Die Solidaritätswelle für die Opfer der Flutkatastrophe hat den Rekordbetrag von 130 Mio Fr. in die Glückskette-Kasse gespült. «Diese Spenden leiten wir zu 100% weiter, ohne irgendwelchen infrastrukturellen Abzug», betont Roland Jeanneret, Leiter Kommunikation und Mitglied der Direktion der Glückskette. «Unsere Verwaltungskosten decken wir nicht durch Spendengelder, sondern durch Zinsen. Denn wir legen das Geld, das nicht sofort gebraucht wird, in Obligationen oder Festgeld an», erklärt er. Und sollten diese Zinsen einmal nicht reichen, übernimmt die SRG die Defizitgarantie, was im Fall der grossen Spenden zum Seebeben natürlich nicht der Fall sein wird. Zinserträge, die nicht für die Verwaltung gebraucht werden, gehen deshalb zurück in den Spendentopf.

Der Verwaltungsaufwand der Glückskette betrug 2003 2,28 Mio Fr. Dabei machten die Gehälter für Festangestellte mit 1,07 Mio Fr. den grössten Brocken aus. Hinzu kommen Auslagen wie beispielsweise für Expertenhonorare und Miete.

Die Glückskette ist in den Krisengebieten selber nicht aktiv, sondern leitet als Solidaritätsplattform Gelder an die Hilfswerke weiter. Sie arbeitet mit 28 Organisationen zusammen, die strengen Kriterien unterliegen. So müssen sie beispielsweise einen Sitz in der Schweiz haben, den Vorstand nach demokratischen Regeln wählen, auf ihrem Tätigkeitsgebiet mindestens dreijährige Erfahrung mitbringen, von der Stiftung Zewo anerkannt sein (Gütezeichen), einen Rechenschaftsbericht publizieren und die administrativen Kosten möglichst klein halten.

Die Hilfswerke müssen Projekte einreichen, in denen sie auflisten, wofür sie das Geld brauchen. Eine Expertenkommission prüft die Gesuche. Zu dieser Finanzierungskommission gehören sechs unabhängige Experten und sechs Vertreter von Hilfswerken. Geleitet wird sie vom ehemaligen DRS-Radiodirektor Andreas Blum.

Ist es nicht gefährlich, wenn Vertreter von Hilfswerken über Projektanträge von Hilfswerken mitentscheiden? «Im Gegenteil», meint Jeanneret, «die schauen sich gegenseitig gut auf die Finger.» Mit der Bewilligung eines Projektes ist es aber nicht getan. Budgetkontrollen, Zwischenberichte und Bezahlung in Tranchen dienen der Überwachung.

70% der Tsunami- Spenden gehen in den Wiederaufbau, der vier bis sechs Jahre dauern wird. 10 bis 15% werden für die bereits angelaufene Soforthilfe verwendet. Der Rest fliesst in die Rehabilitation, etwa in die Wiedereröffnung von Schulen.

In der Regel finanziert die Glückskette nur 80% der Projekte, 20% müssen die Hilfswerke selber aufbringen. Nun diskutiert die Glückskette, ob sie die Soforthilfe zu 100% finanzieren will und 90% für die Aufbauprojekte bezahlen möchte. Zurzeit arbeitet die Stiftung mit 14 Hilfswerken zusammen, die im Krisengebiet in Asien tätig sind. Dazu zählen Caritas, das Hilfswerk der Katholischen Kirchen Schweiz, und HEKS, das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Sie dürfen 10% der erhaltenen Glückskette-Gelder für Projektbegleitung vor Ort ausgeben. «Die erlaubten 10% der Spendengelder der Glückskette für Projektbegleitung werden etwa für Benzin der Fahrzeuge für Fachkräfte vor Krisenort, aber nicht etwa für unsere Büros in Indien verwendet», sagt HEKS-Sprecherin Seta Thakur.

*Wenig Geld für Verwaltung*

Die Caritas hat zwischen 1998 und 2003 für Projektbegleitungen im Ausland 9,2% aufgeworfen. Das waren Ausgaben für Planung, Durchführung, Begleitung und Auswertung der Projekte. «Die Projektbegleitung ist enorm wichtig für die Betreuung und die Kontrolle der Projekte», rechtfertigt Hans Krummenacher, Bereichsleiter Finanzen und Administration, diese Ausgaben. Für die Verwaltungskosten in der Schweiz gab Caritas in den letzten sechs Jahren im Schnitt 5,2% aus. Das ist vergleichsweise wenig: So gab Pro Helvetia 2003 knapp 38% ihres Geldes für Personal und Betrieb aus. Fazit: Bei der Glückskette sorgen breit gefächerte Kontrollmechanismen dafür, dass die Spenden nicht im Verwaltungsapparat versickern.

Partner-Inhalte