Der TV-Sender Joiz machte sich Anfang 2011 auf, das Schweizer TV-Geschäft aufzumischen. Mit jungen Moderatoren und konsequenter Nutzung von Social Media sorgte die Gruppe von jungen Wilden für frischen Wind im Geschäft. Das mediale Echo war vorhanden, das junge Publikum gefunden. Doch finanziell konnte das Unternehmen den Erfolg nicht gleichermassen abbilden. Spätestens Anfang 2016 befand sich der Sender in akuter finanzieller Schräglage.

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Nun zeigen Akten, die handelszeitung.ch vorliegen, dass die Mutterfirma der Gruppe, die Joiz AG, im Juni 2016 mit über 11,7 Millionen Schweizer Franken verschuldet war. Die Tochterfirmen Joiz IP AG und Joiz Schweiz steckten mit 8,7 Millionen beziehungsweise 7,8 Millionen Schweizer Franken in der Kreide, wie handelszeitung.ch schon einmal berichtete. Gemäss einer Quelle hatten die Investoren für ihr TV-Abenteuer insgesamt rund 30 Millionen Schweizer Franken aufgeworfen. Die erwähnten Schulden sind zum grössten Teil Darlehen der Aktionäre, die mit einem Rangrücktritt versehen sind - sie verzichten auf viele Millionen Franken.

Geld aus Industriellenfamilie

Doch wer waren die Investoren des Jugendsenders eigentlich? Darüber schwieg Joiz beharrlich. Als die Gruppe im vergangenen Jahr aber in den Grossen Kanton expandierte, musste man gegenüber der deutschen Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich die Hosen runter lassen.

Grösster Aktionär der Joiz AG mit über 30 Prozent Firmenanteilen war im April 2015 die IHAG Holding, zu der auch eine Bank gehört. Sie steht in Familienbesitz und ist das Investmentvehikel der Bührle-Erben um Gratian Anda und Carol Franz-Bührle. Der Bührle-Konzern war für seine Waffenfabrik in Oerlikon/ZH weltbekannt. Laut der «Bilanz» ist Anda gegen 800 Millionen Schweizer Franken schwer. Der Bührle-Enkel ist der starke Mann der Familienholding und hält mit ihr eine bedeutende Beteiligung am Stanser Flugzeugwerk Pilatus. Auch das Zürcher Traditionshotel Storchen gehört zu seinem Portfolio. Zudem ist er über die IHAG auch an Fintech-Firmen wie Laterpay beteiligt.

Milliardäre an Bord

Der zweite grosse Joiz-Aktionär mit zusammengerechnet über 27 Prozent Anteilen war die europäische Beteiligungsgesellschaft Creathor über zwei Venture-Fonds. Creathor ist auch beim digitalen Versicherungsvermittler Knip mit von der Partie – dieses Schweizer Startup gilt als einer der grössten nationalen Hoffnungsträger im Bereich Fintech, hat aber momentan auch zu kämpfen.

Mit je 9,85 Prozent waren auch Alfred Gantner, Marcel Erni und Urs Wietlisbach an Joiz beteiligt. Dieses Trio gleiste 1996 die auf Privatmarktanlagen spezialisierte Partners Group auf und wurde durch deren Börsengang schwerreich. Laut Schätzung der «Bilanz» verfügen sie über ein Vermögen zwischen 3 und 3,5 Milliarden Schweizer Franken. Die drei gehören zur Schweizer Unternehmersprominenz – Urs Wietlisbach sitzt etwa auch in der HSG-Stiftung und ist Stiftungspräsident der Swiss-Ski Nachwuchsstiftung «Passion Schneesport Schweiz». Den kleinsten Brocken mit 3,8 Prozent hielt die Innovationsstiftung der Schwyzer Kantonalbank am TV-Sender Joiz.

Dumont wehrt sich gegen Verkauf von Joiz Deutschland

An potenten Investoren mangelte es dem Sender also beileibe nicht. Doch dies schützte die Gruppe nicht vor dem Untergang. Letzte Woche gingen auch bei Joiz Deutschland definitiv die Lichter aus. Doch das letzte Kapitel scheint noch nicht geschrieben zu sein. Denn die ebenfalls an Joiz Deutschland beteiligte Verlagsgruppe Dumont bestreitet die Rechtmässigkeit des Verkaufs an einen Immobilienhändler.