Der Verwaltungsrat von Software One wehrt sich mit Händen und Füssen gegen seine eigene teilweise Absetzung durch die Aktionäre Daniel von Stockar, René Gilli und Beat Curti. Sie halten zusammen knapp einen Drittel der Aktien der börsenkotierten IT-Firma mit Sitz in Stans.

In der Auseinandersetzung über die Zukunft des Unternehmens erhält das Gremium nun Unterstützung von mittlerweile vier Stimmrechtsberatern, auch Proxy Advisor genannt. Dies sind die US-Firmen Glass Lewis und ISS sowie die beiden Schweizer Anlegerberater Inrate und Ethos.

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Die Spezialität solcher Berater ist unter anderem die Analyse von börsenkotierten Firmen und ihrer Compliance-Gebarung, um Fonds und institutionellen Investoren bei der Entscheidungsfindung über das Abstimmungsverhalten zu helfen.

Sie erstellen Berichte vor den jeweiligen Generalversammlungen und geben Abstimmungsempfehlungen ab – eine Dienstleistung für Investoren mit einem sehr grossen Portfolio, die kaum ihre Vielzahl an Investitionen laufend und in allen Details überblicken können.

Showdown am 18. April

Bei Software One geht es um einen Streit zwischen den drei Grossaktionären und dem Verwaltungsrat über die Neubesetzung des Gremiums und die grundsätzliche Frage, ob die Firma von der Börse genommen werden soll.

Aktionärinnen und Aktionäre stimmen demnächst über die Zukunft des Unternehmens in einer ausserordentlichen Generalversammlung ab. Showdown ist am 18. April.

Die drei Grossaktionäre von Stockar, Gilli und Curti versuchen seit Monaten, die Macht über das Unternehmen zu ergreifen, und hatten sich dafür auch Unterstützung von der Private-Equity-Firma Bain Capital geholt. Das Trio will nicht nur den Verwaltungsrat ummodeln und die Firma von der Börse nehmen, sondern auch die Hälfte ihrer 29 Prozent verkaufen und die andere Hälfte reinvestieren.

Bain Capital ist fürs Erste nicht mehr an Bord. Doch der Verkauf an andere Investoren ist nicht ausgeschlossen. Der Sinn der Übung aus Sicht der Ankeraktionäre: «Die Veränderung von Software One von einem Reseller hin zu einem integrierten Lösungsanbieter braucht mehr Zeit», sagte von Stockar zur «Handelszeitung» im März.

Diese Zeit habe das Unternehmen nicht in dem Ausmass, wie es nötig wäre, wenn es dem Druck des Kapitalmarktes ausgesetzt sei. «Die Firma kann sich nach einem Going-Private besser entwickeln», findet der Investor und Software-One-Verwaltungsrat.

Bedenken über Befangenheit

Von Stockar ist Mitglied des Kontrollgremiums. Im Zuge der Übernahmeabsichten zusammen mit Bain war er in den Ausstand getreten, konnte bei den Gegnern des Manövers die Bedenken über seine Befangenheit aber nie ganz zerstreuen. Mit im Bunde ist auch Beat Curti, der dritte Grossaktionär neben René Gilli und Daniel von Stockar. Ihm wird nachgesagt, keinerlei Funktion im Zusammenhang mit Software One anzustreben, sondern lediglich seine Anteile vergolden zu wollen.

Beat Curti

Verleger, Händler, Tech-Investor

Der Unternehmer mit Jahrgang 1937 baute sich in den 1970ern ein Medienimperium auf, wurde später Grosshändler und ist jetzt Tech-Investor. Er lancierte das Magazin Bilanz und bot Ringier, Tages-Anzeiger und NZZ die Stirn, erlitt damit aber Schiffbruch. Und wurde zum Grosshändler: Er belieferte Gastronomie und Detailhandel, stieg ins Geschäft mit Raststätten und Fastfood ein. Seit 2006 ist er Grossaktionär der IT-Firma Software One und war Mitglied des Gremiums, aus dem er 2020 ausschied. Teilhaber ist er bis heute. Sein Vermögen wird auf mehrere hundert Millionen Franken geschätzt.

Anders von Stockar und Gilli: Sie sind nicht nur Teilhaber, sondern stellen sich auch zur Wahl als Präsident beziehungsweise als zusätzliches Verwaltungsratsmitglied.

Erste Zerreisserscheinungen

Der Streit führte bereits zu ersten Zerreisserscheinungen im Verwaltungsrat. ABB-Finanzchef Timo Ihamuotila und Compliance-Juristin Isabelle Romy von Kellerhals Carrard scheiden aus dem Gremium aus. Sie treten am 18. April nicht zur Wiederwahl an.

Auch die Gegnerseite muss Federn lassen: Die von den Ankeraktionären beworbene Ringier-Finanzchefin Annabella Bassler hat ihre Kandidatur für den Verwaltungsrat zurückgezogen. Stattdessen wird Till Streichert ins Rennen geschickt, CFO der spanischen Flugreservierungssystem-Gruppe Amadeus.

Grossaktionäre zuversichtlich

Bis anhin rechneten sich die aktivistischen Grossaktionäre gute Chancen für ihre Bemühungen für den Abstimmungstag im April aus: «Wir sind überzeugt, die Mehrheit an der ausserordentlichen Generalversammlung zu gewinnen, und orten positive Reaktionen auf unsere Anträge», sagte er. Tatsächlich sagen Beobachter voraus, dass die Abstimmung knapp ausgehen könnte.

Denn: Das Aktionärstrio hält circa einen Drittel der Aktien. Und in der Schweiz stimmen selten bis nie mehr als zwei Drittel aller Aktionäre von Publikumsgesellschaften ab. Um davon knapp mehr als die Hälfte zu erreichen, bräuchten von Stockar, Gilli und Curti nur wenige Prozent mehr, um sich durchzusetzen.

Die Lage ist so kritisch, dass sich Software-One-Präsident Adam Warby in einem Aktionärsbrief und in ganzseitigen Zeitungsinseraten bereits an die Anleger und Anlegerinnen wandte. Betreff: «Aufruf zum Handeln an alle Aktionäre: SIE entscheiden über die Zukunft von Software One!» Die Teilnahme an dieser Generalversammlung sei in seinen Worten «unerlässlich, damit im Interesse möglichst vieler Aktionäre entschieden wird, wenn es um nichts weniger als die Zukunft von Software One geht».

Diesem Hilferuf geben die vier Stimmrechtsberater nun Rückenwind. Die Chancen, dass das bestehende Gremium mit seinem CEO Brian Duffy die Firmenstrategie für mehr Wachstum und eine bessere Aktienperformance fortsetzen kann, sind in den vergangenen Tagen gestiegen.