Sir Jim Ratcliffe hat sich bereit erklärt, einen Anteil von rund 1,3 Milliarden Dollar an Manchester United zu kaufen. Dies beendet die mehr als einjährige Ungewissheit über die Besitzverhältnisse des englischen Fussballclubs und zeigt, dass Investoren nach wie vor an Sportwerten interessiert sind.

Die Vereinbarung über den Erwerb der 25-Prozent-Beteiligung wurde nach einer letzten Vorstandssitzung vor Weihnachten getroffen, um die wochenlangen Verzögerungen bei dieser Fussball-Transaktion zu beenden. Der Verein wird mit rund 6,3 Milliarden Dollar bewertet, einschliesslich Schulden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Rekordverdächtiger Sport-Deal

Der Deal ist der jüngste in einer Reihe von rekordverdächtigen Sport-Transaktionen, zu denen auch die 6 Milliarden Dollar schwere Übernahme des NFL-Franchise Washington Commanders durch den Private-Equity-Magnaten Josh Harris gehört.

Der britische Chemie-Milliardär Ratcliffe und die Glazer-Familie, Eigentümer von Manchester United, hatten sich im November auf die Rahmenbedingungen für den Kauf einer Minderheitsbeteiligung an dem englischen Premier-League-Club geeinigt. Eine formelle Ankündigung wurde aber wiederholt verschoben.

In der Schweiz ist Ratcliffe kein Unbekannter. Er ist der Gründer von Ineos mit Sitz in Rolle (zwischen Lausanne und Genf) und London. Die Gruppe ist einer der weltgrössten Chemiekonzerne. Die Gruppe entstand 1998 durch ein Management-Buy-out der petrochemischen Beteiligungen von BP in Antwerpen unter der Leitung von Sir Ratcliffe, dem derzeitigen Präsidenten. Im Geschäftsjahr 2022 betrug der Gesamtumsatz des Unternehmens umgerechnet rund 21 Milliarden Franken.

Ratcliffe ist mit Ineos reich geworden und engagiert sich seit vielen Jahren im Fussball, jetzt bei Manchester United: «Als Junge aus der Gegend und lebenslanger Fan des Vereins freue ich mich sehr, dass wir mit dem Vorstand von Manchester United eine Vereinbarung treffen konnten, die uns die Verantwortung für das Fussballgeschäft überträgt. Wir sind langfristig hier und wissen, dass viele Herausforderungen und harte Arbeit vor uns liegen», wird Ratcliffe in der «Financial Times» zitiert.

Dennoch stehe er vor der schwierigen Aufgabe, United wieder «an die Spitze des englischen, europäischen und weltweiten Fussballs» zu bringen, nachdem der Verein im Kampf um die höchsten Titel hinter den Lokalrivalen Manchester City zurückgefallen sei.

Eine mit dem Deal vertraute Person sagte, die Ankündigung sei beschleunigt worden, nachdem die Financial Times über Bedenken einiger Vorstandsmitglieder bezüglich der Gleichbehandlung von Minderheitsaktionären bei künftigen Transaktionen zwischen Ratcliffe und den Glazers berichtet hatte.

Personen, die den Glazers und United nahestehen, sagten, es seien Anstrengungen unternommen worden, diese Bedenken zu zerstreuen. Drei Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, sagten jedoch, dass die Transaktion ohne zwei der unabhängigen Vorstandsmitglieder abgeschlossen wurde. Eine weitere Person sagte, dass die Bemühungen, die Bedenken der Minderheitsaktionäre auszuräumen, die Abstimmung ermöglicht hätten. United lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Vorstandsmitglieder hatten Bedenken hinsichtlich möglicher zukünftiger Transaktionen geäussert und ob diese es den Glazers ermöglichen würden, sich selbst zu Bedingungen auszuzahlen, die anderen Aktionären nicht gewährt würden.

Ratcliffe könnte Anteil erhöhen

Die Co-Vorsitzenden Avram Glazer und Joel Glazer sagten: «Sir Jim und Ineos bringen einen reichen Schatz an Geschäftserfahrung und ein beträchtliches finanzielles Engagement mit. Durch Ineos Sport erhält Manchester United Zugang zu erfahrenen Spitzensportlern, die sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Fussballs mit dem Aufbau und der Führung von Spitzenteams vertraut sind.»

Es gebe keine Garantie für die Kontrolle, aber Ratcliffe könne seinen Anteil im Laufe der Zeit erhöhen, heisst es. Die Transaktion muss noch von den Behörden, einschliesslich der Premier League, genehmigt werden. Ratcliffe erwirbt die Anteile über ein Unternehmen auf der Isle of Man mit dem Namen Trawlers.

Potenzielles Eigenkapital: 5,4 Milliarden Dollar

Ein Verkauf von 25 Prozent der Aktien zu 33 Dollar würde der Familie, die den Klub 2005 für rund 790 Millionen Pfund gekauft hatte, mehr als 900 Millionen Dollar einbringen. Der Wert des United-Eigenkapitals läge dann bei rund 5,4 Milliarden Dollar.

Der Aktienkurs von Manchester United erreichte im Februar einen Höchststand von über 27 US-Dollar, da erwartet wurde, dass der Verein vollständig von Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani, dem Sohn eines der reichsten Männer Katars, übernommen werden würde. Seine Stiftung Nine Two zog sich jedoch im Oktober aus dem Bieterverfahren zurück. (fib)