Am 15. Juli 2012 um 11 Uhr morgens trafen sich Marko Sedovnik, Alexander Lerch, Werner Kaiser, Bernhard Koch und Karl Feddermann als Verwaltungsräte der Lyoness Europe AG in Buchs/SG. Sie vereinigten 1000 Inhaberaktien der umstrittenen «Einkaufsgemeinschaft» und konnten somit den Jahresbericht 2010 besprechen. Sie seien aktiv an der Geschäftsführung beteiligt und verzichteten darum auf einen schriftlichen Jahresbericht, hiess es in Dokumenten, die handelszeitung.ch vorliegen.

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Die «Ergebnisverwendung» der Jahresrechnung 2010 zeigte, dass Lyoness Europe einen Gewinn von 5'028'466.78 Franken einfuhr. Damit hatte die Firma über 6,4 Millionen Franken zur Verfügung und man gönnte den Aktionären eine Dividenden-Ausschüttung von 3,2 Millionen Franken.

Nicht so erfolgreich war die Beziehung zur Revisionsstelle OBT AG, Zweigniederlassung Buchs. Die war erst Mitte 2009 fürs Bücherprüfen eingestiegen - und nun legte sie ihr Mandat nieder. Sie stünden auch nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung, bestellten die Bücherexperten dem Lyoness-Verwaltungsrat. 

Am 9. Juli traf auch der im März 2012 frischgekührte Verwaltungsratspräsident Hubert Freidl im schweizerischen Buchs ein. Angesagt war die Generalversammlung der Lyoness International AG - auch da waren alle 1000 Inhaberaktien vertreten und auch da war man mit dem Geschäftsverlauf so gut vertraut, dass auf einen schriftlichen Geschäftsbericht verzichtet werden konnte.

Die Zahlen von Lyoness International waren bescheidener: Ein Gewinn 2010 wurde nicht ausgewiesen, der Vortrag aus dem Jahr 2009 betrug 0 Franken. Der Generalversammlung stand total 807'188.97 Franken zur Verfügung. Auf neue Rechnung für 2011 trug man 766'188.97 Franken vor.

Auch bei Lyoness International legte die Revisionsstelle OBT AG in Buchs das Mandat nieder. Die Buchprüfer wollten auch für die Lyoness International nicht mehr zur Wiederwahl antreten.

Probleme mit der Justiz

In Österreich kämpft die Firma mit Gerichtsverfahren und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. In der Schweiz sprangen in der Vergangenheit prominente Firmen wie Microsoft oder Reiseveranstalter Kuoni als Partner der Lyoness-Einkaufsgemeinschaft ab.

Inzwischen fordern 54 Ex-Mitglieder ihre investierten Gelder zurück - total über 420'000 Franken, berichtet der «Beobachter». Obwohl Lyoness die Rückzahlung schriftlich zusicherte, zahlt sie jetzt nur einen Teil aus, so der «Beobachter» weiter. Einer der Betroffenen macht nun den noch offenen Betrag von Lyoness gerichtlich geltend.

Lyoness-Pressesprecher Mathias Vorbach reagierte auf eine Anfrage von handelszeitung.ch zu den abrupten Wechseln der Revisionsstelle nicht. Auch von Seiten der Revisionsstelle OBT AG gab man sich gegenüber der Redaktion schmallippig: «Kein Kommentar».