiten Teilen gleichlautende Erklärungen von FS und Atlantia, in denen sie ihr Interesse an einem Einstieg bekräftigten. Diesen machten sie aber von einigen Bedingungen abhängig. Unter anderem müsse sich ein weiteres Unternehmen mit einem «signifikanten Anteil» beteiligen. Dies wurde in italienischen Medien als Aufforderung an Delta verstanden, mit mehr als den bisher beabsichtigten 10 Prozent dabei zu sein.
Unter staatlicher Aufsicht
Alitalia steht seit der Insolvenz unter der Aufsicht von drei staatlichen Kommissaren. Wie nach dem Ablauf der Frist weiter verfahren wird, war am Donnerstag noch nicht klar.
Die italienische Verbraucherschutzorganisation Codacons protestierte gegen neue Staatshilfen und kündigte für den Fall eine neue Klage bei der EU-Kommission an. «Bis heute hat Alitalia mit Rettungen, Darlehen und anderen öffentlichen Interventionen die nette Summe von 8,6 Milliarden Euro nur in den letzten zehn Jahren gekostet», sagte Codacons-Präsident Carlo Rienzi laut der Nachrichtenagentur Ansa.
(awp/mlo)