Sie haben als junger Student die Firma Digitec mitgegründet. Wie haben Sie damals das FH-Studium und das Startup unter einen Hut bekommen?

Florian Teuteberg: Die ersten Schritte haben wir ja bereits vor dem Studium gemacht. Während meiner Studienzeit hatte ich primär die Aufgabe, das Angebot zu sortieren, also alte Produkte auszusortieren, neue aufzunehmen und Preise anzupassen. Das konnte ich gut abends oder nachts erledigen. Dafür habe ich die ersten Schulstunden morgens etwas verschlafen. Aber Studium und Arbeit gingen insgesamt gut aneinander vorbei. Auch, weil meine Mitgründer Oliver Herren und Marcel Dobler sich mehr im Tagesgeschäft engagierten.

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Eine Doppelbelastung war das aber schon.

Natürlich, doch wenn man ein Startup betreibt, ist die Motivation gross. Dafür musste ich mich schon eher überwinden, gegen Ende hin auch im Studium dranzubleiben. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt ja bereits rund 15 Mitarbeitende. Doch ich wollte es zu Ende bringen, auch weil man nie weiss, ob es mit dem Startup längerfristig klappt.

Konnten Sie das im Studium Gelernte auch direkt in die Firma übertragen?

Meine analytischen, mathematischen und technischen Fähigkeiten konnte ich im Studium weiterentwickeln. Das hilft mir auf jeden Fall bis heute sehr, zumal Softwareentwicklung bei uns ein zentraler Bereich ist. Und als Ingenieur sehe ich die Systeme oder möchte sie verstehen, um dann gezielt einzugreifen, damit die ganze Mechanik, das System besser wird. Ein anderer wichtiger Teil bei uns ist die Logistik, die ebenfalls immer technischer wird. In Sachen Anlagenbau kann ich hier ebenfalls etwas aus dem Studium mitnehmen. Die Werkstoffkunde hingegen habe ich seither nicht mehr verwendet …

Gab es einen Moment, wo Sie im Studium Gelerntes eins zu eins im Unternehmen anwenden konnten?

Ja klar, etwa die Mathematik. Einmal mussten wir einen Algorithmus entwickeln, der entscheidet, welche und wie viele Produkte zu uns ins Lager kommen. Da half mir das Studium bei der Herangehensweise. Das war in früheren Jahren. Heute arbeite ich nicht mehr selber an Algorithmen mit. Die sind zu kompliziert geworden.

Bei Fachhochschulen steht die Praxisorientierung im Vordergrund. Würden Sie sich auch als Praktiker bezeichnen?

Im Vergleich zu anderen FH-Studierenden war ich vielleicht eher der Theoretiker. Denn ich hatte die Matura gemacht. Doch als Mensch bin ich sicher sehr praktisch orientiert. Ich mag die handfeste Arbeit. Deshalb ist mein Beruf auch der Handel mit Produkten, was ich immer noch spannend finde. Auch in der Wirtschaft allgemein hat mich immer das Handwerk interessiert, die Mechanik, wie etwas funktioniert. In diesem Sinne suche ich gerne auch praktische, pragmatische und umsetzbare Lösungen.

 

«Innovation läuft letztlich immer auf die Frage hinaus: Wie kann man das Produkt für den Kunden verbessern?»

Warum haben Sie mit der Matura an einer FH studiert und nicht an der ETH?

Ich habe keine eidgenössische Matura gemacht, weshalb ich für die Aufnahme an die ETH ein Fach hätte nachholen müssen. Gleichzeitig sagten mir die Fachhochschulen mit ihrem praktischen Approach zu. Diese Ausrichtung war mir näher. Somit war es ein leichter Entscheid.

Ihr Unternehmen funktioniert per definitionem digital. Haben Sie dennoch eine Digitalstrategie?

