Man muss einfach hinfassen, das Spiel der Materialien fühlen und dann das optische Feuerwerk geniessen: Ein Kleidungsstück, angefertigt aus Stoffen der Firma Jakob Schlaepfer in St. Gallen, ist Verführung pur. Etwas unwirklich Schönes, Einmaliges. Funkelnde Pailletten auf hauchdünnem Chiffon, weisse Federn, die schwerelos Seide umschweben, gestickte Blumen, die ausgeschnitten und in üppigen Konstellationen neu zusammengestellt wurden, Netze aus funkelnden Steinen, Stoffe, die aussehen, als hätte ein Kind Scherenschnitte damit gemacht. Wenig erinnert bei den Stoffkollektionen von Schläpfer an die gängige Vorstellung von St.-Galler Stickerei.

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Abend-, Hochzeits- oder Cocktailkleider aus Schlaepfer-Stoffen sind Luxus pur, Märchen aus 1001 Nacht. Sie gehören zu den Highlights der internationalen Modeshows. Das weiss in der Haute Couture jeder. Von Dior über Chanel, Vivienne Westwood und Gaultier bis hin zu Christian Lacroix: Wer zeigen will, wozu Schneiderkunst im Stande ist, der greift zu Stoffen des St.-Galler Herstellers.

Besondere Freude an den üppigen Gewändern hat ein Herr mit halblangen, grauen Haaren: Martin Leuthold, kreativer Kopf des Textilunternehmens. «Es ist jedes Mal wieder ein ganz spezielles Erlebnis zu sehen, was die Couturiers aus unseren Stoffen gemacht haben», sagt der gebürtige Ostschweizer.

Leuthold gibt der Firma, für die er seit 1973 arbeitet, ein Gesicht und ist Motor und Garant für den Stil, den das Haus seit Jahren pflegt. «Wir experimentieren ohne Unterlass», sagt er. Im Laufe der Jahre sind Stoffgewebe aus Kupfer und Messing entstanden, solche, in die Goldfäden eingewebt wurden, Paillettenkreationen und der berühmte Lasercut. Dabei werden via Laser Stoffe geschnitten, was eine völlig neue Schnittführung ermöglicht und zu aussergewöhnlichen Kreationen führt.

Laut Leuthold liegt das Spezielle im gekonnten Mix zwischen handwerklicher und industrieller Produktion. So lässt Schlaepfer die Trägerstoffe gerne von Dritten herstellen, veredelt sie danach mit eigener Handarbeit. Dabei kommt alles zum Einsatz, was das Bastelset bietet: Glassteine, die mit Ultraschall auf die Stoffe geklebt werden, dank Lasercut entsteht Volumen, Federn, Perlen, Pailletten, Spiegel werden appliziert. Laut Leuthold gibt es «niemanden sonst, der das kann». Prêt-à-porter-Stoffe sind ab 150 Franken pro Meter, Haute-Couture-Stoffe ab 200 Franken pro Meter zu haben. Neueste Technik ist der Inkjet-Druck, der es ermöglicht, via Computerprint nur wenige Meter Stoff zu bedrucken. «Wir machen Mode für den Moment», sagt Leuthold, «die darf trendig und muss geschmackvoll sein.»