Kräuter wie Spitzwegerich, Salbei und Pfefferminze für die klassischen Ricola-Bonbons wachsen in der Schweiz. Doch wie steht es um die Nachhaltigkeit? Auch bei der Produktion gelten ökologische Rahmenbedingungen, die Laien nicht vermuten würden. So gibt es bei Ricola ein interdisziplinäres «Greenteam», das die Umsetzung der Nachhaltigkeitsmassnahmen koordiniert und kontrolliert. Darin sind gemäss CEO Thomas P. Meier Mitarbeitende aus verschiedenen Hierarchiestufen und Abteilungen tätig. Diese Vielfalt hat ihren Grund: Jemand aus der Finanzabteilung schaue bestimmte Themen anders an als jemand aus der Kräuterabteilung oder dem Verkauf.

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Zu einem modernen Nachhaltigkeitsmanagement gehört laut dem CEO der Umstand, dass die Nachhaltigkeit nicht auf ein Strategiepapier ausgelagert wird, sondern als Bestandteil der Unternehmensstrategie und -kultur in der Organisation verankert ist. Einer der sechs Unternehmenswerte lautet: «Verantwortung und Nachhaltigkeit liegen in unserer Natur.» Zum Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur, den Menschen und der Firma gehöre es auch, dass eine Diskussion darüber stattfinden dürfe und müsse, wie Thomas P. Meier präzisiert. «Wir fragen uns bei jeder Entscheidung, ob sie gut für die Natur, die Menschen innerhalb und ausserhalb der Firma und für das Unternehmen selbst ist.»

Die knapp hundert Kräuterbauern setzen seit den 1970er Jahren auf die Anbaugrundsätze von Bio Suisse ohne Herbizide, Fungizide, Insektizide, Kunstdünger und Monokulturen. Die Lieferdistanzen zum Kräuterzentrum in Laufen BL sind kurz. Mit der Abwärme der Bonbonproduktion beheizt Ricola den Lehmbau des Kräuterzentrums. Das Unternehmen, das weltweit in mehr als 45 Länder exportiert, hat mit vielen Partnern einen Verhaltenskodex abgeschlossen. Orientierung und Halt gibt dem Unternehmen ein weiterer Leitsatz: «Integrität ist unser Fundament. Wir setzen auf starke Prinzipien, welche auf Ehrlichkeit, Ethik und Vertrauen beruhen.» Innerhalb der Firma hält Ricola Chancengleichheit und soziale Verantwortung hoch. Was viele nicht wissen: Ricola leistet einen aktiven Beitrag zur Integration von Menschen mit geringeren Chancen in der Berufswelt.

Kreislaufwirtschaft im Fokus

Als Pionier im Bereich Umwelt und Ökologie gilt hierzulande das Zürcher Unternehmen Freitag, das mit seinen weltbekannten Taschen aus gebrauchten Lkw-Planen seit den 1990er Jahren im klassischen Upcycling-Bereich tätig ist. Freitag strebt derzeit an, zu einem Vorreiter der Kreislaufwirtschaft zu werden. «Dies braucht ein agiles innovationsfreundliches Umfeld, wo sich jeder einzelne Mitarbeitende mit seinen Talenten voll einbringen kann», sagt Sprecherin Lis Isenegger.

Mit der Entwicklung einer kompostierbaren Kleiderlinie aus Leinen, Hanf und Modal konnte Freitag den biologischen Kreislauf bereits schliessen. Wichtige Elemente innerhalb des technischen Materialkreislaufs sind ein Reparaturservice und eine Online-Plattform, auf der die Community gratis die gebrauchten Taschen untereinander tauschen kann. Neu arbeitet das Unternehmen nun an einer zirkulären Lkw-Plane, die nach einem langen nächsten Leben als Tasche nicht im Müll landet, sondern vollständig im Materialkreislauf bleibt. Das heisst: Aus einer Lkw-Plane wird eine Tasche, die danach selbst wieder rezykliert werden kann. Dies schliesst hohe Anforderungen punkto Kreislauffähigkeit und Robustheit ein.

