Swatch-Chef Nick Hayek hat für die Finanzmärkte nicht viel übrig. Das lässt er immer wieder mal durchblicken lassen. So pflegte es schon sein Vater zu tun. Zuletzt wetterte Hayek am Wochenende gegen Spekulanten und Zocker. Die Börse sollte besser Casino heissen, sagte er in einem Interview. «In einem Casino tummeln sich viele Abzocker, und die wollen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel verdienen – auf Teufel komm raus.»

Sogar mit einem Rückzug von der Börse drohte Hayek: «Wir könnten alle sehr viel ruhiger und mit viel weniger Bürokratie arbeiten und uns auf den eigentlichen Zweck der Gruppe konzentrieren.» Der Gedanke einer Dekotierung komme ihm gerade jetzt häufiger. «Ich muss zugeben, dass ich mir das bei dem aktuellen Kurs schon mehr als einmal überlegt habe.» Der Hauptgrund: Seit dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank, den Mindestkurs fallen zu lassen, ist der Kurs der Swatch-Papiere um rund 100 Franken auf 360 Franken eingebrochen.

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Hayek macht seinem Ärger Luft

Die Drohung einer Dekotierung ist bei Hayek indes nichts Neues. Einen möglichen Rückzug vom wichtigsten Aktienindex der Schweiz, dem Swiss Market Index (SMI), stellte er immer wieder in den Raum. So bereits 2008 und 2013. Passiert ist bisher aber nichts. Stellt sich also die Frage, warum der Uhrenpatron stets mit der gleichen Drohung gegen die Börsen poltert.

Fakt ist: Hayek ist über die SNB und den Rückgang des Aktienkurses verärgert. Mit der Drohung einer Dekotierung mache er zum Teil seinem Ärger Luft, sagt Patrik Lang, Analyst bei der Bank Julius Bär. So ist dann die Drohgebärde von Hayek in erster Linie als emotionale Reaktion gegen die Börsen und die Währungshüter zu verstehen. Allerdings kann eine Dekotierung auch Sinn machen. «Und zwar dann, wenn man die volle Kontrolle über den Konzern haben möchte», so der Analyst. Dennoch sprechen bei Swatch einige Faktoren gegen einen solchen Schritt.

Massive Verschuldung

So müsste sich Swatch als Grossaktionär massiv verschulden, um die Papiere vom SMI zu nehmen. Das gab denn auch Hayek in dem Interview selbst zu. Rund 15 Milliarden müsste Swatch für den Aktienkauf derzeit hinlegen. «Daher ist eine Dekotierung nicht realistisch», sagt Analyst Lang.

Schliesslich würde ein Rückzug von der Börse das Problem von Swatch nicht lösen – das des starken Frankens. Wie anderen exportorientierten Unternehmen macht auch Hayeks Konzern die gestiegene Schweizer Währung zu schaffen. Kein Wunder also, dass Hayek gegen die hiesigen Währungshüter einen Groll hegt.

Wie gut der Konzern für die gewappnet ist, zeigt sich schon Ende Januar oder Anfang Februar. Dann legt Swatch die Zahlen für 2014 vor. Erwartet wird ein neuer Umsatzrekord. Das Wachstum dürfte allerdings nicht mehr im zweistelligen Bereich liegen. Beim Gewinn rechnen die Analysten mit einer rückläufigen Entwicklung.

An eine Dekotierung glaubt niemand mehr

Hayeks Dekotierungs-Mantra könnte aber nicht nur purer Ärger, sondern reines Kalkül sein. Ein Experte, der anonym bleiben will, sagt: «Hayek tendiert dazu, immer dann mit einer Dekotierung zu drohen, wenn der Aktienkurs am Fallen ist.» Der Patron wolle so den Kurs jeweils wieder nach oben treiben. Bei einer möglichen Dekotierung erhoffen sich die Anleger einen guten Verkaufspreis und lassen den Kurs steigen.

Allerdings scheinen die Händler Hayeks Worten nicht allzu viel Gewicht zu geben. Am Montag verloren die entgegen dem SMI-Aufwärtstrend rund 2 Prozent, heute schwimmt die Aktie mit dem Strom leicht nach oben. «Hayek hat schon zu oft gedroht», so der Experte. An eine tatsächliche Dekotierung glaube niemand mehr. Letztlich sei es zwischen Hayek und den Anlegern wie bei einem alten Ehepaar: «Man geht sich immer wieder mal auf die Nerven.» Eine Hassliebe eben.