Am Ende hat er es doch geschafft: Nach einem jahrelangen Streit vor Gericht hat sich der brasilianische Tüftler Heine Allemagne gegen den Fussballweltverband Fifa durchgesetzt. Am Dienstag wies der Oberste Gerichtshof STJ in Brasilien den Weltfussballverband Fifa an, Allemagne und dessen Unternehmen für die missbräuchliche Nutzung des von ihm erfundenen Markierungssprays zu entschädigen. Das Gericht lehnte einen letzten Einspruch der Fifa ab und gab nach sieben Jahren Streit auf allen Gerichtsebenen dem Erfinder recht.
Heine Allemagne, dessen Vater sich bei der Namensgebung vom deutschen Dichter Heinrich Heine sowie dem französischen Titel des Vers-Epos «Deutschland. Ein Wintermärchen» inspirieren liess, hatte im Jahr 2000 das Spray erfunden, das endlich die Freistossmauer auf korrektem Abstand halten sollte, bei allen Wetter- und Bodenumständen einsetzbar ist, sich aber nach nur kurzer Zeit wieder auflöst.
40 Millionen Schadenersatz gefordert
Ab 2009 wurde das Spray vom südamerikanischen Fussballverband Conmebol genutzt. Die Fifa hatte die bereits patentierte Erfindung erstmals bei der von Bayern München gewonnenen Klub-WM 2013 und ein Jahr später dann auch bei der Weltmeisterschaft eingesetzt. Allemagne warf der Fifa die missbräuchliche Verwendung des von ihm patentierten Produkts vor und verlangte 40 Millionen US-Dollar Entschädigung.
Laut dem Erfinder aus Minas Gerais habe ihm die Fifa damals diese Millionensumme für den Erwerb aller Rechte am Markierungsspray in Aussicht gestellt. Davon wollte der Weltverband nach dem Machtwechsel von Sepp Blatter zu Gianni Infantino allerdings nichts mehr wissen und gab das Spray ohne Zustimmung Heines, der sich in über vierzig Ländern die Patentrechte gesichert hatte, praktisch zur weltweiten Produktion und Vermarktung frei.
Laut dem Urteil des Bundesgerichts nahm die Fifa damit dem Brasilianer die Möglichkeit, mit seinem Produkt selber zu verdienen. Zudem habe er von der Fifa falsche Versprechungen erhalten, so dass der Weltverband gegen Treu und Glauben verstossen habe.
Fifa bekämpft das Patent
In seinem Entscheid von Dienstag liess der Oberste Gerichsthof allerdings offen, wie hoch die Entschädigung ausfallen wird, diese muss nun gerichtlich festgelegt werden. Es könnten Millionen werden. Die Anwälte des Unternehmers wollten zunächst die Veröffentlichung des schriftlichen Urteils abwarten, bevor sie die Ansprüche geltend machen. «Ich habe die Fifa in jeder Hinsicht besiegt», sagte der Unternehmer nach der Urteilsverkündung dem Fernsehsender TV Globo.
Allemagnes Anwältin Larissa Teixeira zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. «Dies ist einer der Fälle, von denen wir als Juristinnen und Juristen träumen, denn es wurde wirklich Gerechtigkeit geübt», sagte sie. «Es handelt sich um einen brasilianischen Erfinder, der etwas erfunden hat, was den Fussball wirklich beeinflusst hat.»
Parallel zu diesem Prozess hatte die Fifa noch einen weiteren Prozess angestrengt, um Allemagnes Patent aberkennen zu lassen und damit dem ganzen Verfahren die Rechtmässigkeit zu nehmen. Auch hier hat der Weltverband im März in erster Instanz vor einem Gericht in Rio de Janeiro bereits eine Niederlage erlitten.
Für die Fifa kommt die Schlappe vor Gericht nur wenige Tage vor Beginn des Weltkongresses, der am Freitag in Bangkok startet.