Nein, eine Glaskugel, die hat er natürlich nicht. Trotzdem nennt sich Gerd Leonhard Futurist. Er ist zudem Buchautor, Redner und Berater für Unternehmen und Organisationen, wenn wir ergründen wollen, was auf uns zukommt – und wie wir damit umgehen. «Es geht darum, sich vorstellen zu können, was kommt», sagt Gerd Leonhard im ausführlichen Podcast-Gespräch für «Handelszeitung Insights». Kurzum: «Ein Bein in der Gegenwart, ein Bein in der Zukunft.»

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Herausforderungen gibt es genug: Waren es vor einigen Jahren primär der digitale Wandel, der Umgang mit künstlicher Intelligenz, so sind diese Aspekte heute nicht verschwunden, sondern nur durch andere Themen wie Corona, aber auch genetisches Engineering oder Weltraumtourismus ein wenig in den Hintergrund geraten.

Egal, welche Future-Themen uns gerade beschäftigen: Ein Problem, das viele Menschen wie auch Firmen oftmals formulieren, sei, so Leonhard, dass man keinen Einfluss auf das habe, was kommt. «Dabei machen wir doch unsere Zukunft selbst und sind keine Opfer von ihr.» Und: Besser mit Vorsicht statt mit Angst in die Zukunft, sonst fehle uns die Offenheit und Kreativität für Experimentierfreude.

 

Klar, dass viele Technologien und Veränderungen für Zukunftsangst sorgen würden, so Leonhard weiter, doch die Vorteile und Verbesserungen, die wir erleben, würden oft vernachlässigt. So gebe es Verbesserungen bezüglich Kindersterblichkeit, aber auch bei der Krebstherapie – und ebenso viele Gewinne fernab der Medizin: Solarenergie, zum Beispiel, werde deutlich günstiger. Ein grosses Problem jedoch bleibe, argumentiert Leonhard, wie solche Vorteile in der Gesellschaft verteilt werden, zumal viele Bevölkerungsgruppen oftmals keinen Zugang zu den durch Technologien erbrachten Fortschritt haben.

Sein Tipp, wie wir uns besser vorbereiten könnten auf das, was kommt: innehalten, mehr Zeit nehmen fürs Denken und Vorausschauen – dies alles komme in unserem hektischen Alltag viel zu kurz. Also mehr Bücher lesen, statt sich mit Netflix zu berieseln oder in der Social-Media-Maschinerie zu verharren. Sein aktueller Lesefavorit: das Buch mit dem Titel «The Ministry for the Future» von Kim Stanley Robinson.

Buch-Cover: «Das Ministerium für die Zukunft»
Quelle: ZVG

Buch-Tipp: «Das Ministerium für die Zukunft» ist ein Roman des US-Science-Fiction-Autors Kim Stanley Robinson von 2020.

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Tim Höfinghoff
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