Auf einem rechteckigen Tablett aus Holz liegen in kleinen Häufchen gruppierte Körnchen. Manche sehen aus wie Brotkrümel, andere wie die Glied-massen eines Insekts. Daneben kleine, von Hand mit Bleistift gezogene Kreise. «Vorsicht, nicht pusten!», warnt Bastien Chevalier und greift nach einer Lupe. «Diese Kreise helfen mir, die kleinsten Teilchen zu finden, wenn ich sie brauche.» Der 46-jährige Waadtländer, der nach dem Schulabschluss eine Lehre als Schreiner in Yverdon-les-Bains absolvierte, fand durch Zufall zum Kunsthandwerk der Intarsien, der Einlegearbeit mit Holz. Nach der Ausbildung stiess er auf der Suche nach Arbeit auf die Schreinerei Philippe Monti in der Waadtlän-der Gemeinde Sainte-Croix, die Schatullen für den ortsansässigen Musikdosenhersteller Reuge anfertigte. Dort führte ihn Jérôme Bout-teçon, der 1995 mit dem Titel «Meilleur Ouvrier de France» ausgezeichnet worden war, in die Kunst der Intarsien ein.

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Während seiner fünfjährigen Weiterbildung lernte Chevalier, wie man Musikdosen und edle Schatullen mit kunstvollen Ornamenten aus Holz verziert. Dann ging die Firma plötzlich pleite und wurde an einen Betrieb in La Chaux-de-Fonds verkauft. Chevalier stand ohne Arbeit da und beschloss 2004, sich selbstständig zu machen. Er blieb in Sainte-Croix und richtete sich in einem ehemaligen Ladenlokal Atelier und Wohnung ein. Er wollte seine Kunst perfektionieren, übte und übte und schuf immer kleinere Meisterwerke – bis sie so winzig waren, dass sie auf dem Zifferblatt einer Uhr Platz fanden. Dabei kam ihm entgegen, dass die sogenannten Métiers d’Art, die Handwerkskünste, in der Uhrmacherei zeitgleich eine Renaissance erlebten. Renommierte Marken wie Parmigiani Fleurier, Vacheron Constantin und Louis Erard wurden auf Chevaliers Arbeit aufmerksam. Sie gehören bis heute zu seinen Kunden.

Chevalier, der während seiner Jugend ein begeisterter Skateboarder war, wuchs mit Street-Art auf. Mit traditioneller Ornamentik kann er nicht viel anfangen. Er liebt Science-Fiction, Comics, Graffiti, Insekten und Schädel – und bringt mit diesem Hintergrund frischen Wind in die Ästhetik der Haute Horlogerie. Völlig freie Hand hat Chevalier, aber nur bei den Kreationen seines eigenen Uhrenlabels, das er im Jahr 2017 mithilfe eines befreundeten Uhrmachers und unter dem Namen Mbch – Marqueterie Bastien Chevalier – ins Leben rief. Wer eine solche Uhr sein Eigen nennen möchte, hat bei der Gestaltung des Zifferblatts Mit-spracherecht – und erhält ein unvergleichliches Einzelstück.