Hans-Peter Pleisch: Er ist gerade CEO der Davos-Klosters Bergbahnen AG geworden, in der die Bahnen der Region fusioniert werden. Der Bündner ist für seine Aufgabe gerüstet, denn die Berge und der Tourismus sind sein Métier.

So stellen sich manche Unterländer einen exemplarischen Bergler vor: Zäh, drahtig und ohne Dünkel. Obwohl Hans-Peter Pleisch am 4. November den Chefposten eines Bergbahnen-Gebildes angetreten hat, das nach der Fusion zu den grössten der Branche gehört, wirkt er bescheiden. Ein «typischer» Bündner halt, der diesen Morgen am liebsten auf seiner Maiensäss verbringen würde. «Dort kann ich meine Gedanken sammeln, in aller Ruhe über meine künftige Funktion nachdenken, aber auch Holz hacken, das tue ich besonders gerne, wandern oder Ski fahren und die Einsamkeit geniessen», sagt er.

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Der Speisezettel in diesem Refugium dürfte sehr eintönig sein, falls seine Frau ihn nicht begleitet. Auf seine Kochkünste angesprochen, gesteht Pleisch, dass er eigentlich nur «Ribel» erfolgreich kochen kann. Für nicht Eingeweihte: Das ist ein Maisgericht. Seitdem Forscher herausgefunden haben, dass Mais vieles ersetzt, was heute in Form von Vitaminpillen als Kompensation dienen könnte, hat der «Ribel» oder die Polenta, wie sie sonst genannt wird, wieder Auftrieb. Pleisch gehört aber nicht zu denen, die sich in kulinarischen Fragen auf wissenschaftliche Erkenntnisse abstützen. «Ich kann einfach nur Ribel kochen, und damit basta.»

Pleisch hat die Zeichender Zeit erkannt

Der designierte CEO der Davos-Klosters Bergbahnen AG zieht sich gerne mal in seine Alphütte zurück, wo er in einem ehemaligen Stall eine Werkstatt eingerichtet hat. Das heisst aber nicht, dass er amtsmüde ist ganz im Gegenteil. Sobald er auf das bevorstehende Fusionsprojekt angesprochen wird, sitzt einem ein anderer Pleisch gegenüber. Er gehört der neuen Generation von Managern im Alpenraum an, die kapiert haben, dass die Zeit des Einzelkampfs unter den Anbietern von touristischen Einrichtungen, die Gäste in luftige Höhen befördern, vorbei ist. Nur: Die Bergbahnen sind historisch gewachsen, hatten unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten und müssen, wenn es um regionale Fusionen oder Kooperationen geht, auf diese Konstellation Rücksicht nehmen. Das gilt sowohl für die erfolgreichen Bergbahnen wir für jene, welche weniger Schnauf haben.

Auf dem Fusions-Programm der künftigen Davos-Klosters Bergbahnen AG steht denn auch die klare Gliederung zwischen den finanzstärkeren Partnern (AG Davos-Parsenn-Bahnen, AG Luftseilbahn Klosters-Gotschnagrat-Parsenn sowie Bergbahnen Brämabüel & Jakobshorn AG) und den Tochtergesellschaften, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind (Pischa, Rinerhorn, Klosters-Madrisa). Auf Pleisch kommt eine grosse Aufgabe zu. Wenn die Fusion über die Bühne gegangen ist, wird die Gruppe rund 70 Mio Fr. Umsatz und einen Cashflow von gegen 20 Mio Fr. erzielen und zu den grössten Schweizer Bergbahn-Unternehmen gehören wie etwa die Zermatt Bergbahnen AG, die Téléverbier AG, die Weisse Arena AG in Flims/Laax und die Jungfraubahnen Holding.

Bei seiner künftigen Aufgabe kommen Pleisch frühere Berufserfahrungen in anderen Branchen zu Gute: Er war auch in der Werbe- und in der Versicherungsbranche tätig, wurde dann aber doch wieder vom Heimweh nach dem Bündnerland gepackt und meldete sich auf ein Inserat der Bergbahnen in Savognin, wo er zunächst für die Werbung und anschliessend als Buchhalter angestellt war.

Anschliessend wechselte er als Finanzchef zur AG Davos-Parsenn-Bahnen, um dann nochmals aus dieser Branche auszuscheren: Pleisch wurde Administrativer Leiter und anschliessend Chef der grössten Bauunternehmung in Davos. Der Besitzer verstarb unverhofft. Zur Einführung in die neue Aufgabe schenkte ihm sein Vorgänger gerade mal zehn Minuten Zeit. «Das war eigentlich kein Nachteil. In einer solchen Situation sieht man alles aus einem neuen Blickwinkel an und analysiert viel sorgfältiger», meint er rückblickend.

