Die Credit Suisse wird neu erfunden. Die Blaupause zur neuen Grossbank steht. Kernstück ist die Gründung einer neuen Aktiengesellschaft namens Credit Suisse Schweiz mit Sitz in Zürich. Das rechtlich neue Unternehmen ist eine voll ausgestattete Schweizer Bank, die als Tochter direkt der Dachholding Credit Suisse Group unterstellt ist.

Auf Schweizer Markt ausgerichtet

Sie umfasst sämtliche Bereiche, die schon heute den Schweizer Heimmarkt ausmachen, also das Retailgeschäft, das inländische Private Banking, das Offshore-Business mit allen in der Schweiz verbuchten Auslandvermögen sowie Teile des Kunden-Tradings. Der im Geheimen in den letzten Monaten vorangetriebene Plan soll offenbar in diesen Tagen präsentiert werden, wie Recherchen zeigen. Treiber des Projekts sind Konzernchef Brady Dougan, Finanzchef David Mathers und VR-Präsident Urs Rohner.

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Bank bestätigt Pläne

Ein Sprecher der CS wollte sich nicht zum Vorhaben äussern und verwies auf frühere Statements, wonach die Bank bei «too big to fail» (TBTF) vorwärtsmachen wolle. (Mittlerweile hat die CS die Recherchen der «Handelszeitung» bestätigt.) Ziel der weltweit verschärften Vorschriften ist es, dass nie mehr die Steuerzahler geradestehen müssen für eine Grossbank, die aufgrund ihrer Bedeutung nicht fallen gelassen werden kann. Bestandteil der TBTF-Regulierung ist die Struktur global operierender Finanzunternehmen. Diese soll so angepasst werden, dass in einer nächsten Krise die systemrelevanten Teile geschützt bleiben und der Rest fallen gelassen werden kann.

Zurück zu den Wurzeln

Was der grosse Plan von CS-Präsident Rohner bedeutet, ist ein Zurück zu den Wurzeln. Die neue CS Schweiz AG ähnelt in ihren Grundzügen der alten Schweizerischen Kreditanstalt (SKA). Auch die SKA war in den 1990er-Jahren eine Tochter der CS Holding, welche von Rainer Gut, dem heutigen Ehrenpräsidenten, geschaffen worden war. Und wie bei der neuen CS Schweiz AG handelte es sich auch bei der alten SKA um eine Universalbank mit umfassender Palette, von Retail in der Schweiz über Offshore-Vermögensverwaltung und Firmenkundengeschäft bis zum Trading mit Wertpapieren, Devisen und Edelmetallen. Letzteres war bei der SKA sogar umfassender.

Strukturen sind Chef-Sache

Konzernchef Dougan und VR-Präsident Rohner, von Haus aus Wirtschaftsjurist und geübt im Umgang mit Strukturen und Gesetzen, machen mit der neuen CS-Struktur einen grossen Schritt Richtung Zukunft. Die Führungscrew bildet das ab, was die Politik in der Schweiz und auf den übrigen Gross-Finanzplätzen der Welt fordert, nämlich in jedem Rechtsraum eine sichere und für die Regulatoren fassbare juristische Einheit zu haben. Damit hat die CS einen Vorsprung auf die Konkurrenz herausgeholt.

CS-Spitze von UBS überrascht

Trotzdem war es Erzrivalin UBS, die sich die entsprechenden Meriten holte. Vor wenigen Wochen vermeldete die Bank in ihrem Quartalsbericht in einer Randnotiz die Absicht, eine Schweizer Gesellschaft mit Retail, Wealth Management und Firmenkunden ins Leben zu rufen. Obwohl die Nummer eins des Finanzplatzes noch weit von einer Umsetzung entfernt ist und laut einem Insider erst in ein paar Monaten den definitiven Entscheid fällen soll, sorgte der offizielle Hinweis für positive Schlagzeilen. Eine UBS Schweiz, das kam in Bern gut an.

Die CS-Spitze wurde von der Ankündigung überrascht. Laut einer Quelle stand das Projekt kurz vor Abschluss der ersten Phase. Wenige Tage nachdem die UBS ihr Projekt angekündigt hatte, trafen sich alle wichtigen Mitglieder der New Credit Swiss, um die Schlussphase bis zur offiziellen Ankündigung einzuläuten.

«Too big to fail» zeichnet den Weg vor

Wie alle weltweiten Banken müssen CS und die UBS verschärften Vorschriften genügen. Überall gilt, dass diese systemrelevanten Finanzinstitute («systemically important financial institutions») deutlich mehr Kapital als Puffer für mögliche Grossverluste halten müssen. Hinzu kommen nationale Sondervorgaben, die je nach Land anders aussehen. Die Schweiz forderte viel Risikokapital und legte mit 19 Prozent die Latte besonders hoch. Die Engländer entschieden sich für ein Ringfencing, welches die systemrelevanten Teile der Grossbanken in eigene Gesellschaften zwingt. In den USA gab schliesslich der 2300 Seiten starke Dodd-Frank Act den Tarif durch, der vor allem dem Eigenhandel den Garaus machen will.

Das universale «Too big to fail» gepaart mit nationalen Eigenheiten zeichnete den Weg vor. Etwa vor einem Jahr begannen die Spitzen der Grossbanken, ihre Strukturen auf die nationalen Räume auszurichten. Unabhängig voneinander kamen die Kapitäne der beiden Schweizer Finanzmultis zum Schluss, dass sie ihre One Banks aufsplitten und mehrere kleinere, rechtlich unabhängige juristische Einheiten bilden müssten. Das aber hatte weitreichende Folgen.

Eher mehr als weniger Kapital

Welches Business kommt in welche rechtliche Einheit? So lautete die erste zentrale Fragestellung. Die zweite: Wie gross können die Geschäfte in den regionalen Töchtern noch sein? Es war klar, dass die Aufsplittung in mehrere «Baby-UBS» und «Baby-CS» eher mehr als weniger Kapital verlangen würde. Jede rechtliche Einheit vor Ort musste mit dem vom Regulator verlangten Mindestgeld bestückt werden.

Neue Führung unbekannt

Nun ist die CS bereits in Phase zwei, der Implementierung der neuen Struktur. Offen bleibt, wer die neue Schweizer CS führen soll. Der CEO Schweiz dürfte zur zentralen Figur in der ganzen CS-Gruppe werden. Also muss es sich um einen erfahrenen Banker handeln. Die grössten Chancen können sich drei Interne ausrechnen. Kronfavorit ist Christoph Brunner, der seit einem Jahr das Private Banking Schweiz der CS leitet. Brunner ist smart mit langem Trackrecord und geht voraus. Im Rennen ist auch Hans-Ulrich Meister, Co-Chef der weltweiten Vermögensverwaltung, damit Chef von Brunner. Aussenseiterchancen hat Barend Fruithof, heisst es weiter. Der Leiter des Firmenkundengeschäfts gilt als Hands-on-Guy, dem einige zutrauen, die CS fitzutrimmen.