Frühling – die Zeit des Wachsens und Gedeihens. Wer sich die aktuellen Unternehmensabschlüsse ansieht, kann schon fast nicht mehr glauben, dass unlängst noch das Rezessionsgespenst gedroht hat; der Arbeitsmarkt absorbiert Stellensuchende wie schon lange nicht mehr, die Gewinne steigen auf breiter Front, die Aktienkurse erreichen neue Rekordmarken.



Wer jetzt nicht wächst, hat etwas falsch gemacht. Doch wie schnell soll ein Unternehmen expandieren? Unternehmen müssen zwar wachsen, um langfristig vital und wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits gibt es zahlreiche Beispiele für den Absturz einst hochfliegender Wachstumsunternehmen. Übermässiges Wachstum ist sogar eine der Hauptursachen für Unternehmenskrisen. Zahlreiche Managementforscher gehen deshalb davon aus, dass Wachstum nur bis zu einem bestimmten Grad positiv auf den Unternehmenserfolg wirkt.

Gefragt ist nachhaltiges und profitables Wachstum. Aber wie erreicht man solches? Steve Jobs, der Gründer und CEO von Apple, hat die unternehmerische Balance einmal mit der Herausforderung verglichen, «den Kopf in den Wolken, aber zugleich beide Beine fest auf dem Boden zu haben». Der Typus des realistischen Visionärs ist somit gefragt.

Die Aussagen von einigen der Grossen in der Schweizer Managerszene belegen, dass es verschiedene Wege gibt, um zu wachsen die einen setzen auf sich selbst, die anderen auf ihre Mitarbeitenden, die dritten aufs Glück alle aber sind ziemlich pragmatisch.

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Sergio Marchionne: Harte Arbeit



Auf sein Erfolgsgeheimnis für das Wachstum von Fiat angesprochen, sagt Fiat-Chef Sergio Marchionne kurz und knapp wie immer: «I just work hard, my recipe is as simple as that.»

Dann schiebt er aber noch eine Metapher nach: Er versuche nicht nur die Perspektive eines Frosches, sondern immer auch jene eines grossen Vogels einzunehmen, der über dem Ganzen kreise und alles scharf beobachte.

Giorgio Behr: Zuhören können



Für den Unternehmer Giorgio Behr, Inhaber der BBC-Gruppe, zählen eine klare, zukunftsweisende Strategie, aber auch die Zufriedenheit und die Motivation der Mitarbeiter zu den wichtigen Erfolgsfaktoren für eine gedeihliche Firmenentwicklung. «Wenn ihnen die Arbeit Spass macht, habe auch ich Spass daran», sagt er. Noch etwas ist Behr wichtig, wenn es darum geht, eine solide Wachstumsbasis für eine Firma zu schaffen: «Den Kunden und den Mitarbeitern gut zuhören.»

Nicolas G. Hayek: Motivierte Leute



Seine Crew ist auch für Nicolas G. Hayek eines der wichtigsten Erfolgselemente, wenn ein Unternehmen zulegen soll: «Mitarbeiter sind für mich keine Kostenfaktoren. Was tut ein Manager ohne unternehmerische Begabung, wenn er, obwohl der Umsatz stabil ist oder steigen soll, Kosten senken muss? Er schmeisst 200 Mitarbeiter raus und hat offenbar nicht erkannt, dass diese bisher eigentlich gar nicht gebraucht wurden. Weil er sie trotzdem behalten hat, müsste er realisieren, dass er ein Trottel ist. Das würde mir nie passieren. Ich betrachte meine Mitarbeiter als entscheidendes und positives Element. Wenn ich einen Haufen Leute habe, die motiviert arbeiten und Geld verdienen, kann ich auch einen Haufen Uhren verkaufen.» Das wiederum fördere Wachstum. Um Erfolg zu haben, müsse man «mit dem Rotstift vor allem beim Einkauf und bei der Logistik ansetzen».

