Das kleine Kunststoffplättchen sieht nach nichts aus. Es könnte alles sein. Das Wunder steckt im Innern: Ein Wärmeflusssensor, der sowohl Wärmeleistung, Konvektion wie auch Strahlung messen kann. Es handelt sich um das erste kommerzielle Produkt des Zürcher ETH-Spin-off Greenteg. Auf dem Markt lanciert wurde es vor rund einem Jahr.

Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten zeichnen sich ab, von der Gebäudetechnik über die Maschinenindustrie bis zur Medizinaltechnik, dort zum Beispiel zur Strahlungsmessung in chirurgischen Laserinstrumenten. «Für bestimmte Anwendungen sind unsere Sensoren weitaus geeigneter als herkömmliche Produkte», erklärt Wulf Glatz, Mitgründer und Firmenchef von Greenteg. Der Mikrosystemingenieur ist zufrieden: Die Sensoren sind im eigenen Webshop gefragt. Überdies hat Greenteg Ende 2013 den ersten Vertrag zur Belieferung eines Grosskunden abgeschlossen. Und die Perspektiven fürs laufende Jahr sind vielversprechend. «Wir rechnen damit, dass unsere Sensoren bis Ende 2014 in rund zehn industriellen Produkten in grösseren Serien eingesetzt werden.» Das Potenzial der Sensoren sei noch längst nicht erschöpft.

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Aufwendige Suche

Greenteg ist mehrgleisig unterwegs. Der erzielte Umsatz erlaubt es, die Entwicklungskosten des nächsten Produktes selbst zu bestreiten. Glatz und seine Mitgründer Etienne Schwyter, Peter Stein und Lukas Durrer arbeiten an der Kommerzialisierung von thermoelektrischen Generatoren (TEG). Diese nutzen bereits kleine Temperaturunterschiede zwischen einer Wärmequelle und der Umgebungstemperatur zur Stromproduktion. Das Prinzip ist zwar schon seit rund 170 Jahren bekannt, doch genutzt wurde es kaum. Der Grund: Die Thermogeneratoren liessen sich bislang nur in mühseliger Handarbeit herstellen. Also suchte Glatz im Rahmen seiner Dissertation an der ETH Zürich nach einem einfacheren Produktionsverfahren. Seine mit dem Swisselectric Research Award 2009 ausgezeichnete Arbeit war schliesslich der Ausgangspunkt für die Gründung von Greenteg im Juli 2009.

Das ETH-Spin-off ist nun so weit, dass auf der Produktionslinie in den eigenen Labors einige zehntausend TEG und Sensoren jährlich produziert werden können. Die Technologie basiert auf der elektrochemischen Abscheidung von Halbleitermaterialien, die in die Löcher einer spezifischen Kunststofffolie gefüllt werden. Die auf diese Weise produzierten TEG sind deutlich günstiger als solche, die auf Silizium setzen. Und sie erlauben, da sie dünner, variantenreicher und grossflächiger fabriziert werden können, ein grösseres Anwendungsspektrum.

So will etwa ein Gebäudetechnik-Hersteller TEG einsetzen, um Ventile und intelligente Steuerungen mit Strom zu versorgen. So liessen sich 20 bis 30 Prozent der Heizkosten sparen. TEG sind da nützlich, wo Abwärme zur Verfügung steht und eine kleine Menge Strom benötigt wird. Etwa am Handgelenk, um mittels Körperwärme eine Uhr zu betreiben oder zur Energierückgewinnung in Maschinen und Motoren.

Ersatz für Batterien

TEG könnten auch an schwer zugänglichen Orten Batterien ersetzen. Um Batterien verdrängen zu können, müssten die TEG billiger werden. Daran arbeiten Glatz und sein Team weiter. Der nächste Schritt wird sein, die Prozesstechnologie für die TEG auf grössere Serien und Formate auszurichten. Dann könnte auch eine vom Bundesamt für Energie unterstützte Anwendung getestet werden: Die Stromernte in Wärmetauschern, ganz ohne Dampfkessel und Turbinen.

Finanziell sieht Glatz nach der Anlaufphase Licht am Ende des Tunnels. «Wir sind durch das Gröbste durch und können bald auf eigenen Beinen stehen», sagt er. Er will jedoch nicht ausschliessen, dass für das Hochfahren der Produktion eine weitere Finanzierungsrunde notwendig werden könnte. Das Jungunternehmen startete mit einem bescheidenen Kapital von 50 000 Franken. Es profitierte aber von Fördergeldern, die es im Rahmen von Ausschreibungen und Wettbewerben einholen konnte.

Diese Lorbeeren halfen 2010 auch bei der Finanzierungsrunde, Investoren wie die Zürcher und die Aargauische Kantonalbank und die Axpo zu überzeugen. Zuletzt wurde das Start-up bei einem Wettbewerb zur besten Cleantech-Jungfirma Europas gewählt. Glatz nimmt das gelassen zur Kenntnis. «Wir haben Glück, dass wir uns mit Energieeffizienz beschäftigen. Da gibt es mittlerweile eben viele Preise und Fördergremien.»