Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen die Luftfahrt und damit auch die Swiss besonders hart. Die Fluggesellschaft trifft Massnahmen zur Liquiditätssicherung. Für das fliegende Personal wird Kurzarbeit beantragt.
Die Swiss habe wegen der Corona-Krise einen «signifikanten» Teil ihres Angebots reduzieren müssen, teilte die Airline am Freitagabend mit. Es werde rund die Hälfte der Kurz- und Langstreckenflotten vorübergehend aus dem Betrieb genommen. Damit würden Kosten gespart.
Ausserdem will die Lufthansa auf eine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr verzichten. Zudem erwartet die von der Pandemie schwer getroffene Airline für 2020 einen deutlichen Ergebnisrückgang.
Debatte um Staatshilfe
Weitere Massnahmen umfassen eine «Verschiebung von Lohnanteilen» innerhalb des Jahres. Das Fliegende Personal leiste einen Beitrag auf Basis von Vereinbarungen mit den Sozialpartnern. Zudem habe man einen Einstellungsstopp verhängt und nicht betriebsnotwendige Projekte eingestellt oder verschoben.
- Für das fliegende Personal aus Cockpit und Kabine beantragt die Swiss Kurzarbeit.
- Für das Bodenpersonal werde Kurzarbeit geprüft. In welchem Umfang die Massnahme umgesetzt werde, sei derzeit in Ausarbeitung.
Noch ist es nicht so weit, aber wegen der enormen Belastung durch die Coronavirus-Krise streckt der Swiss-Mutterkonzern Lufthansa schon mal die Fühler aus: Im Notfall will man auch um aktive Hilfe der Staaten bitten.
Der Vorstand habe sich «vor dem Hintergrund dieser bisher unbekannten Herausforderung entschieden, mit den Regierungen unserer Heimat-Länder nicht nur wie bisher über den Abbau von Belastungen zu sprechen, sondern auch über aktive Unterstützungen, sobald diese notwendig werden», sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Freitag in einer Videobotschaft an die Mitarbeiter.
Auch Gespräche mit der Schweiz
Einem Konzernsprecher zufolge gibt es Gespräche mit den Regierungen der Schweiz, von Österreich und Belgien - die Länder, in denen der Konzern mit seinen Tochtergesellschaften Swiss, Austrian und Brussels vertreten ist. Von einer Staatsbeteiligung will man in Lufthansa-Kreisen angesichts grosser Liquiditätsreserven nichts wissen.
Dem «Handelsblatt» zufolge nimmt Spohr an einer Runde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel teil, in der es um das neuartige Coronavirus und die Folgen etwa für die Wirtschaft gehen soll. Die Zeitung hatte auch zuerst über Spohrs Videobotschaft berichtet.
Die Lufthansa und ihre Töchter haben wegen des herben Nachfrageeinbruchs den Löwenanteil ihres Flugangebots für die kommenden Wochen gestrichen. «Ab den nächsten Tagen werden mindestens zwei Drittel unserer fast 800 Flugzeuge am Boden stehen, inklusive 150 Langstreckenflugzeugen», sagte Spohr.
Am Dienstag hatte der Konzern 23'000 Flüge für die Zeit bis zum 24. April gestrichen. Davon entfallen alleine auf die Swiss 4300. Üblicherweise fliegen die Gesellschaften des grössten Luftverkehrskonzerns Europas im Schnitt gut 3200 Flüge pro Tag.
Tags darauf verpasste das überraschende Einreiseverbot von US-Präsident Donald Trump für Menschen aus den 26 Staaten des Schengenraums der Branche einen weiteren Nackenschlag. Europas Fluggesellschaften mussten daraufhin noch einmal mehr Flüge streichen. Gemäss dem Sonderplan für die USA fliegt die Swiss etwa jetzt nur noch nach Chicago und New York.
Schliessungen von Drehkreuzen möglich
Wie lange die Lufthansa diese Situation finanziell durchstehen kann, liess Spohr offen. Allerdings sei sie dazu «auf jeden Fall länger,» in der Lage als andere Airlines, versprach er.
Für den Fall, dass die Krise noch schlimmer wird oder länger dauert, spielt die Führungsspitze bereits Möglichkeiten durch, wie sie Teile des Flugbetriebs zeitweise stilllegen könnte. Laut Spohr gehören zu den möglichen Krisenmassnahmen «auch potenzielle temporäre Schliessungen» von Flugbetrieben oder einzelner Drehkreuze. Als Drehkreuze - sogenannte Hubs - gelten bei der Lufthansa die grossen Flughäfen in Frankfurt, München, Wien und Zürich.
Spohr rief die Mitarbeiter zur Solidarität und Verzicht auf, «um die Zukunft der Lufthansa-Gruppe zu sichern». «Die in den vergangenen Jahren abgeschlossenen Vereinbarungen zur Krisensicherung werden für diese Herausforderung in der aktuellen Situation nicht reichen», sagte Spohr. Ziel sei, "in dieser einzigartigen Krise möglichst alle Beschäftigten an Bord zu halten". Das Management spreche mit den Gewerkschaften über ein Entgegenkommen. Spohr sagte zu, der Vorstand werde sich «in Solidarität» mit "Massnahmen zum Verzicht beteiligen".
(tim/awp/sda)
KLM streicht bis zu 2000 Jobs und bittet Niederlande um Hilfe
Die Fluggesellschaft KLM streicht bis zu 2000 ihrer 35.000 Arbeitsplätze. Das niederländische Tochterunternehmen von Air-France-KLM begründete den Schritt mit Geschäftseinbussen durch den Coronavirus-Ausbruch.
KLM-Chef Pieter Elbers erklärte, die Arbeitszeiten für sämtliche Mitarbeiter würden um ein Drittel verkürzt. Im zweiten Quartal könnten 30 bis 40 Prozent aller Flüge annulliert werden. Vielleicht sei diese Prognose aber auch noch zu optimistisch. «Es könnte zu einem Szenario wie in Italien kommen, wo das gesamte System stillgelegt wird.» KLM kündigte an, die niederländische Regierung um Hilfe zu bitten. Ministerpräsident Mark Rutte hatte zuvor Unterstützung angeboten.