Ein Unternehmen, das eine Digitalstrategie braucht, hat bereits verloren. Vielmehr muss die Strategie eines Unternehmens das Digitale beinhalten. Bei uns ist das natürlicherweise gegeben, wir wurden digital geboren. Es kommen immer neue Technologien. Zuerst war es zum Beispiel das Smartphone, da muss man sich anpassen und sich fragen: Welche neuen Möglichkeiten schafft diese Technologie, und wie kann man die beste Lösung für Kunden schaffen?Die Digitalisierung ist ein Teil der Innovation. Und Innovation läuft letztlich immer auf die Frage hinaus: Wie kann man das Produkt für den Kunden verbe ssern? Hier verändern sich die Möglichkeiten ständig, worauf wir reagieren und neue Lösungen schaffen können.

Ein Unternehmen, das seit der Geburtsstunde digital unterwegs ist, kennt sicher auch den Fachkräftemangel. Wie wichtig sind für Sie in dieser Hinsicht Fachhochschul-Absolventen?

Wir brauchen viele Softwareingenieure und beschäftigen gerne und oft auch Leute von Fachhochschulen. Sie sind kompetent und haben eine praxisorientierte Ausbildung, was sich unter anderem in kürzeren Einarbeitungszeiten auszahlt.

Vom Startup-Gründer zum CEO des grössten E-Commerce-Unternehmens der Schweiz. Was waren für Sie die markantesten Veränderungen? 

Für mich war es natürlich ein extrem spannender Weg. Meine Rolle ändert sich alle paar Jahre fundamental. Anfangs haben wir drei alles selber gemacht, von der Aufnahme der Bestellungen über das Verpacken der Pakete bis hin zur Software. Danach kam die Herausforderung, Schritt für Schritt Aufgaben in neue Hände zu übergeben und sicherzustellen, dass es mindestens so gut weiterläuft wie bisher. Wenn man Leute einstellen kann, die neue Ideen und Aspekte einbringen und zum Gedeihen des Unternehmens beitragen, ist das sehr schön. 

Was bleibt gleich?

Ich versuche auch heute noch, in einzelne Projekte einzutauchen und auch mal an der Front zu arbeiten, auch um die praktischen Probleme zu verstehen.

Florian Teuteberg

Name: Florian Teuteberg

Alter: 40

Wohnort: Zürich

Ausbildung: Maschinenbaustudium an der Hochschule für Technik, Rapperswil, Abschluss 2003 als dipl. Ingenieur FH

Funktion: CEO Digitec Galaxus

Mein FH-Profil: 
Als Startup-Gründer habe ich viel praktische Erfahrung gesammelt, auch durch «Trial and Error». Das Studium hat mir wichtiges technisches Know-how vermittelt. 

Sie sind bald zwanzig Jahre mit Digitec Galaxus unterwegs. Haben Sie schon mit dem Gedanken gespielt, mal etwas Neues zu machen? 

Ich überlege mir das immer wieder. Ich stelle mir zwei Fragen: Bin ich weiterhin die richtige Besetzung für die Führung
von Digitec Galaxus? Und macht mich die Arbeit immer noch glücklich? Bisher bin ich immer zum Schluss gekommen, dass beides gegeben ist und ich mir nichts Interessanteres vorstellen könnte. 

Erhielten Sie letztes Jahr einen Bonus?

Nein, in der ganzen Firma erhalten alle Fixlöhne, auch ich. Ich bin aber immer noch mit 15 Prozent an der Firma beteiligt.

Was kaufen Sie persönlich noch im Laden und nicht online?

åIch bin kaum noch in Läden, ausser für Jeans. Da ich bei der Anprobe eine Trefferquote von eins zu zehn habe, wäre Online-Shopping frustrierend. Ansonsten gibt es ganz seltene Zufallskäufe, meist Kleider. Alles andere kaufen wir nur noch online, auch Lebensmittel, seit wir ein Abo bei Le Shop haben. Wir haben auch fast unsere ganze Wohnung möbliert ohne Besuch im Möbelgeschäft.