Die zweitgrösste deutsche Fluggesellschaft Air Berlin hat am Dienstag Insolvenz angemeldet, nachdem ihr Grossaktionär und Geldgeber Etihad Airways den Geldhahn zugedreht hat. Der komplette Flugbetrieb soll mit Hilfe eines 150 Millionen Euro schweren Überbrückungskredits der Staatsbank KfW weitergehen. Verhandlungen unter anderem mit dem Konkurrenten Lufthansa über einen Verkauf von Betriebsteilen laufen bereits. Im Folgenden ein Überblick über die bewegte Geschichte von Air Berlin:

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1978

Juli - Der US-Pilot Kim Lundgren gründet die Air Berlin Inc. als Charterfluggesellschaft.

1979

28. April - Erstflug von Berlin nach Palma de Mallorca

1991

Joachim Hunold und Kim Lundgren gründen die Air Berlin GmbH. Hunold kauft 82,5 Prozent der Geschäftsanteile. Die Airline startet mit zwei Flugzeugen und 150 Mitarbeitern.

1998

Air Berlin führt den Einzelplatzverkauf ein und startet den «Mallorca-Shuttle», der als Einstieg in das Linienfluggeschäft gilt.

2003

Dezember - Air Berlin steigt zur zweitgrössten Fluggesellschaft in Deutschland nach Lufthansa auf, gemessen an der Passagierzahl.

2004

Air Berlin steigt bei der österreichischen Fluggesellschaft Niki ein.

2005

Die GmbH wird in eine Aktiengesellschaft nach britischem Recht (PLC) umgewandelt - in die Air Berlin PLC.

2006

11. Mai - Börsengang in Frankfurt.

Air Berlin übernimmt die deutsche Fluggesellschaft dba.

2007

Air Berlin kauft die Fluggesellschaft LTU.

Air Berlin übernimmt 49,9 Prozent an der Schweizer Fluggesellschaft Belair Airlines.

Air Berlin kündigt die Übernahme von Condor an, diese gelingt aber nicht.

2008

Air Berlin legt ein Sparprogramm auf mit dem Ziel, die Flotte zu reduzieren und dba zu integrieren.

2011

Air Berlin legt erneut ein Sparpaket auf und reduziert die Flotte weiter.

1. September - Gründer und Chef Joachim Hunold übergibt seinen Posten an Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn.

19. Dezember - Etihad Airways kündigt an, ihren Anteil auf 29,2 Prozent zu erhöhen und wird damit grösster Aktionär.

2012

März - Beitritt zur Luftfahrtallianz Oneworld

Juni - Die geplante Eröffnung des Grossflughafens Berlin-Brandenburg (BER) platzt.

2013

7. Januar - Wolfgang Prock-Schauer wird neuer Konzernchef. Air Berlin legt erneut ein Spar- und Sanierungsprogramm vor.

2015

1. Februar - Stefan Pichler wird neuer Konzernchef.

30. Dezember - Das Verwaltungsgericht Braunschweig verbietet einige der für Air Berlin wichtigen Gemeinschaftsflüge mit Grossaktionär Etihad.

2016

14. Januar - Das Oberwaltungsgericht Lüneburg genehmigt einige dieser sogenannten Codeshare-Flüge wieder.

27. April - Air Berlin gibt für 2015 den Rekordverlust von 447 Millionen Euro bekannt.

Juli - Air Berlin besitzt keine eigenen Flugzeuge mehr, stattdessen werden diese komplett geleast

28. September - Air Berlin kündigt eine Radikalkur an: Die Flotte soll halbiert werden und 1200 der 8600 Arbeitsplätze wegfallen. Kernstück ist ein Deal mit der Lufthansa über die Vermietung von 40 Flugzeugen samt Crews. Gleichzeitig will sich Air Berlin künftig auf Geschäftskunden- und Langstreckenverbindung, etwa nach Nordamerika, konzentrieren.

5. Oktober - Air Berlin gibt bekannt, mit TUI über ein Bündnis im Touristikgeschäft zu verhandeln. Ziel der Gespräche sei die Einbringung des touristischen Flugbetriebs von Air Berlin und der in Hannover ansässigen Tuifly in einen neuen Airline-Verbund.

5. Dezember - Air Berlin gibt den Verkauf seiner Tochter Niki an Etihad Airways bekannt

2017

Februar - Der ehemalige Germanwings-Chef Thomas Winkelmann löst Stefan Pichler an der Konzernspitze ab.

28. April - Air Berlin gibt für 2016 einen Rekordverlust von 782 Millionen Euro bekannt. Das Unternehmen betont aber, es habe genug Liquidität, um seine Restrukturierung fortzusetzen. Laut Geschäftsbericht stellt Etihad einen neuen Kredit von 350 Millionen Euro zur Verfügung und will den Berlinern in den nächsten 18 Monaten finanziell zur Seite stehen.

Frühjahr - Die Fluglinie kämpft mit massiven operativen Problemen. Vor allem der Flugverkehr vom Flughafen Berlin-Tegel gerät aus dem Takt, Verspätungen und viele Flugausfälle sind die Folge.

8. Juni - Air Berlin stellt eine Anfrage auf Prüfung eines Bürgschaftsantrags - der erste Schritt für Unterstützung vom Staat.

Die Gespräche mit TUI über die Bildung einer gemeinsamen Ferienfluggesellschaft aus Niki und TUIfly werden ergebnislos abgebrochen.

13. Juni - Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries nennt die Lage von Air Berlin «prekär».

14. Juni - Air Berlin verspricht für 2018 auf operativer Ebene schwarze Zahlen. In den vergangenen neun Jahren flog Air Berlin nur einmal einen Konzernüberschuss ein.

20. Juni - Air Berlin will vorerst doch keine Staatsbürgschaften beantragen. Eine Absicherung von Krediten durch die öffentliche Hand sei nicht mehr nötig, erklärt Vorstandschef Winkelmann. Man habe zuletzt Fortschritte bei der Neuaufstellung des Unternehmens gemacht und etwa die Leasing-Kosten für gut ein Dutzend Flugzeuge gedrückt.

27. Juli - Etihad gibt wegen Abschreibungen auf Flugzeuge und Problemen bei seinen Partnern den ersten Verlust seit Anfang des Jahrzehnts bekannt. Für 2016 verbuchte die Fluggesellschaft ein Minus von rund 1,9 Milliarden Dollar, im Jahr zuvor wurde noch ein Gewinn von 103 Millionen Dollar erzielt.

15. August - Insolvenzantrag von Air Berlin. Der Flugbetrieb soll mit Hilfe eines Überbrückungskredits der Bundesregierung weitergeführt werden. Die Fluggesellschaft soll in Eigenverwaltung, also ohne einen Insolvenzverwalter, saniert werden.

(reuters/cfr)