Zelten ist angstrengend. Das Zelt muss auf- und wieder abgebaut werden. Man schleppt den halben Hausrat mit und teilt sich oft dreckige Gemeinschaftstoiletten. Was für Junge eine günstige Art des Verreisens ist, verliert mit steigendem Alter und Einkommen an Reiz - bis man feststellt, dass auch das schönste Hotel mit der Romantik von Outdoor-Ferien nicht mithalten kann.

Und so zieht es viele für die Ferien in die Natur - auch im Herbst. Doch auf den gewohnten Komfort will man dabei nicht verzichten. Auch Nathalie nicht. Die 33-Jährige liebt das Surfen. Die Destination war schnell gefunden: Portugal sollte es werden. Auch was die Unterkunft anging, hatte Nathalie klare Vorstellungen: «Ich wollte in die Natur und das Camping-Feeling spüren.» Doch auf Isomatte und Rückenschmerzen hatte die Schweizerin keine Lust. Also entschied sie sich für Glamping – glamouröses Camping.

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Auslastung bei fast 100 Prozent

 

Damit liegt Nathalie voll im Trend. Dank Investitionen in eine moderne Infrastruktur plus einer Prise Luxus und Komfort ist Übernachten auf dem Zeltplatz wieder salonfähig geworden. «Die Entwicklung verläuft rasant», sagt Thomas Reimann, Sprecher des Reiseanbieters Vacanceselect, nach eigenen Angaben Marktführer in Europa in Sachen Glamping. Über die Plattform Selectcamp bietet er über 1100 Glamping-Unterkünfte an mehr als 90 Standorten in Europa. Auch die Schweiz ist vertreten. «Unsere Auslastung liegt in der Hochsaison bei nahezu 100 Prozent.»

Beim Glamping liegen Camper statt am Boden im Himmelbett, haben eigene Toiletten und Küchen, selbst das Frühstücksbrötchen bekommen sie bei Bedarf geliefert.Auch Whirlpool und Badewanne gehören mittlerweile bei mancher Glamping-Unterkunft zum Luxus-Angebot. Doch nicht nur das: «Auch das Drumherum muss stimmen», erklärt Reimann. So sollten Restauration, angebotene Aktivitäten sowie kulturelles Angebot einem gewissen Anspruch an Qualität gerecht werden. Das schlägt sich im Preis nieder: Im Schnitt gibt eine vierköpfige Familie beim Glamping rund 1500 Franken für eine Woche im Safarizelt aus.

Neue Gästegruppen

Der Trend kommt nicht von ungefähr. Mit den Glamping-Konzepten wollen die Campingplätze ein neues Gästesegment erschliessen, speziell natursuchende, urbane Menschen. «Der klassische Camper stirbt zwar nicht aus, aber es ist spürbar ein Wandel hin zu Luxusangeboten festzustellen», sagt Reimann.

Dies bekommen auch die Campingplätze in der Schweiz zu spüren, wo die Logiernächte seit Jahren rückläufig sind. Entsprechend ist auch der Touring Club Schweiz (TCS) auf den Glamping-Zug aufgesprungen - mit Erfolg: «Die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr und ist oft grösser als das Angebot», sagt TCS-Sprecher David Venetz. Auf fast allen der 27 TCS-Campingplätze werden mittlerweile Glamping-Unterkünfte angeboten. Dabei setzt der Club weniger auf Luxus, dafür umso mehr auf Originalität und Komfort. Ein definierter Standard für Glamping-Objekte existiert noch nicht.

Pionier Péclard

Einer der ersten Campingplätze in der Schweiz, der auf Glamping setzte, ist Fischers Fritz in Zürich-Wollishofen. Seit 2010 ist Michel Péclard Pächter und investierte gegen 2 Millionen Franken in luxuriöse Unterkünfte und gastronomische Neuerungen samt Laden und Restaurant. Dieses hat sich so von der simplen Camping-Beiz zum Szene-Restaurant gemausert.

Andere Plätze machten es Péclard nach, ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. Auch nicht beim TCS: «Wir bauen unser Glamping-Angebot ständig aus», sagt Venetz. Allein dieses Jahr habe der TCS in Unterkünfte in Flaach, Lugano und Disentis investiert. Trotz höheren Investitionen rentiert Glamping für die Betreiber. «Spätestens nach zwei Saisons haben sich die Ausgaben amortisiert», sagt Reimann. Durch die zum Teil beheizten Nobelunterkünfte verlängert sich die Saison.

Nathalie hingegen hat nach Portugal schon wieder genug vom Glamping. «Nächstes Mal gehe ich wieder ins Hotel, da habe ich weniger Krabbeltiere.»