Feldschlösschen erhöht die Bierpreise. Damit reagiert die Nummer eins im Schweizer Biermarkt auf die starke Konkurrenz aus dem Ausland: Alle in der Schweiz produzierten Biere werden durchschnittlich um 4,4 Prozent teurer. Das Geld will Feldschlösschen in die Werbung stecken, um ihre Schweizer Biere besser zu vermarkten.
«Mit der Preiserhöhung wollen wir den Vormarsch der billigen Importbiere stoppen, indem wir mehr in unsere heimischen Biere investieren», sagt Markus Werner, Leiter Unternehmenskommunikation von Feldschlösschen der Nachrichtenagentur sda. Es gehe darum, Innovationen zu fördern, das Sponsoring auszubauen, die Biervielfalt zu pflegen und breite Werbeaktivitäten umzusetzen.
Die Biertrinker zahlen somit direkt einen Teil der Marketingkosten des Unternehmens. Die erhöhten Marktinvestitionen würden indes nicht vollumfänglich in einer Preiserhöhung umgesetzt, sagt Werner. Ein Teil der Mehrkosten würde auch mit Effizienzsteigerungen kompensiert.
Preiserhöhungen ab 1. Mai
Die Investitionen in den Biermarkt und die höheren Transportkosten könnten jedoch nicht allein mit Effizienzsteigerungen wettgemacht werden. Wieviel Feldschlösschen an zusätzlichen Mitteln erwartet und wie hoch das Werbebudget des Unternehmens ist, kommuniziert die Brauerei nicht.
Die Preisanpassung gilt ab dem 1. Mai und betrifft gemäss Feldschlösschen alle Gebinde (Einweg- und Mehrwegflaschen, Dosen, Fass) sowie alle Verkaufskanäle. Eine Preisanpassung sei nie populär, sagt Werner. «Nicht zu reagieren aber wäre verantwortungslos.» Schliesslich habe sich der Marktanteil an Importbieren in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt.
Im Jahr 2000 betrug der Anteil an ausländischen Bieren in der Schweiz rund 576'000 Hektoliter oder knapp 14 Prozent des Gesamtkonsums. 2011 (von Oktober 2010 bis September 2011) tranken Herr und Frau Schweizer bereits 22,9 Prozent Importbiere. Feldschlösschen gehe es mit dem Schritt auch darum, den Produktionsstandort Schweiz zu stärken. Der grösste Schweizer Getränkehändler produziert in der Schweiz neun Biermarken.
Nebst den beiden Zugpferden Feldschlösschen und Cardinal werden auch regionale Marken wie Hürlimann, Valaisanne, Gurten und Warteck hergestellt. Zudem braut Feldschlösschen die Carlsberg- und Tuborg-Biere für den hiesigen Markt in der Schweiz. Das Unternehmen beschäftigt in der Schweiz gemäss eigenen Angaben rund 1300 Personen.
Nischenprodukte gefragter denn je
Der Schweizer Brauerei-Verband (SBV) will den Schritt von Feldschlösschen nicht kommentieren, das müsse jedes Unternehmen selber entscheiden, sagte Verbandsdirektor Marcel Kreber auf Anfrage. Der ständige Anstieg der Bierimporte macht aber auch Kreber Sorgen. Das Markenbewusstsein sei verloren gegangen. Das will der Verband nun wieder aufpolieren. «Wir versuchen, die Wertigkeit des Schweizer Biers zu fördern, starten verschiedene PR-Aktionen und geben so den Brauereien Schützenhilfe», sagt Kreber. Unter anderem hat der SBV am 19. April den «Tag des Schweizer Biers» geplant.
Bessere Chancen im Kampf gegen die ausländische Konkurrenz haben Nischenprodukte oder stark regional verankerte Marken. Die Brauerei Locher etwa, Herstellerin des Appenzeller-Biers, merkt den vermehrten Durst der Schweizerinnen und Schweizer auf ausländische Gebräue kaum. Durch die konsequente Nischenpolitik schaffe man Vertrauen in die Marke, sagt Sprecher Ruedi Signer. Grossbrauereien hätten da womöglich mehr zu kämpfen. Tatsächlich gibt der Erfolg der Herstellerin der Sorten Quöllfrisch und Vollmond recht.
Seit 1990/91 ist der Bierausstoss in der Schweiz um 15 Prozent zurückgegangen. Die Brauerei Locher hingegen produziert heute im Vergleich zu den frühen Neunzigerjahren mehr als fünf mal mehr Bier. Mit rund 130'000 Hektoliter (Braujahr 2010) gehört die Brauerei Locher zu den Grossen unter den Kleinen im schweizerischen Markt. Sie ist hinter der St. Galler Schützengarten-Brauerei die Nummer zwei der unabhängigen Schweizer Brauereien. Rund zwei Drittel des gesamten Marktvolumens teilen die Carlsberg-Gruppe und die Heineken-Gruppe unter sich auf.
(muv/tno/sda)