Starker Franken, Brexit, lahmende asiatische Märkte: Der Schweizer Tourismus kämpft mit Widrigkeiten. Gerade im preissensitiven Globetrotter-Segment sind Währungsverwerfungen fatal. Sie zementieren das Teuer-Image der Schweiz und schrecken junge Gäste ab.  

Ideen sind also gefragt, um diese Klientel nicht zu verlieren – besonders in einer Destination wie Interlaken, die neben asiatischen Gruppen von jungen Travellern lebt. Kids, die oftmals auf ihrem ersten Europa-Trip sind und ihr Geld lieber in Adrenalin-Kicks beim Paragliding, Biking und River-Rafting investieren als in Übernachtungskosten.

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Hängematte, Steckdose, Licht

Niemand weiss das besser als Backpacker-Pionier Erich Balmer, der 1970 in Interlaken den elterlichen Betrieb zum Balmer’s Hostel verwandelte, wo sich seither Generationen von Abenteuerhungrigen aus aller Welt treffen. 

Damit das auch in Zeiten der Frankenstärke so bleibt, legten Balmer Senior, 71, und seine geschäftsführenden Töchter Fabienne, 35, und Carmen, 32, auf diesen Sommer hin ein neues Angebot auf: Den «Hammock Room». Zu Deutsch: Übernachten in der Hängematte, für 5 Franken pro Nacht. Dazu wird offeriert, was für die internetverknallte Generation überlebenswichtig ist: Eine Steckdose fürs Handy.

Ebenso inbegriffen: Eine Lichtquelle und freier Zutritt zum Gemeinschaftsbad. «Wir wollten etwas gegen den harten Franken tun und zeigen, dass es eine preisgünstige Schweiz gibt», sagt Carmen Balmer. Mit Erfolg: Die neun Hängematten seien zu 87,8 Prozent ausgelastet. Eine Quote, die jeden Sommer-Hotelier zu Freudentränen rühren würde. Nächtliches Abhängen zum Tiefstpreis sei besonders bei Gästen zwischen 16 und 36 aus Nordamerika, Südkorea, Deutschland und von den Britischen Inseln beliebt.

Als Schweizer Hotelier schafft man es nur auf drei Arten

Lässt sich auch etwas verdienen mit dem wohl günstigsten Schweizer Übernachtungsangebot? Die Balmers sehen ihr «Château Fünfliber» als Eintritts-Ticket für Nebenleistungen: «Wir haben die Gäste bei uns, sie geben ihr Geld 
für Outdoor-Aktivitäten und in unserem Nachtclub aus – so rentiert es», sagt Carmen Balmer.

Der Senior ergänzt: «In der Schweiz schaffst du es als Hotelier nur auf drei Arten: Sei teuer oder billig oder anders als die anderen.» Mit dem «Hammock-Room» kombiniert er Variante zwei und drei im Ideen-Doppelbett.

Andreas Güntert
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