Mit dem steigenden Verkehrsaufkommen in den 80er und 90er Jahren kam bei vielen Verkehrsteilnehmern Ärger über die verstopften Strassen auf, bei anderen regte sich das ökologische Gewissen. Hinzu kommt, dass sich heute immer mehr Zeitgenossen ausrechnen können, dass ein Zweit- oder gar Drittwagen ökonomischer Unsinn ist, wenn man zu wenige Kilometer damit fährt. Das alles sind Umstände, die dem Car-Sharing-Gedanken Auftrieb gaben. Daraus entstanden ist in der Schweiz nach einigen Fusionen mit CarSharing-Pionieren die genossenschaftlich organisierte Mobility CarSharing. Die roten Autos mit dem weissen Schriftzug «Mobility» kennt heute fast jeder vor allem städtische Mensch. Laut Marktforschung wissen aber nur ganz wenige, wie Mobility CarSharing wirklich funktioniert.

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Schweizer Technologiefür Europa

Angefangen hatte die Auto-Teilete 1987. Damals waren es nur 30 Personen, die sich zwei Fahrzeuge teilten. In zwei Regionen der Schweiz wurden nach diesem Vorbild weitere Organisationen initiiert. Die 1997 gegründete Mobility CarSharing war aus der Fusion der ATG Auto Teilet Schweiz und der ShareCom hervorgegangen und bietet heute in 400 vorwiegend urbanen Ortschaften an 1000 Standorten 1750 Fahrzeuge für die unterschiedlichsten Bedürfnisse an. Das Revolutionäre an diesem Geschäftsmodell ist die Selbstbedienung: Man holt sich das Auto am vereinbarten Standort direkt ab ohne kostenträchtige Herausgabe und Rückgabe durch irgendwelches Personal. Für die Mitglieder, die eine Jahresgebühr zahlen, ist es einfach, ein Mobility-Auto zu mieten: Telefonanruf oder Internet-Reservation genügt, am gewünschten Ort bzw. Bahnhof steht ein Auto bereit.

Partner machen Mobility-Werbung

Weltweit führend, hat die CarSharing-Firma das Konzept des Autos auf Abruf massentauglich gemacht. Vorbei sind die Zeiten, als die Nutzer selber die gefahrenen Kilometer in ein Buch eintragen mussten. Heute ist alles automatisiert. Per SMS werden die in jedem Auto der Mobility-Flotte installierten Bordcomputer gesteuert und die Autos innert Minuten freigeschaltet. Der Kunde weist sich per Chipkarte aus und kann losfahren. Geschäftsleiter Karl Heusi reibt sich zufrieden die Hände: Die Genossenschaft zählt heute 58200 Kunden. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz damit an der Spitze, denn wenn man die Grösse des Landes berücksichtigt, hat Mobility mit Abstand die grösste Penetration. Die Systemplattform Bordcomputer und Software wird auch in anderen Ländern, z. B. Österreich, verwendet, und auch die Spanier setzen neuerdings die Schweizer Technologie ein.

Dass Mobility heute eine bemerkenswerte Akzeptanz bei den Kunden hat, liegt hauptsächlich an dem klug aufgebauten Partnernetzwerk und vielen innovativen Ideen, das Konzept noch besser zu etablieren und so neue Kunden zu generieren. Der wichtigste Schritt war bereits in den 90er Jahren getan. Denn mit den Fusionen bestehender Anbieter unter dem Dach von Mobility wuchs das Unternehmen schlagartig von einem regionalen zu einem nationalen Anbieter. Für die Erstellung des Corporate Design wurde zwar anfangs eine Werbeagentur beauftragt, jedoch wurde gemäss Karl Heusi danach «wenig, ja praktisch keine Werbung gemacht».

In diesen Fällen lag der Schwerpunkt auf Partnerwerbung, hauptsächlich mit den Grossen des öffentlichen Verkehrs. Allen voran die SBB, gefolgt vom ZVV Zürcher Verkehrsverbund, TPG Transports publics genevois und andere, aber auch starke Brands wie Migros, Hertz, VCS, TCS, die Deutsche Bahn AG und EnergieSchweiz. Die Transportbetriebe nützten eigene Kommunikationskanäle, um die Vorteile der Partnerschaft mit Mobility publik zu machen. Migros bietet über das eigene Kundenmagazin und Cumulus-Broschüren ein vergünstigtes Mobility-Jahresabo oder -Schnupperabo sowie Cumulus-Punkte an. Mobility-Kunden können aber auch das Carsharing-Angebot der Deutsche Bahntochter DBRent in 66 deutschen Städten nutzen.

Die neuesten Früchte der Mobility-Partnerschaften: Erstmals geht die Migros mit der M-Budget-Linie ins Autoteilgeschäft. Mobility nimmt seit Jahresbeginn eine Flotte mit 75 Fiat Panda im grünen M-Budget-Look zum Billigtarif in Betrieb. Ausserdem ist es seit Dezember 2004 möglich, Spezialfahrzeuge für Behinderte, die im Besitz der Stiftung Behindertentransporte Zürich sind, zu mieten. Damit kommt Mobility dem Wunsch entgegen, dass auch Privatlenker rollstuhlabhängige Personen transportieren können, was bis dahin nicht möglich war.

Geschäftsleiter Karl Heusi träumt davon, dass noch vor 2010 jeder siebte Schweizer ein Mobility-Kunde sein wird. Damit der Spontan- und Einzelbedarf ohne die Hürde einer Jahresgebühr in Zukunft besser gedeckt werden kann, studiert das Unternehmen an Modellen, wie man beispielsweise die schweizerische Auto fahrende Bevölkerung «vorverkabeln» kann. So könnte eine multifunktionale Chipkarte in Kombination mit einer Kreditkarte den Besitzer als fahrberechtigt ausweisen und schon könnte dieser zukünftige Mobility-Kunde ohne Mitgliedschaft spontan ein Auto ausleihen.