Der Exportanteil von Rohstoffen in Kanada (Energie, Agrargüter, Holzprodukte) beträgt zirka 30%. Im Falle Australiens haben Rohstoffe (Nahrung, Rohmaterialien, Mineralöl) einen Anteil von etwa 50% an den Gesamtausfuhren. Für die Wirtschaft beider Ländern spielen somit die Erträge aus dem Rohwarengeschäft eine bedeutende Rolle. Aber damit enden die Gemeinsamkeiten, die für den Trend ihrer Währungen wichtig sind. Der bedeutendste Unterschied ist die Leis-tungsbilanz: Australien dürfte 2005 ein Defizit von 4,9% des Bruttoinlandproduktes aufbauen. Im Gegensatz dazu wird Kanada dieses Jahr gemäss OECD einen Überschuss von 3,9% erzielen.

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Die Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits ist die Achillesferse des australischen Dollars. Marcus Hettinger, Devisenstratege bei der Credit Suisse, sieht Gefahren für die Defizitfinanzierung aufgrund steigender amerikanischer Zinsen: «Unter anderem waren japanische Kleinanleger, die höher rentierende Anlagen suchten, stark an der Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits beteiligt. Wenn nun in den USA die Zinsen deutlich steigen, dann erwächst den australischen Anleihen eine starke Konkurrenz.» Für Ryan Faulkner, Währungsstratege bei Lehman Brothers in London, könnten die künftigen Trends in den Rohstoffpreisen zu einem Problem für die Defizitfinanzierung werden. Das rasch wachsende China ist für ihn kein Garant für steigende Rohstoffpreise. Die Nachfrage aus China habe die Rohwarenpreise nach oben getrieben, jedoch nehme auch das Angebot zu. Kommen die Rohstoffpreise aufgrund des steigenden Angebots unter Druck, dann sinken die Exporteinnahmen aus diesem Geschäft.

Konsequenz: Mehr Probleme bei der Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits. «Um diese sicherzustellen, wird sich der australische Dollar abwerten müssen», schlussfolgert Faulkner.

Kanadische Zinsen steigen

Die hohen australischen Zinsen (am Geldmarkt liegen die Renditen bei 5,45%, zehnjährige Staatsanleihen werfen 5,40% ab) lassen den australischen Dollar gegenüber dem kanadischen Dollar (der Geldmarkt rentiert 2,43%, zehnjährige Staatsanleihen 4,23%) attraktiver erscheinen. Doch der Schein trügt.

Denn für den Trend des Wechselkurses ist die erwartete Zinsentwicklung nicht weniger wichtig als die aktuellen Zinsdifferenzen. In Kanada dürfte die Zentralbank (BoC) nach der Einschätzung Hettingers die Zinsen im 2. Quartal 2005 um 25 Basispunkte auf 2,75% anheben.

Demgegenüber ist in Australien der Zinserhöhungszylus voraussichtlich abgeschlossen. Auch wenn in Kanada einiges besser bestellt ist als in Australien, sind Anlagen im kanadischen Dollar nicht risikolos. Die BoC ist für ihre Flexibilität bekannt. Bei der Beurteilung, ob das geldpolitische Korsett zu eng geschnürt ist, spielt für sie der Wechselkurs eine wichtige Rolle. Wird der Kurs für die Wirtschaft zum Problem, dann kann die BoC die Geldpolitik rasch ändern. Kippen die Zinserwartungen in den Märkten, dann gerät auch der kanadische Dollar unter Druck.

Unter dem Strich bleibt aber das Fazit: Der australische Dollar dürfte trotz Chinafantasie gegenüber dem kanadischen Dollar im Hintertreffen bleiben. Hettinger erwartet, dass der australische Dollar in drei Monaten bei 0.91 Fr. (aktuell 0.92 Fr.) notiert. Beim kanadischen Dollar erwartet Hettinger im gleichen Zeitraum einen Anstieg auf 0.99 Fr. (aktuell 0.97 Fr.).

Die einfachste Möglichkeit, in kanadische oder australische Dollars zu investieren, ist die Eröffnung eines auf die jeweilige Fremdwährung lautenden Kontos. Die Finanzinstitute bieten zudem eine Palette von Finanzinstrumenten an, die es erlauben, das Risiko einer Devisenanlage einzugrenzen.