Zudem setzt Freitag seit rund sechs Jahren auf die Selbstorganisation der Mitarbeitenden. Die holokratische Struktur hilft gemäss Isenegger, die richtigen Talente anzuziehen: «Mitarbeitende, die nicht an die klassische Karriereleiter als Selbstzweck glauben, sondern sich mit den Werten eines Unternehmens und einer zukunftsfähigen, ökologisch und sozial verantwortlichen Wirtschaft identifizieren.» In den letzten Jahren sei zudem das Bedürfnis gestiegen, die Haltung in Bezug auf soziale Aspekte der Nachhaltigkeit nicht nur zu leben, sondern explizit und verbindlich festzuhalten, nach innen und nach aussen.

Unternehmerischer Erfolg kann als Sprungbrett dienen, um Positives zu bewirken.

 

Nicht nur das Wirtschaften, sondern auch das Denken und Handeln in Kreisläufen steht bei Freitag im Zentrum. Projektideen, die dem Unternehmenszweck «intelligent design for a circular future» widersprechen, werden nicht priorisiert und fallen direkt vom Tisch. Es sei jedoch kein Widerspruch, nachhaltige Prinzipien mit wirtschaftlichem Denken zu verbinden. So könne unternehmerischer Erfolg als Sprungbrett dienen, um Positives zu bewirken. Lis Isenegger: «Es versteht sich dabei von selbst, dass nachhaltige Wirtschaftlichkeit nach dem Vorbild der Kreislaufwirtschaft bei uns vor dem reinen, quantitativen Wachstum steht.»

Strategische Nachhaltigkeit

Auch beim Milchverarbeitungsbetrieb Emmi ist Kreislaufwirtschaft ein Thema. Dieser Aspekt wird vorangetrieben und im Rahmen des ökologischen Engagements bis spätestens 2050 «netZERO» bezüglich Treibhausemissionen angestrebt. Seit 2016 setzt sich ein Nachhaltigkeitsteam für die verantwortungsvolle Entwicklung des Geschäfts ein. «Bei der Lancierung unserer Vision ‹netZERO2050› ist die Notwendigkeit gewachsen, das Thema Nachhaltigkeit strategischer anzugehen und dabei soziale, ökonomische und ökologische Aspekte in einem ganzheitlichen Modell zusammenzuführen», sagt Sprecherin Simone Burgener. Bis 2027 will Emmi weltweit nur noch nachhaltig hergestellte Milch verarbeiten, die CO₂-Emissionen um 60 Prozent senken, den Wasserverbrauch um 50 Prozent reduzieren und die Verpackungen zu 100 Prozent rezyklierbar machen.

Die Unternehmens- und Führungskultur ist auf Wertschätzung und Mitarbeiterentwicklung ausgerichtet. An diesem Führungsbild arbeitet das Management- und Führungsteam in Trainings und Workshops. Die Mitarbeitenden sollten befähigt werden, auf ihre Ziele ausgerichtet unternehmerisch zu agieren, anzupacken und den Handlungsspielraum in hoher Eigenverantwortung selbst zu gestalten. Simone Burgener: «Es ist uns ein Anliegen, dass auch unsere Mitarbeitenden aktiv werden im Thema Nachhaltigkeit.»

Dank dem Aufbau eines dezentralen Nachhaltigkeitsmodells können alle ihren individuellen Beitrag zum grossen Ganzen einbringen. Die Führungskräfte verstehen sich dabei als Lernbegleiter auf dem Weg der Entwicklung der Mitarbeitenden, schaffen ein gemeinsames Visionsbild und geben den Mitarbeitenden die Möglichkeit, den Weg zur Lösung selbst zu gestalten. Dieser Weg hat gemäss Simone Burgener unglaublich viel Potenzial: Dies zeigen die kreativen und vielversprechenden Ideen, die Emmi jährlich im Rahmen des Nachhaltigkeitstages prämiert.