BILANZ: Meg Whitman, Ihre Aktie ist heute wieder so teuer wie Anfang 2000, auf dem Höchstpunkt der Interneteuphorie. Wie rechtfertigen Sie dies?
Meg Whitman: Mein Job ist es nicht, Bewertungen zu rechtfertigen. Mein Job ist es, Resultate zu liefern. Es sind die Investoren, die den Ebay-Kurs bestimmen.
Deren Gedächtnis scheint sehr kurzlebig zu sein.
Man darf nicht vergessen: Ebay ist heute viel grösser und weiter entwickelt als Anfang 2000. Und unter dem Strich spiegelt der Aktienkurs die Geschäftsergebnisse wider – vielleicht nicht jeden Tag oder jedes Quartal, aber mittel- und langfristig.
Ihre Price-Earnings-Ratio liegt bei 113. Die Aktie ist völlig überbewertet.
Ich möchte kein Urteil darüber abgeben.
Aber würden Sie einem Kleinanleger empfehlen, Ihre Aktie beim gegenwärtigen Kursniveau zu kaufen?
Ich kann keine Empfehlungen geben. Jeder einzelne Investor hat sein eigenes Risikoprofil. Aber was ich sagen kann: Das wird ein sehr grosses, profitables Unternehmen. Wir haben enorme Wachstumsmöglichkeiten, sei es in Ländern, in Warenkategorien, in Dienstleistungen, die wir Benutzern zur Verfügung stellen.
Das Ganze haben wir damals auch schon gehört. Es sieht aber nicht so aus, als hätte irgendjemand aus dem letzten Dotcom-Crash etwas gelernt …
Es reduziert sich auf die Frage: Glaubt man an die Effizienz der Finanzmärkte? Ich glaube, wir haben effiziente Finanzmärkte.
Wie bitte? Ebay und Yahoo zusammen haben eine Börsenbewertung, die halb so hoch ist wie die gesamte europäische Autoindustrie zusammen. Das macht doch keinen Sinn!
Ich kann nicht für Yahoo sprechen. Aber Ebay hat ein fantastisches Geschäftsmodell. Uns gibt es seit ein paar Jahren, wir haben bewiesen, dass wir Ergebnisse liefern können: Das Wachstum war robust, die Profitabilität sensationell, der generierte Cashflow gewaltig.
Wird die Blase ein zweites Mal platzen?
Der Markt sieht dieses Mal völlig anders aus. Auf dem Höhepunkt der Interneteuphorie gab es Abertausende Internetfirmen. Was da alles an die Börse gegangen ist! Die meisten davon verdienten kein Geld und hatten auch gar nie die Aussicht, Geld zu verdienen. Man hat in Geschäfte investiert, für die es kein Geschäftsmodell gab. Heute gibt es viel weniger Internetfirmen; mit Ausnahme von Amazon.com verdienen sie alle Geld.