Erfahrung mit einer Fusionin der Baubranche

Damals hat er auch gelernt, wie Fusionen funktionieren. Das war im Fall der von ihm geführten Firma Künzli eine Notwendigkeit, die zusammen mit zwei anderen Bauunternehmungen fusioniert wurde. «Man könnte es fast als Probelauf für das bezeichnen, was wir jetzt im Zusammenhang mit den Davos-Klosters Bergbahnen AG durchführen», stellt er fest und ergänzt: «Wir sind was wenig bekannt ist kein reines Transport-Unternehmen, sondern gehören mit 1500 Betten zum grössten Anbieter von Übernachtungsmöglichkeiten in der Region.»

Am liebsten spricht er über Bergbahnen und Berge und nicht über sich selbst. Das spürt sofort, wer sich mit ihm über seinen Werdegang unterhalten möchte. Man landet immer wieder bei seinem Lieblingsthema. Dass er seine Ferien nicht an der Costa Brava, sondern lieber in Kirgisien verbringt, passt dazu und wenn er auf die Bergwelt in dieser Region zu sprechen kommt, irritiert es etwas, dass der ehemalige SVP-Fraktionspräsident des Bündner Kantonalparlamentes offenbar völlig akzeptiert, dass dort die politischen Verhältnisse alles andere sind als jene, welche seine Partei bevorzugt. Dazu meint Pleisch: «Zum einen gibt es Klischees von Kirgisien, die längst überholt sind. Ich denke etwa an den Willen des Staatspräsidenten, der das Land wie die Schweiz führen will, oder an die neuen Pioniere, die mit einfachen Mitteln touristische Aufbauarbeit leisten. Zum anderen kann ich trennen: Warum soll ich mich nicht an der wirklich einzigartigen Bergwelt in dieser Region freuen können?»

Vor 1972 ist Pleisch, nach den erwähnten Abstechern ins «Exil», wieder in seine Heimat, das Bündnerland, zurückgekehrt. Was seine bisherigen Aktivitäten aber alle gemeinsam hatten, ist die Verbindung zum Tourismus. Die besteht im Übrigen auch mit Blick auf Pleischs Kinder. Die Tochter hat eine Sportmode-Ausbildung gemacht und war ebenfalls im Tourismusbereich tätig, derzeit ist sie aber mit ihrer Rolle als Mutter absorbiert. Sein Sohn ist in der Funktion eines Allrounders bei der Gotschna-Bahn tätig, absolviert aber gleichzeitig eine Ausbildung als Betriebswirtschafter an der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik in Chur.

Einfache Grundsätze beider Kundenbetreuung

Noch etwas Weiteres fällt auf, wenn man mit Pleisch diskutiert: Er hat keine Mühe damit, beim Thema Tourismus auch mal mit kritischen Einwänden konfrontiert zu werden. Was hält er zum Beispiel von Untersuchungen, die belegen, dass der Gast in Österreich freundlicher bedient werde als in der Schweiz? «Ich bin», sagt er, «regelmässig in anderen Tourismus-Regionen in der Schweiz und im Ausland unterwegs. Wir haben uns grosse Mühe gegeben, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Bedürfnisse der Gäste zu sensibilisieren.»

Da wollen wir es dann aber doch etwas genauer wissen weshalb wir den Bergbahnen-Chef um konkrete Beispiele aus seinem Umfeld bitten. Was heisst es da konkret, den Gästen die Wünsche quasi von den Augen abzulesen? «Es sind einfache, aber wichtige Grundsätze», erklärt Pleisch, «dazu gehört beispielsweise, dass ein Mitarbeiter, der den Skilift betreut, nicht einfach am Schärmen sitzt, sondern präsent ist, auch wenn der Gast sich am Lift selber betätigen kann». Details also, aber wichtige sind es, die im Tourismusgeschäft essentiell sind. Dazu gehört für Pleisch auch, dass der Grossteil des Personals der Bergbahnen die Gäste mit einem «Guten Tag» empfängt.

Profil:Steckbrief

Name: Hans-Peter Pleisch

Funktion: CEO Davos-KlostersBergbahnen AG

Alter: 55

Wohnort: Davos PlatzFamilie: Verheiratet, zwei Kinder

Transportmittel: Citroën, Hafliger

Karriere

19721979 Bergbahnen Savognin

19791985 Finanzchef der Davos- Parsenn-Bahnen

19861999 Leiter und Chef Künzli AG und Zschokke Davos

Seit 1999 VR-Präsident Parsenn-Bahnen, CEO der Bergbahnen AG Firma

Davos-Klosters Bergbahnen Die neue AG wird nach vollzogener Fusion rund 600 Personen beschäftigen und etwa 70 Mio Fr. umsetzen. Die Hauptaktionäre haben zur Fusion der Parsenn-Bahnen mit der Luftseilbahn Klosters-Gotschnagrat-Parsenn und den Bergbahnen Bämabühl & Jakobshorn grünes Licht gegeben. Die Inhaberaktien der Davos-Klosters Bergbahnen AG haben einen Nominalwert von 10 Fr. Tauschverhältnis: 2 Aktien pro Namenaktie der Parsenn-Bahnen, 15 Aktien pro Inhaberaktie Brämabüel-Jakobshorn, 6 Aktien pro Klosters-Gotschnagrat-Parsenn-Titel.