Von Barbara Köhler

Die schweizerische Museumslandschaft soll neu gestaltet werden. Jean-Frédéric Jauslin und Pascal Couchepin haben sich als Gärtner dafür Andreas Spillmann ausgesucht. Dieser ist für den Posten bestens geeignet. Denn Spillmann ist Manager und Künstler in einer Person.

Er besucht die renommierte Otto Falckenberg Schule für Schauspiel und Regie in München. Nach einer kurzen Karriere als Schauspieler studiert der heute 46-jährige Volkswirtschaft in Zürich und Basel. Bei Professor René Frey ist Spillmann Forschungsassistent. Als Absolvent macht sich der inzwischen promovierte Ökonom mit einem Beratungsbüro für öffentliche Stellen selbständig. Das Büro gilt nach kürzester Zeit als erste Adresse auf diesem Gebiet. Doch sein Herz hängt immer noch an der Kultur, und so wird Spillmann 1998 Kulturchef der Stadt Basel. «Dort hat er sich bereits mit der Museumsproblematik der Stadt befasst», sagt Jean-Frédéric Jauslin, Chef des Bundesamts für Kultur (BAK). «Auch wenn er noch nie Leiter eines Museums war, ist das Thema nicht neu für ihn.» Spillmann macht während dieser Zeit die Bekanntschaft von Kunstmanager Klaus Littmann und dem Direktor der «Art Basel», Sam Keller.

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Nach vier Jahren beim Ressort für Kultur wechselt Spillmann als kaufmännischer Direktor ans Schauspielhaus Zürich. Dort tobt ein erbitterter Theaterstreit. Nicht nur die Intendanz Christoph Marthalers erhitzt die Gemüter, sondern auch die marode Finanzsituation des Schauspielhauses. Es gelingt Spillmann, die Mitarbeiter zu beruhigen und wieder eine positive Atmosphäre zu kreieren. «Trotz der schwierigen Situation war die Stimmung exzellent», erinnert sich Martin Heller, der in dieser Zeit eine Veranstaltungsreihe am Schauspielhaus inszeniert. Heller beschreibt Spillmann als loyal und warmherzig gegenüber seinen Mitarbeitern.

2004 verlässt Marthaler Zürich, und Spillmann übernimmt interimistisch den Posten als künstlerischer Direktor. Auch diese Aufgabe löst er erfolgreich. Er schafft den Spagat zwischen künstlerischen und kaufmännischen Herausforderungen. Und führt das Schauspielhaus schliesslich aus der Schuldenkrise. Als Matthias Hartmann 2005 als Intendant ans Schauspielhaus kommt, wird schnell klar: Für zwei so starke Persönlichkeiten ist kein Platz. Spillmann nimmt – ohne grosses Aufsehen darum zu machen – den Hut.

Zu seinem neuen Amt möchte sich Andreas Spillmann noch nicht äussern. Doch es ist klar, dass er sich wieder einmal als Troubleshooter bewähren muss. «Die Museums-Gruppe braucht jetzt Beruhigung und Stabilität», sagt BAK-Chef Jauslin. Spillmann bringe für diese Herausforderung die richtigen Voraussetzungen mit. «Schliesslich hat er in der Vergangenheit eine ähnlich schwierige Situation erfolgreich gemeistert.»

Die Basel-Connection
«Das Schöne an den Basler Freundschaften ist», sagt Spillmann, «dass sie nicht vergehen.» In seiner Zeit als Delegierter für Kultur von Basel-Stadt baut er sich ein grosses Netzwerk in der Kulturszene am Rheinknie auf. Zu dieser Zeit gehört Rolf Fehlbaum, Chef der Möbelfirma Vitra, dem Kulturbeirat an. Aus dieser Zusammenarbeit entsteht eine Freundschaft, die bis heute währt. Auch ausserhalb des Departements ist Spillmann beliebt. Sein ehemaliger Chef, Christoph Eymann, Vorsteher des Erziehungsdepartements, erinnert sich: «Andreas Spillmann hatte in Basel viele begeisterte Anhänger.» Neben Burkard von Roda, Leiter des Historischen Museums, Clara Wilpert, Direktorin des Museums der Kulturen, und Bernhard Mendes Bürgi, Direktor des Kunstmuseums, zählt auch der Chef der Fondation Beyeler, Christoph Vitali, zur Basel-Connection von Andreas Spillmann. «Vitali hat beruflich viele Haken geschlagen», sagt Spillmann. «Das ist mir sympathisch, denn das habe ich auch getan.»

Die Zürich-Clique
Als Spillmann als kaufmännischer Direktor ans Zürcher Schauspielhaus kommt, lernt er den damaligen Stadtpräsidenten Josef Estermann kennen. Dieser schätzt ihn als «blitzgescheiten Mann, der schon sehr vieles erfolgreich auf den Weg gebracht hat». So ist es auch Estermann, der dem BAK-Chef vorschlägt, Spillmann zum neuen Leiter der Musée Suisse Gruppe zu ernennen. Estermann hätte sehr gerne die Direktion der Museums-Gruppe zusammen mit Spillmann übernommen. Aber die Idee der Doppelspitze scheiterte an der Zürcher Stadtpolitik. Auch in der Zürcher Kunstszene hat Spillmann, der bis vor einem Jahr im VR des Zürcher Kunsthauses war, ein Netzwerk geknüpft. Dazu zählen der Kunsthausdirektor Christoph Becker oder der Kulturbeauftragte Zürichs, Jean-Pierre Hoby.

Die Widersacher
Spillmann hatte für ein Jahr sowohl die kaufmännische als auch die künstlerische Leitung des Zürcher Schauspielhauses inne. Im Sommer 2005 übernimmt Matthias Hartmann die Intendanz. Das Duo der zwei willensstarken Theatermänner ist zum Scheitern verurteilt. Stadtpräsident Elmar Ledergerber habe Spillmann nahe gelegt zu kündigen – munkelt man in der Theaterszene. «Der Spillmann und der Ledergerber haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne», erzählt man sich im Pfauen.