Tito Tettamanti: Glück & Co



Tito Tettamanti sagt: «Es gibt kein Erfolgsrezept, aber es hilft sicher, wenn man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Und nicht zu vergessen: Der Faktor G wie Glück gehört genau so dazu wie Intelligenz, Ausdauer, Fleiss und der feste Wille, erfolgreich zu sein.» Dann stelle sich Wachstum fast wie von selbst ein.



Willy Graf: Standfestigkeit



Die für Willy Graf, CEO der «VVK, Finanzplanung für grosse Verbände», entscheidenden Attribute für ein gesundes Firmenwachstum schliessen sich nahtlos an jene von Tettamanti an. A la longue erfolgreich am Markt bestehen und wachsen könne nur, wer keinen Januskopf habe, ein Garant für Kontiuität sei, die als richtig erkannten Ziele beharrlich verfolge und nicht beim ersten Gegenwind «umkippe».

Edgar Oehler: Weitsicht



Das könnte auch Edgar Oehler, Mehrheitsaktionär der Arbonia- Forster-Gruppe und Inhaber der STI Hartchromwerke, unterschreiben. «Aber ebenso wichtig für Wachstum und Erfolg sind für mich Weitsicht und Gespür für die Marktentwicklung und Kundenbedürfnisse, eine weltweite Berufserfahrung und Mut, das zu sagen, was man denkt.»

Oehler erwähnt auch noch den «schönsten Nebeneffekt des Erfolges» – wie er es formuliert: «Niemand kann einen Erfolgreichen dazu zwingen, etwas zu tun, was ihm widerstrebt.»

Hans Hess: Unzufrieden bleiben



Hans Hess, VR-Präsident von Burckhardt Compression und VR-Präsident in spe von Comet, muss sich ebenfalls nicht lange besinnen, wenn er auf sein Erfolgsrezept und seine Wachstumsstrategien angesprochen wird: «Sich nie damit zufrieden geben, dass man zufrieden ist.»

Auch für ihn ist darüber hinaus ein Sensorium für künftige Entwicklung unabdingbar für Erfolg. Und dann holt er zu seiner Lieblingsformulierung aus, die sich als Buchtitel über Wachstumsstrategien eignen würde: «Success in business is, when prepardness meets opportunity.» Mit anderen Worten heisst das etwa: Allzeit bereit sein.



Roland Eberle: Klare Vorstellung



Für den neuen sia-Abrasives-CEO Roland Eberle, der die Führung eines erfolgreichen und stark durch eigene Kraft gewachsenen Unternehmens übernommen hat, ist eine klare Vorstellung über die Expansionsstrategie und das Verfolgen dieses einmal als richtig erkannten Pfades Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft.

Eine positive Signalwirkung nach innen und aussen habe es auch, wenn bei Zielen, die ein nachhaltiges Gedeihen und Wachstum verfolgen, Denken und Handeln in Einklang gebracht werden.

Leo Egloff: Knochenarbeit



Und Leo Egloff, ehemaliger Toni-Chef und heute CEO und VR-Präsident der Kneuss AG, drittgrösster Geflügelanbieter neben Migros und Coop, erzielt Wachstum und Erfolg wie Marchionne vor allem durch «beinharte Knochenarbeit». Aber diese beiden Grössen müssten auch verdaubar sein. «Sonst kann man sich daran verschlucken.» Sowohl Wachstum wie Erfolg müssten daher auf real erzielten und erzielbaren Fundamenten aufgebaut werden.

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Fakten: Die sieben Regeln des Wachstums



• Herausfordernde, aber realistische Wachstumsziele setzen.

• Innovation und Effizienz als gleichwertige Unternehmensziele verankern.

• Fokus auf das Kerngeschäft und direkt verbundene Bereiche.

• Organisch wachsen durch ganzheitliches Innovations-management.

• Eine ausgewogene organisationale Plattform schaffen.

• Pluralität in der Führung fördern.

• Kontroll- und Frühwarnmechanismen aufbauen.