Die Swiss hat den Turnaround geschafft», sagte Airline-Chef Dieter Vranckx während der Präsentation der Jahresergebnisse 2022 am Freitag. Nach Jahren der Krise wegen der Pandemie sowie finanzieller Hilfen durch staatlich abgesicherte Bankenkredite liefert die Swiss wieder einen üppigen Gewinn ab.
Kein Wunder, dass die Swiss nun weiter durchstarten und erhebliche Investitionen stemmen will. So lanciert die Swiss ein neues Kabinenprodukt für die Langstrecke. «Es handelt sich hierbei um die umfassendste Kabinenerneuerung in der Geschichte von Swiss», sagte Vranckx.
Das neue Konzept betrifft die First Class, ebenso die Business sowie die Economy. Das Investitionsvolumen betrage rund 500 Millionen Franken, sagte Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour bei der Präsentation am Freitag.
Die komplett neu konzipierte Kabine beinhaltet neue Farbtöne wie etwa Bordeaux, Anthrazit und Beige. Ebenso hat die Swiss das Lichtkonzept überarbeitet und verspricht ein neues Bordunterhaltungssystem mit grösseren Monitoren und der Möglichkeit, in allen Reiseklassen eigene Geräte zu verbinden.
Die neue First Class wird eigene Suiten haben mit einem Raumangebot von rund 3,4 Quadratmetern sowie eine Kühl- und Heiz-Funktion der Sitze. Dieses Kühl- und Heiz-Feature wird es ebenfalls in der Business Class geben.
Grössere Sitze sowie mehr Abstand zwischen den Sitzreihen sind zudem in der Economy vorgesehen.
Das neue Angebot soll ab dem Jahr 2025 in Maschinen vom Typ Airbus A330-300 eingebaut werden, später dann auch in Langstreckenfliegern vom Typ Boeing 777-300ER. Die neu bestellten Airbusse A350-900 sollen bereits mit der neuen Kabinenausstattung ausgeliefert werden, so die Swiss.
Nach der Pandemie war die Nachfrage der Passagiere gross. Airlines und Flughafenbetreiber waren darauf aber oft nur schlecht vorbereitet. Das Flugchaos mit stornierten Flügen, langen Wartezeiten und verlorenem Gepäck sorgte im vergangenen Sommer für viel Ärger.
Die Swiss gibt sich gerüstet und will ein abermaliges Chaos vermeiden, sie plant für dieses Jahr mit einer Kapazität von 85 Prozent gegenüber 2019. Airlines wie die Swiss sind aber auch darauf angewiesen, wie zuverlässig zum Beispiel Flugverkehrs-Kontrollen in Ländern wie Italien, Deutschland und Frankreich funktionieren.
Sicher für Passagiere ist: Fliegen bleibt teuer. Die Ticketpreise seien zwar nicht mehr so hoch wie im Sommer 2022, argumentiert die Swiss. Doch die Preise würden sicherlich nicht mehr so schnell auf ein Niveau sinken, wie im Jahr 2019. Inflation, hohe Energiekosten sowie das Rückzahlen von Krediten, die wegen der Krise nötig waren, belasten das Airline-Geschäft weiterhin.
Ansprechende Zahlen im Jahr 2022
Mit Blick auf die Geschäftszahlen konnte sich die Swiss im vergangenen Jahr vom Sturzflug in der Corona-Pandemie erholen: Die Airline erreichte einen Betriebsgewinn von 456 Millionen Franken nach einem operativen Verlust von 405 Millionen Franken im Vorjahr.
Der Umsatz legte um mehr als das Doppelte auf 4,41 Milliarden Franken zu, nachdem er in den beiden Vorjahren eingebrochen war. 2021 hatte die Swiss lediglich 2,1 Milliarden Franken Umsatz gemacht, im ersten Pandemiejahr 2020 waren es gar nur 1,85 Milliarden Franken gewesen.
Nachfrageboom nach der Pandemie
Allerdings ist die Swiss trotz dem Steigflug immer noch nicht auf der Flughöhe der Vor-Corona-Zeit: 2019 hatte die Lufthansa-Tochter noch einen Umsatz von 5,33 Milliarden und einen operativen Gewinn von 578 Millionen Franken eingeflogen.
Aber der Nachfrageboom nach der Pandemie hat der Swiss Schub verliehen. Neben der Erholung der Passagierbuchungen trieben Kostenoptimierungen und ein stabiler Flugbetrieb im Sommer das Ergebnis in die Höhe. Die bereinigte Betriebsgewinnmarge erreichte mit 10,4 Prozent wieder zweistellige Zahlen.
Ganze Flotte wieder im Einsatz
Das erste Quartal sei aufgrund der Coronavirus-Variante Omikron und des Beginns des russischen Kriegs gegen die Ukraine noch von grossen Unsicherheiten geprägt gewesen, schrieb die Swiss: «Im Frühjahr kehrte jedoch das Vertrauen der Menschen ins Reisen schnell zurück und die Nachfragekurve nach Flugreisen zeigte deutlich nach oben.»
Ebenfalls positiv auf das Ergebnis wirkte sich die weiterhin starke Cargo-Nachfrage aus. Das Frachtergebnis sei das stärkste der Unternehmensgeschichte, schrieb die Swiss weiter.
In diesem Jahr 85 Prozent gegenüber 2019
Im laufenden Jahr plant die Swiss mit einer konservativen Kapazität von rund 85 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019: «Das Ziel ist weiterhin, eine grösstmögliche Stabilität im Flugbetrieb sicherzustellen.» Dafür werde im Sommer wieder die gesamte Flotte der Swiss in Zürich und Genf positioniert sein, hiess es.
(Mit Material von awp/gku)