BILANZ: Herr Dobelli, Sie bringen in den deutschen Ausgaben Ihrer Bücher einige Korrekturen an. Was passiert mit den englischen?
ROLF DOBELLI: Auch die korrigieren wir, obwohl wir bei keiner der Ausgaben rechtlich dazu verpflichtet wären. Die Anwälte meines US-Verlags HarperCollins haben am 20. September die 23 Vorwürfe von Herrn Taleb geprüft. Resultat: Aus rechtlicher Sicht habe ich alles korrekt gemacht, ich müsste nichts verändern.

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Und weshalb tun Sie es trotzdem?
Die vier Anpassungen in der deutschen Ausgabe machen wir eh, da macht es keinen Sinn, wenn wir in der englischen Version darauf verzichten. Zudem sind es gesamthaft gerade mal sechs Zentimeter Buchtext – auf 350 Seiten.

Sind Sie und Taleb nun wieder beste Freunde?
Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm. Es stört mich, dass ich so viel über diesen Menschen weiss. Lieber würde ich nur seine Bücher kennen.

Die Freundschaft ist definitiv zerbrochen?
Ja. Ich verstehe nicht, wie er einen solchen Unsinn behaupten konnte. Ich habe ihn anders eingeschätzt.

Wie bitte? Sie haben ihn nicht überall, wo es nötig wäre, erwähnt.
Falsch. Herr Taleb wurde überall, wo es nötig ist, erwähnt. Das haben Verlage und Anwälte bestätigt. Was ich nicht akzeptieren kann, ist die Art seiner Reaktion. Er hätte mir doch, wie es unter Autoren üblich ist, unter vier Augen sagen können, dass er sich bei der einen oder anderen Stelle zusätzlich erwähnt sehen möchte – zumal ich ihn zuvor schon dreissig Mal nannte.

Taleb sagt, er habe Sie persönlich angeschrieben.
Das war eine vierzeilige E-Mail ohne konkrete Punkte. Ich entschuldigte mich, falls ich ihm auf die Füsse getreten sein sollte, auch wenn ich nicht verstand, womit. Daraufhin startete er über Facebook einen Aufruhr. Das ist nicht die feine Art.

Taleb übt Systemkritik und wirft den europäischen Autoren einen schludrigen Umgang mit Quellen vor.
Damit lenkt er ab. In wissenschaftlichen Arbeiten, etwa in einer Dissertation, müssen sämtliche Quellen mit entsprechenden Verweisen genauestens ausgewiesen sein. In einem populärwissenschaftlichen Werk hingegen ist es ausreichend, wenn die Quellen aus dem Text ersichtlich sind. Das macht auch Sinn, denn nur so ist ein Buch ein Lesevergnügen.

Rolf Dobelli: Der 47-jährige Luzerner ist Gründer von GetAbstract. Mit dem Buch «Die Kunst des klaren Denkens», einem Werk über Denkfehler, schaffte er den Durchbruch. Seine Bücher lehnen sich an jene von Starautor Nassim Taleb an. Die beiden waren bis zu Talebs Abschreibevorwürfen eng befreundet.