Generäle planen die nächste Schlacht immer auf Basis der Erfahrungen des letzten Krieges. Auch der Bundesrat zielt mit seinen Vorschlägen zur Stärkung der Bankenregulierung darauf, was bei der Credit Suisse alles schiefgelaufen ist. Die nächste Bankenkrise wird vermutlich dann wieder ganz andere Schwächen zum Vorschein bringen.

Dennoch sind viele Vorschläge des Bundesrates sinnvoll, allen voran jener, die persönliche Haftung von Bankmanagern zu stärken. Das sollte helfen, dass Führungskräfte nicht aus Bonusgier zu grosse Risiken eingehen.

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Doch das Grundproblem bleibt bestehen: Die neue UBS ist doppelt so gross wie die Schweizer Wirtschaft. Und sie ist eng mit dem Weltfinanzsystem vernetzt. Es bleibt eine Illusion, zu glauben, dass die Schweiz im Fall einer Krise die US-Tochter der UBS in die Pleite wird schicken können, um die Schweizer Bank zu erhalten. Eine Abwicklung einer Bank von der Grösse der UBS ohne massive Verwerfungen an den Weltfinanzmärkten dürfte Wunschdenken bleiben. 

Im Vergleich zur heutigen UBS war die Credit Suisse viel kleiner. In den USA war die CS sogar eher unbedeutend. Wenn schon bei einem vergleichsweise kleinen Bankkonzern eine Abwicklung aus Sorge vor einer internationalen Finanzkrise nicht gewagt wird, dürfte dies bei der Monster-UBS erst recht nicht der Fall sein. Bezeichnenderweise hat Finanzministerin Karin Keller-Sutter selbst gesagt, dass eine «temporäre» Verstaatlichung vermutlich eine Option bei einer erneuten Bankenschieflage wäre.

Gegen einen Bank-Run ist kein Kraut gewachsen 

Banken sind per se instabile Gebilde. Denn sie betreiben Fristentransformation, das heisst, sie nehmen kurzfristige Einlagen an und finanzieren damit langfristige Kredite. Kommt es zu einem Vertrauensverlust und einem Bank-Run, ist irgendwann jede Bank am Ende. Erhöhte Liquiditätsanforderungen können zwar den Punkt, wann der Kollaps eintritt, nach hinten schieben. Aber auch eine noch so ausgeklügelte Regulierung kann nicht verhindern, dass der Kollaps bei einem Bank-Run irgendwann eintritt. 

Sind die Vorschläge des Bundesrates damit alle für die Katz? Nein, sicher nicht. Sie helfen, den Finanzplatz etwas solider zu machen, und sorgen dafür, dass das Risiko für ruchlose Bankmanager steigt, von der Aufsicht sanktioniert zu werden, was eigentlich die Rolle der Eigentümer wäre. 

Aber es sei vor Illusionen gewarnt: Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist die Schweiz Heimat einer riesigen Bank, für welche die Schweiz am Ende wird geradestehen müssen. Die weltweiten Kosten einer Pleite der UBS bleiben grösser als die Kosten ihrer potenziellen Staatsrettung. Und diese Rettungskosten wird der Schweiz kein anderes Land abnehmen. 

Holger Alich
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