Wir alle erinnern uns noch an den Winter 2022/23, als der Schweiz eine Stromknappheit drohte und der Bund die Schweizer Bevölkerung mittels Energiesparkampagne dazu anhielt, die Heizungen herunterzudrehen. Diese Sparmassnahme freute nicht nur das Budget, sondern vor allem auch das Klima. Trotz dieser Veränderung des Bedarfs an Raumwärme wurde der inländische Gesamtverbrauch an Energie 2022 durch den Verwendungszweck Raumwärme dominiert (28,3 Prozent), wie eine Analyse des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und des Bundesamts für Energie (BFE) zeigt.

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Das Heizen von Gebäuden in der Schweiz verbraucht aber nicht nur eine erhebliche Menge an Energie, sondern ist auch eine Hauptquelle für CO₂-Emissionen. Dabei macht es einen erheblichen Unterschied, wie geheizt wird, wie ein Vergleich des WWF zeigt: So belastet die Ölheizung eines durchschnittlichen Einfamilienhauses mit einem jährlichen Wärmeenergiebedarf von 14 400 Kilowattstunden das Klima mit 4680 Kilogramm CO₂ im Jahr mehr als zehnmal stärker als eine Erdsonden-Wärmepumpe, die mit 380 Kilogramm CO₂-Emissionen im Jahr zu Buche schlägt.

 

Intelligent Energie sparen

Bis 2050 will die Schweiz ihre CO₂-Emissionen auf null senken. Verfolgt werden verschiedene Strategien, um dieses Ziel zu erreichen, im Gebäudebereich unter anderem durch die Verbesserung der Gebäudedämmung, den Einbau energieeffizienter Fenster, die Nutzung erneuerbarer Energien wie Wärmepumpen oder Solarenergie zur Heizung sowie die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf klimafreundlichere Alternativen wie Holzpellets oder Fernwärme.

Eine wirkungsvolle Massnahme, um sowohl den Energieverbrauch als auch den CO₂-Ausstoss in Wohngebäuden zu reduzieren, hat das Berner Startup Yuon Control entwickelt. Yuon One ist ein selbstlernendes, vorausschauendes und intelligentes Heizungssteuerungssystem für Wohngebäude. Es ist mit allen Arten von Heizungen kompatibel – unabhängig von der Energiequelle – und spart bis zu 25 Prozent Energie und damit CO₂, was auch unabhängige Forschende der Hochschule Luzern nachweisen konnten.

«Der Unterschied zwischen uns und bestehenden Lösungen auf dem Markt ist primär, dass wir aktiv in das Heizverhalten eingreifen und es optimieren, sprich den Energiebedarf reduzieren», erklärt Sebastian Hersberger, CEO der Yuon Control AG. Hierzu wird mit der Yuon-Software ein digitaler Zwilling von einem Gebäude erstellt. «Mit diesem Gebäudemodell kennen wir die thermischen Eigenschaften und Dynamiken des Gebäudes und können es exakt simulieren», so Hersberger. Dies erfolge automatisch basierend auf Datenpunkten aus dem Heizsystem, die grundsätzlich vorhanden seien. «Das Regelsystem weiss beispielsweise, wie schnell ein Gebäude auskühlt oder wie stark es durch Sonneneinstrahlung aufgeheizt wird. Der Regler kombiniert dieses Wissen mit der Wetterprognose für die nächsten Stunden und kann dadurch optimal die benötigte Wärmemenge berechnen und bereitstellen.»

 

Ursprung in Rapperswil

Im Rahmen seiner ETH-Master-Arbeit in Elektrotechnik beschäftigte sich Co-Founder Lorin Mühlebach 2017 eingehend mit einem Prozesssteuerungs-Modell. Aus diesem entstand schliesslich eine Software für die smarte Heizungssteuerung, die sich automatisch auf den Bedarf des Nutzers abstimmt – basierend auf selbstlernenden Algorithmen. Mühlebach gründete 2019 zusammen mit Josef Jenni das Startup Yuon Control und konzipierte die zur Software passende Hardware – ein kleines, unscheinbares Gerät, das für die Heizungssteuerung in Wohngebäuden direkt an der Zentralheizung angeschlossen wird. Für die Berechnung der optimalen Heizleistung kann dieses mittels WLAN- oder Kabelverbindung nicht nur direkt auf Daten von Raum- und Aussentemperaturfühlern zurückgreifen, sondern auch auf weitere Informationen wie etwa Meteodaten.

2021 startete das Jungunternehmen ein Innosuisse-Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der HSLU, um die Technologie weiter zu verbessern und den Bedürfnissen des Marktes anzupassen. Ende 2022 wurde die Yuon One als Weiterentwicklung der selbstoptimierenden Heizungssteuerung im Markt eingeführt. Nach einer erfolgreichen Pilotphase mit der Berner Kantonalbank BEKB wird Yuon mit seiner Lösung fix auf deren Plattform für Hypothekarkundinnen gelistet. Zudem wird die Steuerung von Yuon Control auch bei Versicherer Helvetia auf der Plattform beworben. Parallel dazu ist die smarte Heizungssteuerung auch für Eigenheimbesitzer erhältlich. Über 150 Systeme sind inzwischen installiert und optimieren den Energiebedarf auf intelligente Weise.