Ob es wirklich der spielende Markt ist, die Wirtschaftsentwicklung oder der schlichte Drang nach mehr – darüber gehen die Meinungen auseinander. Tatsache ist, dass die Löhne der Top-Manager und die Honorare der Verwaltungsräte kontinuierlich steigen, und zwar weit über der für normale Arbeitnehmer massgebenden Teuerung. Nur bei einzelnen der umstrittenen Multi-Millionen-Saläre zeichnet sich eine Korrektur nach unten ab.

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200 der grössten in der Schweiz tätigen Firmen haben gemäss ihren Jahresberichten 2010 für ihre Geschäftsleitungsmitglieder 1,4 Milliarden Franken ausgegeben. Das sind 8,2 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus der Analyse der «Handelszeitung» hervorgeht. Die Konzernchefs allein, die Chief Executive Officers, haben 309 Millionen bezogen. Ihre Verwaltungsratsgremien lassen sich dieselben Firmen 345 Millionen Franken kosten. Das ist ein Viertel mehr als im Vorjahr. Davon erhalten die Präsidenten 123 Millionen oder ein gutes Drittel.

Ein Mitglied der obersten Geschäftsleitung bei den untersuchten 200 Firmen hat im vergangenen Jahr somit durchschnittlich 1,1 Millionen Franken Gesamtentschädigung bezogen – in der Vorjahresperiode war es etwas mehr als 1 Million. Die Differenz: Knappe zehn Prozent plus.

Ein durchschnittlicher Verwaltungsrat hat im gleichen Zeitraum 158000 Franken Honorar eingestrichen. Das sind rund 30000 Franken oder gut 20 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Fast durchgehend sind es die börsenkotierten Firmen, die die höchsten Managementsaläre und Verwaltungsratshonorare bezahlen.

Nur 4,4 Prozent Frauen

Immer wieder erstaunlich ist die Tatsache, dass auf der obersten Führungsebene von insgesamt 1014 Führungspersonen nur gerade 45 weiblichen Geschlechts sind. Bloss 4,4 Prozent aller Top-Führungskräfte sind somit Frauen. In den Verwaltungsratsgremien sieht die Geschlechterverteilung ein ganz klein wenig ausgewogener aus: Von den 1225 voll- oder nebenamtlichen Verwaltungsräten sind 112 oder 9,1 Prozent Frauen.

Von den teuersten zehn Konzernchefs stehen sieben einer SMI-Firma vor. Auch diesmal führt Brady Dougan von der Credit Suisse die Liste der Grossverdiener an. Seine 12,8 Millionen Franken sind zwar um 6 Millionen oder ein ganzes Drittel tiefer als im Vorjahr, reichen aber für den ersten Platz unter den Chief Executive Officers immer noch locker. Obwohl er selbst nicht einmal am meisten verdient bei der CS. Antonio C. Quintella kommt sogar auf 15,6 Millionen – wovon fast 14 Millionen variable Vergütungsbestandteile sind. «Bei der Festsetzung der variablen Vergütungskomponente von Herrn Quintella wurden für 2010 seine Leistungen in seiner früheren Funktion als CEO Brasilien und in seiner neuen Funktion als CEO Credit Suisse Nord- und Südamerika berücksichtigt», schreibt die Credit Suisse dazu.

Auch bei den Gesamtausgaben für das Management liegt die Credit Suisse unangefochten an der Spitze: Ganze 160 Millionen Franken kostet das Führungsgremium der Grossbank. Das sind fast 10 Millionen pro Kopf, 11 Millionen mehr als im Vorjahr und 70 Millionen mehr als bei der Konkurrentin UBS.

Bei der UBS ist es ebenfalls nicht der oberste Chef, der am meisten verdient. Oswald Grübel kommt nur auf etwas mehr als 3 Millionen, er hat wie schon letztes Jahr auf Bonuszahlungen verzichtet. Sein Investment-Banking-Chef Carsten Kengeter hat den höchsten UBS-Lohn mit 9 Millionen Franken.

