Der neue Patron Martin Ebner trägt eine smarte Fliege. Das Management von Helvetic Airways präsentiert sich im Anzug mit Krawatte. In den vier Flugzeugen der Billig-Airline herrscht derweil ein anderer Dresscode. Dort dominieren Feriengäste und Gastarbeiter. Täglich hebt ein voll besetzter Helvetic-Jet nach Pristina ab und führt damit das Geschäft der Vorgängergesellschaft Odette fort. Weitere Balkan-Ziele sind Skopje und Ohrid. Dazu kommen neun Destinationen in Italien und sechs in Spanien. Als einziges Businessziel verbleibt London im Streckennetz.
Dennoch: Ebner glaubt an die Airline und kauft über seine Beteiligungsgesellschaft Patinex eine Mehrheit des Aktienkapitals von 40 Mio Fr. Im geschrumpften Verwaltungsrat ersetzt er Wilfried Koeck (Flugzeug-Leasinggeber), Thomas Ladner (Vertreter des Ex-Aktionärs Daniel Aegerter) und Mark Nuijten (Vertreter eines holländischen Investors), die sich gemäss Helvetic-Kommerzchef Thomas Frischknecht finanziell zurückziehen. Als einzige Investoren neben Ebner verbleiben mit Minderheitsbeteiligungen Präsident Peter Blum und der Ex-CEO Peter Pfister.
Dank Ebners Millionen verfügt die defizitäre Helvetic über die Mittel, um zwei weitere Jahre über die Runden zu kommen. Schwarze Zahlen sollen mit einer konsequenten Nischenstrategie erreicht werden. Preiskämpfe kann sich Helvetic nicht leisten. Im Gegenteil: Dank Exklusivität an Zielen wie Brindisi, Rimini oder Pisa soll der Durchschnittspreis pro Ticket steigen. Insider rechnen, dass Helvetic zum Erreichen des Breakeven eine Auslastung von 70% benötigt.
Eine Erweiterung der Flotte um ein oder zwei Flugzeuge ist für 2007 geplant. Ertrag komme allerdings vor Grösse. Innert zwei Jahren verlangt Ebner Gewinne, sonst dürfte er rasch wieder weg sein. Das wäre für Helvetic verheerend. Wenn nämlich der preislich attraktive Flugzeug-Leasingvertrag mit der Airfleet Credit Corporation des abtretenden VR Koeck in einigen Jahren ausläuft, braucht Helvetic eine Finanzspritze für neue Flugzeuge.