Diese Woche hat Audemars Piguet (AP) ins gediegene AP House an der Bahnhofstrasse in Zürich eingeladen, um Neuheiten zu zeigen. 2023, das wurde dann schnell klar, gehört nach dem Fünfzig-Jahre-Royal-Oak-Taumel 2022 der Code 11.59. Sie ist die einzige «Gegenuhr» zur mächtigen Royal Oak im AP-Portfolio.
Eingeführt hat sie CEO François-Henry Bennahmias 2019 – und einen Shitstorm ausgelöst: Die runde Code 11.59 war der weltumspannenden Royal-Oak-Gemeinde zu anders.
Inzwischen hat auch sie laufen gelernt. Gemäss AP steuert die Code 11.59 inzwischen schätzungsweise 10 Prozent zum Umsatz bei, den Bennahmias seit seiner Ankunft 2012 von 500 Millionen in Richtung 1,5 Milliarden gepusht hat.
2023 geht er mit «seiner» Code 11.59 auf Tutti und präsentiert sie zum Auftakt gleich mal in der Variante «komplizierteste Armbanduhr, die AP je gemacht hat». Sie heisst Code 11.59 Universelle mit Beinamen «Königin der Ultra-Komplikation» und wird wohl als Meilenstein in die Geschichte der Uhrmacherei eingehen: In ihr ist das ganze umfassende Know-how der Manufaktur aus Le Brassus vereint.
Das Uhrwerk mit Automatikaufzug bringt 40 Funktionen und 23 Komplikationen zum Laufen: ewiger Kalender, Mondphase, Flying Tourbillon, Minutenrepetition – ganz gleich, woran Sie gerade denken: alles enthalten in der Universelle, dank sage und schreibe über 1000 Komponenten, die hier verbaut und in einem 42-mm-Gehäuse mit einer Höhe von gerade einmal 15 mm verpackt sind. Die Entwicklung der Ausserordentlichen hat sieben Jahre gebraucht. Ihre Auflage ist nicht limitiert. Sie zu herzustellen, dauert Monate. Sie zu kaufen, kostet ein Vermögen. Pro Jahr, heisst es, werde es nicht mehr als fünf Universelles geben, zum Preis von je rund 1,5 Millionen Franken.
Tragbar: Die über 1000 Komponenten sind im 42-mm-Gehäuse mit einer Höhe von gerade einmal 15 mm verpackt.
Dank Internet ist die Universelle auch normal verdienenden Uhrenliebhaberinnen und -liebhabern zugänglich: Via diesen Link lässt es sich wunderbar einfach durch das mechanische Wunderwerk swipen, inklusive Soundcheck der Minutenrepetition mit Supersonnerie-Technologie. Und dann abtauchen in die technischen Details sowie zum Ursprung der Idee: 1899 haben Jules Louis Audemars und Edward Auguste Piguet sich mit ihrer «L’Universelle» ein Denkmal gesetzt: Sie war dannzumal die komplizierteste Taschenuhr ever – mit 26 Funktionen und 19 Komplikationen. Sie ist im AP-Uhrenmuseum in Le Brassus zu bestaunen. Museum und Homepage: grosses Kino.
Pro memoriam: Das Code-11.59-Jahr wird das letzte von Bennahmias als CEO von AP sein. Im Sommer hat er angekündigt, die Manufaktur nach zehn Jahren als Boss kommenden Winter zu verlassen. Die Suche nach einer Nachfolgerin – gegenüber der «Bilanz» sagte er, «eine Frau wäre schön» – oder einem Nachfolger läuft, die Nomination wird mit Spannung erwartet, auch intern, wie das an diesem Tag im Zürcher AP House bei jedem Gespräch durchschimmert.