Zum Vergleich: Ein gutes Drittel aller Bankangestellten verdient gemäss der Lohnumfrage des Schweizerischen Bankpersonalverbandes zwischen 60000 und 90000 Franken, 10 Prozent sogar weniger als 60000, und nur knapp ein Viertel aller Banker verdient mehr als 120000 Franken. 

Dafür hat beispielsweise die Credit -Suisse «aus dem Pool variabler Vergütungen für die Geschäftsleitung» für 2010 Spen--denzahlungen an Wohltätigkeitsorganisationen in der Höhe von 19 Millionen Franken genehmigt. Diese Mittel hätten ansonsten ebenfalls an Mitglieder der Geschäftsleitung als Vergütung ausbezahlt werden können. Doch auch ohne diesen Zustupf kommt ein CS-Geschäftsleitungsmitglied im Schnitt auf 10 Millionen.

Die Credit Suisse lässt sich ihr Top-Management fast das Vierfache und die UBS knapp das Doppelte kosten von dem, was sowohl Nestlé mit 48 Millionen als auch Novartis mit 43 Millionen aufwenden. Dicht gefolgt werden diese von Zurich Financial Services, Swiss Re und Roche, die alle in einer ähnlichen Grössenklasse punkto Managementkosten mitspielen.

Daniel Vasella enttrohnt

Die zehn teuersten Verwaltungsratspräsidenten sind alle in einer börsenkotierten Firma tätig. Daniel Vasella ist entthront worden. Der langjährige Doppelverdiener mit seinem Chef- und seinem Verwaltungsratspräsidenten-Einkommen hat sich nach elf Jahren Doppelmandat letztes Jahr aufs Präsidium beschränkt und Joe Jimenez die operative Führung übertragen.

Nun ist Vasella mit seinen nur noch knapp 8 Millionen Franken vom unangefochtenen ersten auf den dritten Platz der Grösstverdiener abgerutscht. Vor ihm liegt Peter Brabeck von Nestlé mit 8,3 Millionen. Zuoberst auf dem Podest steht Franz B. Humer. Der Roche-Präsident erhielt für sein Mandat letztes Jahr satte 10 Millionen Franken – viel, aber dennoch 4,3 Millionen weniger als im Jahr davor.

Der Grund ist folgender: Der Roche-Verwaltungsrat hat im Jahr 2010 das Basissalär seines Präsidenten auf 4 Millionen Franken reduziert und festgelegt, dass die gesamten Bezüge inklusive Bonus, Pensionskassenbeiträgen und pauschaler Aufwandsentschädigungen je nach Zielerreichung einen Betrag von maximal 11 Mil-lionen Franken nicht überschreiten sollen. Da die Vergütung für Humer nun «nur» 10 Millionen statt der maximal möglichen 11 beträgt, sind offenbar die Ziele nicht erreicht worden. Weit oben auf der Verwaltungsratsliste ist auch der Synthes-Präsident Hansjörg Wyss mit 6,5 Millionen. 

Bescheidener Villiger

Erst auf dem fünften Rang findet sich die erste Grossbank, die Credit Suisse, beziehungsweise ihr Verwaltungsratspräsident Hans-Ulrich Doerig. Verglichen mit seinen 6,3 Millionen wirkt der UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger mit seinen 1,49 Millionen Franken Gesamtvergütung direkt bescheiden. Villiger «beschloss, auf einen substanziellen Teil der Aktienzuteilung zu verzichten und stattdessen eine begrenzte Zahl von 26940 UBS-Aktien mit einem Marktpreis, dem Fair Value, von 500000 Franken zu akzeptieren. Zudem hielt er an der freiwilligen Reduktion seines Jahresgrundgehalts von 2 Millionen Franken auf 850000 Franken fest», schreibt die UBS dazu.