Die Business-Idee

Eine künstliche Intelligenz (KI), die Stimme und Stimmung gleichermassen analysieren kann, hat das Startup Virtuosis AI aus Lausanne entwickelt. «Unsere Technologie analysiert mehr als 400 Parameter in der Stimme – nicht was gesagt wird, sondern wie es gesagt wird», erklärt CEO und Gründerin Lara Gervaise. «Frühe Anzeichen für Burn-out, Stress, Ängste und Konfliktrisiken stehen dabei im Fokus.» Als Plug-in kann die Software in Microsoft Teams integriert werden. Nach jedem Anruf liefere die Software den einzelnen Teilnehmenden Ergebnisse und konkrete Handlungsvorschläge. Das Personal-Management sieht anonymisierte Daten, um bessere Entscheidungen treffen zu können.

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«Unsere Lösung fördert so datenschutzkonform und ohne Mehraufwand das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, verbessert die Zusammenarbeit und zielt darauf ab, die Kommunikation im Team zu verbessern», ergänzt ihr Mitgründer Edoardo Giudice, «zeitaufwendige und meinungsverzerrte Selbstauskünfte werden dadurch ersetzt.»

Die Gründer

Alles begann vor rund drei Jahren an der EPFL. Data-Scientistin und Softwareentwicklerin Lara Gervaise forschte für ihre Diplomarbeit zum Thema künstliche Intelligenz und kam, getrieben durch ihr Interesse an Verhaltenspsychologie, auf die Idee für das Projekt. Edoardo Giudice ist Mehrfach-Tech-Gründer und Familienunternehmer in dritter Generation mit Schwerpunkten in Finanzen und Geschäftsentwicklung. «Das hohe Stresslevel, das ich während meiner Karriere selbst erlebte, und der Wunsch, etwas zu verändern, haben mich motiviert, mit Lara zu gründen», sagt er. Nach zwei Jahren interner Forschung, in der die KI mit Datensätzen, wissenschaftlicher Literatur und psychologischen Inputs gefüttert wurde, gründeten sie die Virtuosis Artificial Intelligence SA im Juni 2022.

Der Hauptsitz des Jungunternehmens befindet sich im EPFL Innovation Park in Lausanne. Das Team, das aus etwa einem Dutzend Mitarbeitenden besteht, ist aber weltweit verteilt.

Der Markt

Stress am Arbeitsplatz und der Wunsch nach Work-Life-Balance durch flexible Arbeitsformen nehmen stetig zu. Gleichzeitig herrscht nicht nur hierzulande Fachkräftemangel und ein hoher Grad an Fluktuation. «Unsere Algorithmen können dabei helfen, Mitarbeiterfluktuation zu reduzieren und Burn-outs vorzubeugen», ist sich die Geschäftsführerin sicher.

Die Zusammenarbeit mit Microsoft war der erste wichtige Meilenstein für das Startup. Anfang des Jahres haben die Gründer ihre Software bei der Consumer Electronic Show in Las Vegas vorgestellt.

«Grosse Unternehmen mit hybriden Teams sind unsere Hauptzielgruppe», so die Gründerin. Die Vorteile für B2B-Kunden gegenüber Konkurrenzangeboten wie persönlichen Beratern oder Umfrage-Tools seien klare Skalierbarkeit, die Anwendbarkeit in Remote Teams sowie Zeit- und Kostenersparnis. «Gleichzeitig garantieren wir schon bei der ersten Nutzung wissenschaftlich valide Analysen und Vorschläge für eine bessere Gesundheit und Zusammenarbeit», so Lara Gervaise.

Das Kapital

«Wir werden von öffentlichen und privaten Institutionen unterstützt, darunter Innosuisse, die EPFL, der Kanton Waadt, Microsoft, Nvidia und verschiedenen Stiftungen», sagt Gervaise. Die Software können Unternehmen als Microsoft-Teams-Ergänzung im Abo nutzen. Schon im kommenden Jahr rechnen die Gründer mit schwarzen Zahlen.

Die Chance

Die KI analysiert sprachunabhängig und kann so weltweit zum Einsatz kommen. Langfristig soll die Software auch für Einzelpersonen zugänglich sein. «Unser Ziel ist es, möglichst viele Leben positiv zu beeinflussen», betont Edoardo Giudice, «wir möchten unsere Lösung auf weitere Märkte und Gesundheitsbereiche ausweiten.»

 

Stefan Mair
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