Die Business-Idee

Ob beim Boxen, Fussball oder im Eishockey – Gehirnerschütterungen in Kontaktsportarten sind nicht selten und werden viel zu oft unterschätzt. Bei wiederholter Erschütterung können sie sogar tödlich enden. Die schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung schätzt, dass sich jährlich hierzulande rund 5200 Personen alleine beim Eishockey verletzen – und jeder vierte Unfall hat Kopfverletzungen zur Folge. Das EPFL-Spin-off Bearmind hat einen smarten Schutzhelm für genau solche Sportarten entwickelt: «Unsere Sensoren erfassen Stärke, Häufigkeit und Intensität von Kopfstössen und ermöglichen es Trainern, neurologische Auswirkungen während des laufenden Spielbetriebs in Echtzeit auf ihrem Smartphone zu erkennen», sagt Mitgründer und COO Tom Bertrand. Das erleichtere die Risikobewertung für alle: «Drohen Folgeschäden, können Spieler sofort vom Feld genommen und Schlimmeres verhindert werden.» In der Schweizer Eishockeyliga, etwa beim Lausanne HC und dem HC Ajoie, sind die smarten Helme bereits im Einsatz.

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Die Gründer

CEO und Mitgründer Mathieu Falbriard ist nicht nur selbst begeisterter Eishockey- und Rugbyspieler, sondern forschte im Labor für Bewegungsanalyse und -messung an der EPFL auch an tragbaren Sensoren. Weil er auf dem Spielfeld regelmässig Kopfverletzungen beobachtete, kam er auf die Idee, Bewegungssensoren und Algorithmen zur Prävention von Gehirnerschütterung einzusetzen. Gemeinsam mit seinem Fachkollegen Benoit Mariani und Tom Bertrand, der ebenfalls Rugby spielte und Erfahrung im Projektmanagement mitbringt, gründete er im November 2021 die Bearmind SA.

Der Markt

Zunächst möchten sich die Gründer auf professionelle Einhockeyvereine fokussieren. Die zum Patent angemeldeten Sensoren können laut Tom Bertrand künftig in alle Arten von Schaumstoff und somit in verschiedene Helmmodelle integriert werden. Langfristig sind auch weitere Sportarten lukrativ, wie etwa American Football. Forscher der Boston University untersuchten 345 Gehirne verstorbener Footballspieler und fanden bei 92 Prozent schwere Hirnerkrankungen als Folge wiederholter Kopftraumata.

Während sich konkurrierende Anbieter von Helmlösungen nur auf Bewegungssensoren verlassen, zeichnet das Schweizer Unternehmen Kopfbewegungen und Druckinformationen auf. «Diese Daten analysieren wir dann im Zusammenhang mit den Ergebnissen kognitiver Leistungstests», sagt der COO, «das optimiert die Risikobewertung.»

Die Lösung von Bearmind ist bisher ausschliesslich für Helmsportarten denkbar. Für andere Kontaktsportarten wie Rugby, Fussball oder Boxen arbeiten Forscher der University of Birmingham zurzeit an Speichel-Schnelltests, die Gehirnerschütterungen nachweisen können.

Das Kapital

Rund 250’000 Franken Zuschüsse und Preisgelder bekam Bearmind zu Beginn von Organisationen wie der EPFL, dem Wyss Center Innogrant, Venture Kick, der Liechti Foundation und Innobooster. Dazu kam ein FIT-Tech-Seed-Darlehen in Höhe von 100’000 Franken. «Im Januar dieses Jahres konnten wir die Seed-Finanzierungsrunde über 1,3 Millionen Franken abschliessen», sagt Tom Bertrand, «erst kürzlich konnten wir die Summe auf 2 Millionen erhöhen – geleitet von einem kanadischen Sport-Tech-Investor, der auch eine strategische Zusammenarbeit zugesagt hat.»

Die Chance

Eine Zertifizierung zum Medizinprodukt läuft aktuell mit klinischen Partnern. Sieben Mitarbeitende arbeiten aktuell für das Startup. Bereits in der nächsten Saison planen die Gründer, international zu expandieren. «Das Ziel sind Niederlassungen in Nordamerika», sagt Bertrand, «Montreal, Boston und New York sind die wahrscheinlichsten Optionen.»