Der Artikel schlug hohe Wellen: Der «Stern» berichtete im April über die Geschäfte und Freundschaften des Berliner Rappers Bushido mit der Familie Abou-Chaker. «Die männlichen Mitglieder dieser Grossfamilie agieren im Milieu der organisierten Kriminalität», zitierte das deutsche Magazin den Berliner Oberstaatsanwalt Jörg Raupach. «Mafiöse Strukturen sind hier eindeutig vorhanden und gerichtlich festgestellt.» Drogenhandel, Erpressung, Geldwäsche und mehr - laut «Stern» liefen gegen Familienmitglieder Verfahren in vielen Disziplinen professioneller Kriminalität.

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Anis Mohamed Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichem Namen heisst, und sein Freund Arafat Abou-Chaker sind erfolgreiche Geschäftspartner. Dem Bericht zufolge verdienen sie nicht nur mit Hip-Hop-Musik Geld, sondern etwa auch mit Immobilien und Babyartikeln. Die beiden hätten ein Labyrinth aus Unternehmen geschaffen, in dem ständig Firmen gegründet und aufgelöst würden, Geschäftsführer und Gesellschafter wechselten. Ein Vorgehen, das auch als Methode der Tarnung bekannt sei. 

«Werden Unternehmen aufgegeben, übernimmt häufig ein Geschäftsmann aus der Schweiz die Anteile», schreibt der «Stern». Recherchen von handelszeitung.ch und bilanz.ch zeigen nun: In mindestens zwei Fällen war es der Schweizer R. M. (Name der Redaktion bekannt), der Bushido und Arafat Abou-Chaker die Firmen abkaufte. Im Gespräch behauptet er allerdings, gar nicht selber hinter den Unternehmen zu stehen – sondern sie im Auftrag der Berliner abzuwickeln.

M. hatte um den Jahreswechsel 2011/12 herum in Berlin zwei Firmen übernommen - darunter die Ersguterjunge GmbH, die hinter Bushidos erfolgreichem Label Ersguterjunge stand. Der Schweizer kaufte für insgesamt 25'000 Euro die Anteile von Bushido (16'500 Euro), Arafat Abou-Chaker (7500 Euro) und einem weiteren Gesellschafter und benannte das Unternehmen in Elementario Musik GmbH um. Das zeigen Dokumente, die handelszeitung.ch und bilanz.ch vorliegen.

Während der Rapper mit einem anderen Unternehmen mit leicht unterschiedlichem Namen, der Bushidoersguterjunge GmbH, weitermacht, führt Elementario heute kein erkennbares Eigenleben. So verlinkt etwa das Google+-Profil des Unternehmens auf die Website ersguterjunge.de, von wo es per Link weitergeht auf kingbushido.tv - betrieben von der Bushidoersguterjunge GmbH.

«Ich nahm kein Geld in die Hand»

Handelszeitung.ch und bilanz.ch machten den Schweizer Käufer R. M. nach langer Suche ausfindig. «Es geht darum, dass diese Firmen saniert werden, damit sie nicht Konkurs gehen und dann sauber liquidiert werden können», erklärt er im Gespräch. «Ein Mittelmann fragte mich, ob ich das übernehmen kann.» Man habe ihm für seine Tätigkeit ein Gehalt von 10'000 Euro pro Jahr versprochen, von denen er bisher allerdings nur 5000 erhalten habe, so M. Er habe sich nur etwas Geld zu seiner IV-Rente dazuverdienen wollen.

Ein finanzielles Risiko ist M. laut eigener Aussage nicht eingegangen – er selber habe die jeweils 25'000 Euro für die Übernahmen gar nicht aufbringen müssen. «Ich nahm kein Geld in die Hand», behauptet er. «Der Kauf wurde von den Leuten in Deutschland finanziert.» Über andere Geschäfte von Bushido wisse er nichts, ebenso wenig über die anderen ehemaligen Gesellschafter.

Dabei hat auch ein weiterer dieser ehemaligen Gesellschafter einen interessanten Hintergrund: Bei seinem zweiten Kauf übernahm M. das Bekleidungsunternehmen Bogen 90 GmbH. Die Anteile erwarb er erneut von Bushido und Abou-Chaker – und den grössten Posten von der Matrix Club Verwaltungsgesellschaft mbH. Deren Geschäftsführer Robert Ackermann steht auch an der Spitze einer Eventfirma namens Emec – und die war massgeblich an der Organisation der Budapest–Reise des deutschen Versicherers Ergo beteiligt, die in einem Sex-Skandal endete.

Gefragt nach der Bogen 90 GmbH sagt Ackermann nun: «Ich habe so viele Beteiligungen.» Da erinnere er sich nicht mehr an Details zum Verkauf und zum Käufer. Nur so viel: Das Unternehmen habe keine Gewinne abgeworfen.

Bushido bestreitet Angaben des Schweizers

Nach den aktuellen Presseberichten über Bushido und die kriminellen Machenschaften seines Umfelds bekommt M. laut eigener Aussage jedoch ein komisches Gefühl. «Wenn es Probleme gibt, bin ich der Erste, der aussteigt», sagt der Schweizer. «Ich will nicht für Probleme geradestehen müssen, für die ich nicht verantwortlich bin.»

Bushido und Arafat Abou-Chaker wehren sich gerichtlich gegen die Berichterstattung des «Stern». Auf Anfrage bestreiten sie über ihre Berliner Medienanwältin auch, was der Schweizer über die Übernahmen behauptet: Die angeblichen Angaben von M. seien falsch, teilt die Anwältin auf Anfrage mit. Auf die Frage, warum die Unternehmen überhaupt verkauft wurden, geht sie nicht ein. Für Fragen zur Zukunft und zum Geschäftszweck der Firmen müsse man sich an die nun für die Unternehmen verantwortlichen Personen wenden.

Der Schweizer und die Berliner - ihre Aussagen passen nicht zusammen. Offenbar sagt zumindest eine Seite nicht die Wahrheit.

Dabei hat auch M. einen zweifelhaften Hintergrund: In seinem Werdegang finden sich unter anderem eine Vielzahl von Pleiten und eine Festnahme in Brasilien.

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