In der Affäre um mit Kolibakterien verseuchten Pizzen sind gegen Nestlé in Frankreich zwei weitere Klagen eingereicht worden. Die Klagen beziehen sich auf Gefährdung des Lebens anderer durch «Unvorsichtigkeit, Fahrlässigkeit oder Verstoss gegen die Vorsichts- oder Sicherheitspflicht», die gesetzlich oder durch Reglemente vorgeschrieben sind, wie die Klägeranwältin Nathalie Goutaland am Freitag der Nachrichtenagentur AWP sagte.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zuerst hatte der Sender «Franceinfo» über die neuen Klagen berichtet. Weitere Vorwürfe sind eine «schwerwiegende Täuschung» und das Fehlen von Gesundheitszulassungen, wobei alle drei Punkte zusammenhängen würden, hiess es.

Die zwei Klagen seien per Einschreiben an die Abteilung für öffentliche Gesundheit der Pariser Staatsanwaltschaft geschickt worden, da es sich um neue Hinweise handle, die man festgestellt habe, sagte Rechtsanwältin Goutaland weiter. Zudem habe man den zuständigen Untersuchungsrichter mit einem Schreiben informiert.

Das Verfahren richte sich gegen die Nestlé-Tochter «Société de produits alimentaires de Caudry (SPAC)», welche die Lebensmittelfabrik betreibt und dafür eine Zulassung hätte besitzen müssen, sowie gegen Nestlé Frankreich, erklärte die Anwältin.

Zwei Kinder wegen den Pizzen gestorben 

Der Fall reicht rund ein Jahr zurück. Im März 2022 hatte Nestlé seine Pizzas zurückgerufen und die beiden Produktionslinien der Buitoni-Pizzafabrik Buitoni in Caudry (Nord) geschlossen, nachdem es dort zu dutzenden schweren Vergiftungen durch Escherichia Coli-Bakterien gekommen war. Auch der Tod von zwei Kindern durch Nierenversagen wurden mit dem Konsum der Produkte in Zusammenhang gebracht.

Nestlé selbst hatte sich gegen die Vorwürfe gewehrt. Man habe trotz durchschnittlich mehr als 10'000 Kontrollen pro Woche die Bakterien nicht entdeckt, hiess es. Unmittelbar nachdem die Verunreinigung aber bekannt geworden sei, habe man alle Pizzas aus den Regalen genommen, die Lieferungen gestoppt und die Produktion eingestellt.

Der Nestlé-Frankreich-Chef Christophe Cornu hatte sich bereits im Sommer für die Vorkommnisse entschuldigt und damals angegeben, dass ein Fonds zur Unterstützung der Opfer eingerichtet worden sei.

Mitte Dezember durfte Nestlé die Produktion in der Fabrik in Caudry teilweise wieder aufnehmen – allerdings nur auf der Produktionslinie, auf der Pizzas mit vorgekochtem Teig hergestellt werden. Die Linie, auf der rohe Pizzas produziert werden und auf der die Verunreinigung passiert sein dürfte, ist nach wie vor stillgelegt.

(awp/mth)