Die Schweizerische Bankiervereinigung stellt der Schweiz für die Notfallrettung ein gutes Zeugnis aus. «Der Schweizer Finanzplatz war in der Lage, auf ein grosses Problem eines signifikanten Players angemessen zu reagieren. Angesichts des Ausmasses und der Ernsthaftigkeit war die Entscheidung eher ein Zeichen der Stärke als der Schwäche», sagte Präsident Marcel Rohner bei der Jahresmedienkonferenz am Dienstagmorgen.
«Der Finanzplatz hat funktioniert. Wenn der ein grösseres Problem hätte, hätte man am Montag nicht gewusst, wie es weitergeht. Das beweist aus unserer Sicht, dass der Schweizer Finanzplatz sicher und stabil ist», sagte auch August Benz, stellvertretender CEO des Verbands. Davon zeugten auch «Hunderte weitere Banken» in der Schweiz.
Die schnelle Lösung ist aus Sicht der Bankiervereinigung ein Ergebnis der regulatorischen Anstrengungen seit der Finanzkrise 2008. Die Liquidität habe sich in den vergangenen 15 Jahren wesentlich verbessert und die Voraussetzung dafür geschaffen, dass man die Krise überhaupt so habe bewältigen können.
Von der Geschwindigkeit der Entwicklung bei der Credit Suisse seien «alle überrascht» gewesen. Die Gründe dafür sieht Rohner «einerseits in den hausgemachten Problemen, andererseits aber auch in der Krise einer relativ unbekannten US-Bank».
Eine Bankenkrise ist vor allem eine Vertrauenskrise
Es habe angesichts der fatalen Lage der CS nur zwei Möglichkeiten gegeben: die Übernahme oder die Abwicklung. «Das zentrale Ziel in so einer Krise ist, dass man Vertrauen schafft. Wenn Angst evident wird, gibts eine Spirale, weil niemand die Person sein will, die als Letzte zum Ausgang rennt», sagte Rohner mit Blick auf den Bank-Run, der auch die amerikanische SVB zum Kollaps gebracht hat.
Er sei der Auffassung, die Übernahme der CS durch die UBS sei jene Massnahme, «die das Vertrauen schnellstmöglich wiederherstelle»: eine vorausschauende Entscheidung, um die globale Stabilität wie auch den Finanzplatz Schweiz zu schützen. «Das war eine Dynamik, die man so in dieser Geschwindigkeit noch nicht gesehen hat. Wir leben in einer Zeit, in der die Sensitivität sehr hoch ist, wenn es um vertrauensbasierte Systeme geht.»
Entsprechend sei auch unklar, wie sich die Entscheidung mittel- bis langfristig auf die Reputation des Finanzplatzes Schweiz auswirke. Dass etwa per Notrecht das Eigentumsrecht der Aktionärinnen und Aktionäre ausgehebelt wurde, sei «ein Element der äusserst schwierigen Entscheidung», welche die Akteure und Akteurinnen getroffen hätten.
«Die Schweizer Kredibilität im Ausland ist nicht zerstört, aber sicher auch nicht gut. Niemand mag das Ergebnis, und natürlich haben die Leute Fragen. Das Vertrauen in den Bankensektor müssen wir nun wieder herstellen», sagt Rohner. Am Ende würden die Kundinnen und Kunden entscheiden, ob sie dem System weiterhin trauen.
Auch einige Detailfragen des Deals müssten noch geklärt werden. «Es war nicht sinnlos, was man gemacht hat. Aber es ist auch klar, dass ein solches monumentales Ereignis eine kritische Analyse braucht», sagt Rohner. Es seien «erfahrene und sehr kluge Leute» am Tisch gewesen, «die zwischen zwei schwierigen Varianten wählen mussten». Das Vertrauen und das Funktionieren des Finanzplatzes seien dabei im Zentrum gestanden. «Aber natürlich kann man nicht wegreden, dass diese Entscheidung Konsequenzen hat.»
Die Bankiervereinigung sieht nach wie vor intensiven Wettbewerb
Wie die Fusion konkret ausgestaltet werde, sei noch offen. Von der vollen Integration der CS in die UBS bis hin zu Teilverkäufen sei noch alles offen. «Wir vertrauen der UBS, dass sie unter allen Aspekten das macht, was am sinnvollsten ist.»
Die Bankiervereinigung setze sich vor allem dafür ein, die Wettbewerbsintensität zu erhalten. Diese ist durch die Fusion aus Sicht des stellvertretenden Präsidenten August Benz nicht zwangsläufig gefährdet: «Der Anteil der Grossbanken etwa bei den Hypotheken in der Schweiz ist in den vergangenen Jahren signifikant gefallen. Das zeigt, dass der Wettbewerb funktioniert. Die Kundinnen und Kunden wählen selbst, wo ihre Hypotheken funktionieren und sie ihre Spargelder hinbringen wollen.»
Und auch dass die Schweizer Bankiervereinigung künftig vor allem eine UBS-Vereinigung sein könne, wiegelte das Präsidium mit einem Schmunzeln ab. Schon zusammen hätten die beiden Grossbanken zuletzt «nur» 47 Prozent des Budgets gestellt. Die Frage sei nicht, welche Geschäfte man mache – sondern was auf der Bilanz lande.
1 Kommentar
Wenigstens den Namen des SBVg-Präsidenten könnte man richtig schreiben - aber auch für diese journalistische Minimalsorgfalt blieb offenbar keine Zeit.